Projektbeschreibung - Fremdheit und Armut - Universität Trier
Projektbeschreibung - Fremdheit und Armut - Universität Trier
Projektbeschreibung - Fremdheit und Armut - Universität Trier
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
spontan erwiesen; zudem werde durch jeden Gunsterweis auch der Rang der Fre<strong>und</strong>e<br />
untereinander neu definiert. 21<br />
Allerdings bleibt die Freiwilligkeit angesichts eines wachsenden Mangels an Alternativen<br />
problematisch; die Strafaktionen Roms gegenüber den Rhodiern (geschweige denn den<br />
Pergamenern oder Achaiern) vermag Burton auch nicht hinreichend zu erklären; wohl nicht<br />
zufällig unterbleibt schließlich der Versuch, das Deutungsschema auch auf das späte 2. Jh.<br />
v.Chr., in dem Rom wenig Interesse am hellenistischen Osten zeigte, oder gar auf das<br />
agonistische 1. Jh. v.Chr., in dem Pompeius oder Caesar nach Gutdünken über das Potential<br />
der amici populi Romani verfügten, zu übertragen. Man könnte ferner auch die Pflege<br />
verzweigter Nahverhältnisse der späteren Könige zu mehreren römischen Aristokraten mit<br />
den Überlebensstrategien römischer Proletarier vergleichen, die sich mehreren Patronen<br />
gleichzeitig andienten. 22<br />
2.4 Fre<strong>und</strong>schafts-, Klientel- <strong>und</strong> Vertragsverhältnisse fließen zusammen<br />
Die Grenzziehung innerhalb der keineswegs kongruenten Begriffspaare: der soziologischen<br />
Konzepte von Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Patronatsverhältnissen einerseits bzw. der römischen<br />
Vorstellung von amicitia <strong>und</strong> clientela andererseits, bleibt also mit Schwierigkeiten behaftet.<br />
Jedoch haben nach den Studien von Heuß <strong>und</strong> Dahlheim erneut Bra<strong>und</strong> <strong>und</strong> Burton in<br />
Erinnerung gerufen, daß amicitia/ amicus von der mittleren Republik an bis in die Kaiserzeit<br />
die quellenmäßig belegten Schlüsselbegriffe sind. 23 Dies war unabhängig davon, ob es sich<br />
um ‘Fre<strong>und</strong>e’ des Senats, des populus, einzelner Senatoren oder des Kaisers handelte, wobei<br />
dieses Prädikat gleichermaßen Privatmännern, Königen <strong>und</strong> Städten zugelegt wurde.<br />
21 Vgl. Burton 2003 (wie Anm. 12), 334-42 zu Definitionen von Fre<strong>und</strong>schaft (wobei der Machtaspekt jedoch<br />
überbetont zu sein scheint); S. 343-48 zur Abgrenzung von Klientelverhältnissen (wobei aber ein wesentlicher<br />
Aspekt der römischen clientela – ihre förmliche Begründung, s. dazu Anm. 6 – außer acht bleibt); S. 349-51 zum<br />
relativen Vorzug “konstruktivistischer” gegenüber “realistischen” außenpolitischen Theorien (d.h. die<br />
internationalen Verhältnisse würden eher durch die tatsächliche Kommunikation <strong>und</strong> in ihr ausgedrückten Werte<br />
als allein durch ein darwinistisches Machtkalkül geprägt); S. 351 mit Anm. 90 zur Konzentration auf<br />
interstaatliche Beziehungen (allerdings darf auch hier die interpersonale Dimension nie weggedacht werden, s.<br />
auch unten mit Anm. 32); S. 352-65 zu den Verhältnissen zwischen Rom <strong>und</strong> Syrakus (3. Jh.) bzw. Rhodos<br />
(202-146 v.Chr.). Je weiter sich Burtons Beispiele in das 2. Jh. hineinbewegen, desto fraglicher wird jedoch<br />
seine Interpretation. Überraschenderweise bleiben Bra<strong>und</strong>s (wie Anm. 11) <strong>und</strong> Eilers (wie Anm. 6) Arbeiten<br />
unberücksichtigt. Interessante Parallelen hinsichtlich des Fre<strong>und</strong>schaftsbegriffs <strong>und</strong> der politologischen<br />
Prämissen finden sich bei Manuel Tröster/ Altay Coskun: Zwischen Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Gefolgschaft.<br />
Vergleichende Beobachtungen zu den Außenbeziehungen des Römischen Reiches <strong>und</strong> der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika, GFA 6, 2003 [2004] (http://www.gfa.d-r.de/6-3/troester-coskun.pdf).<br />
22 Das beste Beispiel gibt hierfür der wendige Galater Deiotaros ab, vgl. die unter 5.2-3 aufgeführten Studien von<br />
Coskun 2003/4. Zu den innerrömischen Verhältnissen vgl. Peter Garnsey/ Greg Woolf: Patronage of the Rural<br />
Poor in the Roman World, in: Andrew Wallace-Hadrill (Hg.): Patronage in Ancient Society, London 1989, 153-<br />
170; Burton 2003 (wie Anm. 12), 346f. selbst spricht vergleichbare Phänomene unter einigen homines novi an.<br />
23 Vgl. die Verweise in Anm. 10-12. Kritisch dazu äußert sich aber z.B. Rich 1989 (wie Anm. 11), der diese<br />
Bezeichnung mit Saller 1989 (wie Anm. 7) für irreführend hält, da sie im Gegensatz zum Klientelverhältnis die<br />
9