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Trödler Jugendbücher (Vorschau)

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MAGAZIN<br />

11<br />

James Turrell, Afrum Red II (solid), 1970; Neues<br />

Museum Nürnberg<br />

Courtesy: Häusler Contemporary München/ZÜrich<br />

einfachen Kompositionen aus geometrischen<br />

Grundformen, die sowohl die<br />

Decken der Amischen als auch die Installationen<br />

und Grafiken Turrells auszeichnen.<br />

Die Ausstellung zeigt diese Formen<br />

im Spannungsfeld von Materialität und Immaterialität.<br />

Beide Ausstellungskomplexe<br />

stellen auch die Frage nach der Möglichkeit<br />

spiritueller Räume. Die einfachen Formen<br />

der Quilts sind Ausdruck der religiös<br />

geprägten Kultur der Amischen. Das<br />

schlichte Design, das aus einfarbigen<br />

Stoffteilen in gradlinigen Formen besteht,<br />

entspricht der bewusst bescheidenen,<br />

von der Welt abgeschiedenen Lebensweise<br />

der Religionsgemeinschaft. Monochro-<br />

Schweizer Filmplakate, verschiedene Epochen; Landesmuseum Zürich<br />

Foto: Schweizerisches Nationalmuseum<br />

me Stoffe in satten Farben werden zu einfachen<br />

Mustern zusammengestellt, die<br />

dem Alltag entlehnt sind. So sind die auf<br />

die Spitze gestellten Quadrate Floating<br />

Diamond und Center Diamond eine Referenz<br />

an das rautenförmige Motiv, das das<br />

Frontispiz des Amischen Hymnenbuches<br />

»Ausbund« schmückt. Das Repertoire an<br />

solchen Mustern ist in den Quilts der Amischen<br />

bewusst begrenzt. Das Prinzip der<br />

Wiederholung ist demnach integraler Bestandteil<br />

der Gattung, wie es auch in den<br />

Arbeiten Turrells eine wesentliche Rolle<br />

spielt. Selten gezeigte Installationen aus<br />

der Frühzeit dieses Künstlers, der zu den<br />

bedeutendsten Vertretern der internationalen<br />

Lichtkunst zählt, faszinieren durch<br />

ihre präzise im Raum gesetzten geometrischen<br />

Formen aus farbigem Licht. Sie<br />

changieren zwischen einer „Dinghaftigkeit<br />

des Lichts“ (Turrell), die ihm eine klar begrenzte<br />

Form verleiht, und dem Fließen der<br />

Lichtwellen im Raum. In den später entstandenen<br />

Zyklen First Light und Still Light<br />

vereint Turrell die von der Minimal Art inspirierten<br />

Motive der Projektionen zu tonal<br />

fein differenzierten Grafiken. Seine Formensprache<br />

entstammt somit den 1960erund<br />

1970er-Jahren, in denen in der Kunstwelt<br />

auch ein Bewusstsein und wachsendes<br />

Interesse für die Quilts der Amischen<br />

als Vorwegnahme der abstrakten Kunst<br />

der Zeit entsteht. (Bis 19.10.).<br />

Telefon: 0911/2402041<br />

■ Die Schweiz in Szene<br />

Man nehme eine breit angelegte Auswahl<br />

von Schweizer Spielfilmen und suche<br />

nach Szenen, die etwas über die Denkund<br />

Lebensweisen der Schweizer Gesellschaft<br />

erzählen – so die einfache Grund-<br />

Grosses Kino vor imposanter Kulisse; Landesmuseum<br />

Zürich<br />

idee der Ausstellung „Grosses Kino. Die<br />

Schweiz als Film“, die das Landesmuseum<br />

Zürich noch bis 19. Oktober zeigt.<br />

Filme sind wie ein historisches Möbel oder<br />

Hinterglasbilder Ausdrucksmittel der Kulturgeschichte.<br />

Spielfilme spiegeln den<br />

Zeitgeist. Beim Betrachten der Spielhandlungen<br />

erkennen wir, was „Schweiz“ oder<br />

„schweizerisch“ zur jeweiligen Zeit bedeutet.<br />

Vergessene und bekannte Schweizer<br />

Spielfilme bergen wahre Schätze. Ihre<br />

laufenden Bilder erwecken Geschichte zu<br />

neuem Leben.<br />

Mit „Grosses Kino. Die Schweiz als Film“<br />

verleiht das Landesmuseum Zürich dem<br />

Medium Film den gleichen Status wie anderen<br />

kulturhistorischen Museumsobjekten.<br />

Ob Filmfan oder Kinomuffel, die von<br />

Kurator Walter Keller gestaltete Ausstellung<br />

richtet sich an ein breites Publikum<br />

ohne Vorwissen über die Schweizer Filmgeschichte.<br />

Die Ausstellung ist in einem<br />

großen Raum inszeniert, der zehn Kleinstkinos<br />

beherbergt. Für „Grosses Kino“ wurden<br />

Themen ausgewählt, die mit dem<br />

Selbstverständnis der „Schweiz“ verbunden<br />

sind: „Freiheit und Neutralität“, „Liebe“,<br />

„Herkunft und Mythos“, „Arbeit-Aufbruch“<br />

usw. Selbst Conaisseure dürften<br />

dabei manche Entdeckung machen. Auf<br />

unterhaltsame und inspirierende Weise<br />

erfährt der Besucher etwas über die<br />

historisch-dynamischen Mentalitäten in<br />

der Schweiz im Verlauf der letzten hundert<br />

Jahre erfahren zu haben. Spielfilme zeigen<br />

die „Erzählung Schweiz“.<br />

Die Ausschnitte für die Ausstellung sind<br />

nach kuratorisch-subjektiven Kriterien und<br />

Einschätzungen aus der Schatztruhe der<br />

Filmgeschichte zusammengestellt. Die<br />

Auswahl der Filme erfolgte entsprechend<br />

nicht nach filmhistorischen Kriterien, sondern<br />

nach kulturhistorischen.<br />

Als kleines Mosaikstück bezüglich Konservierung<br />

zeigt die Schau auch, wie sinnvoll,<br />

notwendig und politisch wünschenswert<br />

die sorgsame Erhaltung des audiovisuellen<br />

Erbes der Schweiz ist.<br />

Telefon: 0041/44/2186511<br />

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