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Trödler Jugendbücher (Vorschau)

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KULTURGESCHICHTE<br />

97<br />

hunderts die Wiener Bronzen (kleine bemalte<br />

Bronzefiguren) sehr beliebt waren,<br />

ist es verständlich, dass Glanz den Eisenobjekten<br />

ebenfalls ein bronzenes Aussehen<br />

verleihen wollte. Die Signaturen, mit<br />

denen Glanz fast alle seine Güsse markiert<br />

hat, erleichtern die Zuordnung der<br />

Wiener Stücke. Neben kleinen Gegenständen<br />

für den alltäglichen Gebrauch wie<br />

Schell Collection sind mehr als 100 Stücke<br />

der Gießerei Glanz zugeordnet. Sie stellt<br />

somit einen der größten Bestände gusseiserner<br />

Kunstwerke von Joseph Glanz aus<br />

Wien.<br />

Informationen<br />

Büste Kaiser Franz Josef<br />

Büste Kaiserin Elisabeth<br />

Schell Collection, Museum für Schloss,<br />

Schlüssel, Kästchen und Eisenkunstguss<br />

Wienerstraße 10, 8020 Graz, Österreich,<br />

Tel: +43 316 715 656 38, Öffnungszeiten:<br />

Mo-Fr 8-16 Uhr, Sa 9-12 Uhr. Führungen<br />

sind auch außerhalb der Öffnungszeiten<br />

möglich.<br />

Bücher zur Sammlung: Pall, Martina,<br />

„Schlüssel und Schlösser“, 2012, ISBN<br />

978-3-950 1971-4-3; Pall, Martina „Eisenkunstguss<br />

aus der Österreichisch/Ungarischen<br />

Monarchie“. 2011, ISBN 978-2-950<br />

1071-3-6. Beide Bücher sind reich bebildert<br />

mit Exponaten der Hanns Schell<br />

Collection Graz. Internet: www.schellcollection.com<br />

Vom 29. bis 31. August findet im Museum,<br />

Wienerstaße 10 in Graz ein Sammlertreffen<br />

unter anderem mit Führungen, Vorträgen,<br />

Tauschbörse und Exkursion statt.<br />

Anmeldung am 29. August ab 8 Uhr, Tagungsgebühr<br />

pro Teilnehmer 20 Euro.<br />

Fotos: Hanns Schell Collection Graz<br />

Gusssäulen, Gießerei Berlin<br />

Galanteriewaren aus Silber, Bronze und<br />

Eisen. Die Kleingüsse von Glanz zeichnen<br />

sich durch feinsten Guss und hervorragende<br />

Ziselierungen sowie charakteristische<br />

Ornamente aus, die häufig über den<br />

Rahmen hinausragen und an gotische und<br />

neogotische Formen erinnern. Daneben<br />

gilt der Überzug mit seiner grünlichen Farbe<br />

typisch für die Stücke aus Wien – womit<br />

wohl die Edelpatina von Bronze imitiert<br />

werden sollte. Besonders gut zu sehen ist<br />

diese Edelpatina an kleinen Statuetten, die<br />

aus einer Serie stammen. Mit dieser Serie<br />

sollten einzelne Volksgruppen der großen<br />

K.&K.-Monarchie vorgestellt werden. Die<br />

fein gegossenen Figuren bestechen durch<br />

außergewöhnliche Detailtreue bei Knöpfen,<br />

Taschen und Applikationen. Alle sind<br />

schwer bewaffnet und tragen insgesamt<br />

zehn verschiedene Hieb- und Stichwaffen,<br />

Pistolen sowie Flinten. Die detailgetreuen<br />

Kostüme scheinen einer Vorlage entnommen<br />

zu sein. In Frage kommen Historische<br />

Kostümblätter oder vielleicht die kolorierten<br />

Lithographien von Moritz von Schwind<br />

und Matthias Loder (1823/24). Möglicherweise<br />

hat Glanz eine Serie über die Völker<br />

der Donaumonarchie dargestellt. Leider<br />

haben sich bis jetzt aber nur die drei Figuren<br />

des Montenegriner, Türken und<br />

Kaukasier finden lassen. Zwei der Statuetten<br />

sind signiert. Da Glanz neben der Eisengießerei<br />

auch den Bronzeguss betrieb<br />

und in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-<br />

Thermometer, Schreib- und Tintenzeugen,<br />

Briefbeschwerern, Kerzenständern,<br />

Tischfeuerzeugen und ähnlichem, versuchte<br />

sich die Gießerei auch in der Herstellung<br />

von Schmuck. Typische Ornamente<br />

von Glanz sind die überlappenden<br />

Ranken, neugotische Architekturteile und<br />

ein grün-brauner Anstrich der Stücke. Ein<br />

von Joseph Glanz aus Berlin mitgebrachtes<br />

Modell ist der Christuskopf mit Dornenkrone<br />

nach dem Vorbild von C. F.<br />

Tieck, der von Glanz aus Bronze gegossen<br />

und mit einem gotisierenden, gusseisernen<br />

Rahmen versehen wurde. Hier zeigen<br />

sich viele der vorhin erwähnten Charakteristika<br />

der Glanz’schen Güsse. Neben<br />

den kleinfigürlichen Kunstgüssen sind<br />

zwei Monumentalgüsse bekannt: Ein<br />

Hochrelief in der Teynkirche in Prag und<br />

die große Büste von Kaiser Franz I., aufgestellt<br />

in Bad Hofgastein. Mehrfach wurden<br />

seine Leistungen mit der Goldmedaille<br />

der Österreichischen Gewerbeprodukte<br />

Ausstellung ausgezeichnet. Die Revolution<br />

1848/49 setzte dem Betrieb aber dermaßen<br />

zu, dass dieser an die beiden Angestellten<br />

namens Jub und Pachlik übergeben<br />

wurde. Bis zum Jahr 1863 wird eine<br />

„Bronze- und Eisengußwarenfabrik<br />

Glanz“ im Wiener Handels-Adressbuch<br />

noch erwähnt, danach verliert sich die<br />

Spur. Joseph Glanz stirbt am 22. November<br />

1866 im Alter von 72 Jahren und hinterlässt<br />

vier Töchter. In der Sammlung der<br />

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