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Trödler Jugendbücher (Vorschau)

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KULTURGESCHICHTE<br />

ven Funktion. Schwere Eisenbeschläge an<br />

Truhen und Türen sind zunehmend durchbrochen,<br />

verästelt und enden in Lilien.<br />

Reich durchbrochene Bänder, wie sie vor<br />

allem in der Renaissance beliebt waren,<br />

sind feinste Eisenschnitt-Meisterleistungen.<br />

Eisenkunstguss<br />

Christuskopf mit Dornenkrone, Bronze, Glanz<br />

Berlin<br />

Statuetten, die einzelne Volksgruppen der K.&K.-<br />

Monarchie repräsentieren<br />

In der Abteilung für Eisenkunstguss der<br />

Schell Collection in Graz werden außerdem<br />

mehr als 3.000 weitere Objekte<br />

unterschiedlicher Gießereien auf einer<br />

Fläche von über 1.000 Quadratmetern gezeigt<br />

– darunter auch die der Königlich-<br />

Preußischen-Gießereien von Gleiwitz, Berlin<br />

und Sayn, die bisher als führende Hersteller<br />

unter den Gießereien galten. Aber<br />

auch Eisengießereien aus der K.&K.-Monarchie<br />

waren in allen Teilen des großen<br />

Reiches zu finden. Museumsleiterin Martina<br />

Pall hat sich dieser Thematik in einem<br />

weiteren Bildband unter dem Titel „Eisenkunstguss<br />

aus der Österreichisch/Ungarischen<br />

Monarchie“ angenommen und geht<br />

auf den altösterreichischen Eisenkunstguss<br />

detailliert ein. Im Unterschied zum<br />

technischen Guss kommt er vor allem als<br />

Luxusgut oder im täglichen Leben als Nippes,<br />

Wandschmuck, Dekorartikel oder<br />

Schmuck vor. Die Leistungen von Gießereien<br />

in Österreich, Ungarn, Böhmen und<br />

Mähren waren bisher jedoch wenig bekannt.<br />

Nun wird auch deren Modellreichtum,<br />

die Genauigkeit des Gusses und die<br />

Präzision der Ziseleure der ehemaligen<br />

K.&K.-Gießereien in ihrem Buch untersucht<br />

und wertgeschätzt. Besonders die<br />

Bedeutung der Gießerei Joseph Glanz in<br />

Wien, die den Vergleich mit den großen<br />

Drei aus Preußen nicht zu scheuen<br />

braucht, wird in dem Bildband von Martina<br />

Pall hervorgehoben. Außerdem behandelt<br />

die Autorin die österreichischen<br />

Gießereien in Gußwerk bei Mariazell sowie<br />

Meindl-Breit in Wien. Ein weiteres Themengebiet<br />

umfasst das damalige ungarische<br />

Staatsgebiet mit den Werken in<br />

Dernö, Budapest und Rhonic. Und auch in<br />

Siebenbürgen gab es Gießereien, die<br />

ebenso wie die ungarischen Werke der<br />

Niederösterreichischen Kammer unterstellt<br />

waren. Erwähnt werden die Werke<br />

Bogsán, Resicabánja, Ruszkabánja und<br />

Stajerlak-Anina. Das Staatsgebiet von<br />

Böhmen und Mähren umfasste auch die<br />

bedeutenden Gießereien Horovice und<br />

Blansko, daneben Hütten in Dobris, Rokycany,<br />

Plzen, Adamov, Sobotin, Stepánov,<br />

Frydlant, Neu Joachimsthal, Ransko und<br />

Bolikov.<br />

Gießerei Joseph Glanz<br />

Besonderes Augenmerk widmet Martina<br />

Pall der Gießerei Joseph Glanz aus Wien:<br />

Geboren 1795 in Lemberg, studierte Joseph<br />

Glanz von 1814 bis 1818 an der Wiener<br />

Kunstakademie und wurde zum Goldschmied<br />

und Ziseleur ausgebildet. Die<br />

Königlich-Preußische Eisengießerei in<br />

Berlin rief ihn dann im Jahr 1819 nach<br />

Deutschland, wo er im Laufe der Zeit zum<br />

bekanntesten Ziseleur der Berliner Gießerei<br />

wurde. 1831 kehrte Glanz nach Wien<br />

zurück und eröffnete die „k.k. landesprivilegierte<br />

Bronce- & Eisengießerei Joseph<br />

Glanz“ mit dem Privileg einer Fabrik für<br />

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