Vorab-Version! Endstation Ladentheke - Fair Trade
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Die Marktkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel<br />
Nachdem Aldi und Lidl lange Zeit mit Abstand<br />
als umsatz- und wachstumsstärkste Discounter<br />
galten, würde ihnen mit der beantragten<br />
Übernahme von Plus durch Edeka Konkurrenz<br />
drohen. Mit einem Schlag würde sich die<br />
Edeka auf den dritten Platz gleich hinter Lidl<br />
katapultieren (LZ vom 13.9.2007). Damit<br />
bekäme Lidl einen Verfolger, der bei der<br />
Standortanzahl ein gutes Drittel mehr zu bieten<br />
hat. Ende 2007 wurde darüber hinaus bekannt,<br />
dass Metro einen Käufer für seine Extra-<br />
Märkte sucht.<br />
Tabelle 4: Expansionspläne der Top Einzelhändler<br />
Edeka 200 neue Märkte im Stammgeschäft<br />
300 Neueröffnungen im Discount-<br />
Geschäft<br />
Rewe 180 neue Penny-Filialen in 2008<br />
400 neue Standorte insgesamt in den<br />
nächsten 5 Jahren<br />
Lidl mehr als neue 100 Märkte pro Jahr<br />
Zielmarke: 3.500 Filialen<br />
Quelle: LZ und Rewe vom 23.5.2007<br />
Ein Ende des Konzentrationsprozesses im Lebensmitteleinzelhandel ist also nicht in Sicht.<br />
Branchenkenner schätzen, dass der Marktanteil der „Top Five“ in den nächsten fünf Jahren auf 80<br />
Prozent anwachsen könnte; Discounter mit ihrem wachstumsstarken Vertriebskonzept könnten sich<br />
mittelfristig einen Marktanteil von 50 Prozent erarbeiten. Mit der zunehmenden Konzentration steigt<br />
auch die Einkaufsmacht der größten Einzelhändler. Mittelfristig deutet vieles darauf hin, dass vier<br />
Konzerne den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland unter sich aufteilen werden.<br />
Exkurs: Der ländliche Raum wird abgehängt<br />
Bereits heute gibt es in vielen Gemeinden im ländlichen Raum keine Verkaufsstellen des<br />
Lebensmitteleinzelhandels mehr. Damit gestaltet sich die Nahversorgung im ländlichen Raum<br />
problematisch. Deutschlandweit steigt zwar die Verkaufsfläche, aber die Anzahl der Standorte sinkt<br />
ständig. Existierten im Jahr 1966 noch ca. 160.000 Lebensmittelgeschäfte, so sind es gegenwärtig nur<br />
noch um die 60.000. Im Zuge des Strukturwandels im Lebensmitteleinzelhandel haben die Supermärkte<br />
und die Discounter die traditionellen Einzelhandelsgeschäfte verdrängt. Dabei werden Verkaufsflächen<br />
von mindestens 700 m 2 und Einzugsgebiete von mindestens 6.000 Einwohnern für die Ansiedlung<br />
vorausgesetzt. Gemeinden, die diese Kriterien nicht erfüllen, kommen als Standort nicht in Frage.<br />
Für die Menschen bedeutet das mehr und längere Wege für den Einkauf von Waren des täglichen Bedarfs.<br />
Die Zahl der Wege pro Tag stieg im Zeitraum 1982-2002 von 51 auf 70 Millionen. Entsprechend erhöhten<br />
sich die damit verbundenen Kilometer pro Tag von 219 auf 444 Millionen Kilometer. Damit rangiert der<br />
Einkauf nach Freizeit und Beruf an dritter Stelle der Mobilitätszwecke, weist aber die höchsten<br />
Wachstumsraten auf. Er wird zunehmend als motorisierter Individualverkehr erledigt. Alle jene, deren<br />
Mobilität eingeschränkt ist – Menschen mit einem geringen Einkommen, Ältere und Menschen mit<br />
Behinderung – sind vom Rückzug der Einzelhändler aus der Fläche besonders betroffen. Die ungenügende<br />
Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr erschwert die Nahversorgung dieser<br />
Bevölkerungsgruppen noch weiter.<br />
Die Grundversorgung mit Energie, Post- und Telekommunikationsdienstleistungen, Transport oder<br />
ärztlichen Diensten ist politisch stärker reguliert. Im Hinblick auf die Versorgung mit Waren des täglichen<br />
Bedarfs gibt es hingegen keine politischen Vorgaben. Der erschwerte Zugang zu Lebensmitteln und die<br />
verringerte Teilhabe an der Konsumgesellschaft werden in Deutschland auf Bundesebene kaum als<br />
Problem wahrgenommen.<br />
Quelle: IÖW 2005<br />
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