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Vorab-Version! Endstation Ladentheke - Fair Trade

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Exkurs: Sozial- und Umweltprobleme bei Grupo Acon, Chiquita, Del<br />

Monte etc.<br />

Nach einem Bericht der Landarbeitergewerkschaft SITRAP vom 28. März 2007 kennt die gewerkschaftsfeindliche<br />

Politik von Piña Frut keine Grenzen. Das Unternehmen droht mit „schwarzen Listen“,<br />

Gehaltskürzungen, Massenentlassungen und Plantagenschließungen. Tag für Tag gibt es Besuche auf den<br />

Plantagen, um die Arbeiter/innen zum Austritt aus der Gewerkschaft zu bewegen. Unter diesen Umständen<br />

lehnte SITRAP die Weitergabe der Namen von Arbeiter/innen, die aus der Gewerkschaft ausgetreten sind,<br />

an den britischen Lebensmitteleinzelhändler Tesco ab. Diese Arbeiter/innen waren kürzlich von Grupo<br />

Acon gezwungen worden, einen Brief zu unterschreiben, in dem sie ihren freiwilligen Austritt aus der<br />

Gewerkschaft erklären (SITRAP 2007). Piña Frut gehört zur Grupo Acon und beliefert in erster Linie Dole,<br />

aber in kleineren Mengen auch andere Fruchtimporteure.<br />

Gemäß aktuellen Informationen von Gewerkschaften vor Ort lässt die Compania Bananera Atlantica, die zu<br />

Chiquita gehört, keine Gewerkschaften zu. Dem Unternehmen Pindeco, einer Tochter von Del Monte,<br />

wird eine Serie von Verstößen gegen das 1997 geschlossene Rahmenabkommen mit den Gewerkschaften<br />

vorgeworfen. Diese Vereinbarung über den Umgang zwischen Belegschaft und Unternehmen hielt Del<br />

Monte nicht davon ab, mit allen möglichen Mitteln die Entwicklung von Gewerkschaften systematisch zu<br />

verhindern. Als sich im Jahr 1999 herausstellte, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann, hat Del Monte<br />

kurzerhand die Arbeiter/innen entlassen. Einige wurden wieder eingestellt, mussten aber Lohneinbußen von<br />

50 Prozent und geringere Sozialleistungen hinnehmen. Die führenden Gewerkschafter wurden nicht wieder<br />

eingestellt. Die Gewerkschaft SITRAP hat daraufhin vorläufig die Arbeit eingestellt.<br />

Im Mai 2007 unternahm SITRAP einen neuen Anlauf, um Mitglieder zu gewinnen. Ihre Aktivitäten<br />

konzentrierten sich auf zwei Fincas, die nach dem Standard SA 8000 zertifiziert sind. Dieser Standard<br />

wurde 1997 von Gewerkschaftsvertretern, Menschenrechtsaktivisten, Wissenschaft, Industrie, Auditoren<br />

und Zertifizierungsgesellschaften eingeführt. Er fordert die Einhaltung der vier ILO-Kernarbeitsnormen<br />

und der auf UNO- und ILO-Konventionen basierenden Standards in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit<br />

am Arbeitsplatz, Lohn, Arbeitszeit und menschenwürdige Behandlung. Darüber hinaus muss ein<br />

Managementsystem eingeführt werden, das die Umsetzung des SA 8000-Standards sicherstellt (sa-intl.org).<br />

An der gewerkschaftsfeindlichen Politik von Pindeco (Del Monte) hat das jedoch nichts geändert.<br />

Die Hacienda Mindoro del Caribe, die auch den deutschen Markt mit Ananas beliefert, hat in der letzten<br />

Zeit den Ananasanbau enorm ausgeweitet, zulasten von Mensch und Umwelt. Abholzungen, Umleitung<br />

von Wasserläufen und die Trockenlegung von Trinkwasserquellen sind die Folgen dieser unkontrollierten<br />

Expansionspolitik. Abholzungen und Umweltprobleme werden ebenso durch die Expansion von Las<br />

Delicias – einem Zulieferer von Grupo Acon – verursacht. Durch den Ananasanbau der Finca der<br />

Hacienda Ojo de Agua wurde das Trinkwasser für 6.000 Anwohner verseucht. Seit einem Jahr müssen sie<br />

durch einen Tankwagen mit Trinkwasser versorgt werden.<br />

Wegen der miserablen Arbeitsbedingungen im Ananasanbau suchen viele Costa Ricaner/innen nach<br />

attraktiveren Beschäftigungsmöglichkeiten. Schon jetzt beträgt der Anteil der Immigranten in diesem<br />

Sektor 60 Prozent. Die meisten kommen aus Nicaragua. Der Ananasverband Canapep forderte Mitte<br />

2007 sogar eine Änderung des Einwanderungsgesetzes (La Nación vom 8.6.2007). Die Arbeiter/innen<br />

aus Nicaragua haben überhaupt keine Rechte. Sie arbeiten im Akkord unter extremen<br />

Wetterbedingungen und sind beim Einpflanzen von Setzlingen permanent Chemikalien ausgesetzt, die<br />

ihnen die Fingernägel zerfressen. Der Lohn reicht nicht aus, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen<br />

(García 2006).<br />

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