Vorab-Version! Endstation Ladentheke - Fair Trade
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1. Einführung<br />
Fruchtimporte aus den Tropen versprechen das ganze Jahr über exotischen Genuss. Das Angebot in<br />
deutschen Supermärkten lässt kaum Wünsche offen. Bananen gehen bereits seit langem<br />
selbstverständlich über die <strong>Ladentheke</strong>n. Nicht so die Ananas: ihr Siegeszug begann erst vor ein paar<br />
Jahren mit der Markteinführung der „goldenen“ bzw. „süßen“ Ananas. Die steigende Nachfrage sowie<br />
gute Gewinn- und Wachstumschancen haben zu einer Ausweitung der Produktionsflächen geführt.<br />
Viele Bananenplantagen haben auf den Ananasanbau umgestellt. In Costa Rica, dem Hauptlieferanten<br />
von Ananas für den deutschen Markt, verdienen daran oft dieselben Unternehmen, die vormals<br />
Bananen anbauten. Viele der aus dem Bananenanbau bekannten Probleme wiederholen sich bei der<br />
Ananas.<br />
Über den Einkauf von Bananen und Ananas bestimmen Einzelhändler. Sie entscheiden, welche Ware<br />
in gewünschter Menge und Qualität zu einem bestimmten Zeitpunkt angeliefert, und dadurch auch,<br />
unter welchen Bedingungen sie produziert wird. Damit verfügt der Einzelhandel über eine erhebliche<br />
Einkaufsmacht. Die fortschreitende Konzentration im Einzelhandel mit Lebensmitteln verstärkt diese<br />
Macht. Bereits heute beherrschen die fünf größten Supermärkte in Deutschland 70 Prozent des<br />
Lebensmittelhandels. Es wird erwartet, dass sich das Tempo der Konzentration im Lebensmittelhandel<br />
noch weiter erhöht. Dabei gilt der deutsche Markt schon jetzt als der „nachweislich härteste Markt der<br />
Welt“ mit einem „außerordentlich niedrigen Preisniveau“. Letzteres liegt unter anderem an der<br />
Durchschlagskraft der Discounter mit ihrem wachstumsstarken Vertriebskonzept.<br />
Je größer der Marktanteil der Lebensmitteleinzelhändler, desto mehr können sie ihre Einkaufsmacht<br />
ausspielen. Den Zulieferern bleibt häufig nichts anderes übrig, als die Preis-, Qualitäts- und Liefervorgaben<br />
des Lebensmitteleinzelhandels zu akzeptieren. Der Preis- und Kostendruck wird entlang der<br />
Lieferkette nach unten weitergegeben. Die Leidtragenden einer Geschäftspolitik der möglichst<br />
niedrigen Einkaufspreise sind die Arbeiter/innen, die im Süden unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen und für Hungerlöhne auf den Plantagen arbeiten. Ein Lieferkettenmanagement auf der<br />
Grundlage von Profitmaximierung, größtmöglicher Preiseffizienz beim Einkauf und des Abwälzens<br />
von Kosten und Risiken auf die Zulieferer ist nicht nachhaltig.<br />
Eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft ist die soziale und ökologische Gestaltung von<br />
Wertschöpfungs- bzw. Lieferketten. Dem Einzelhandel mit seiner Einkaufsmacht kommt dabei eine<br />
besondere Verantwortung zu. Eine angemessene Entlohnung und eine faire Teilhabe an den<br />
Gewinnen, die Achtung von Menschenrechten, die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der<br />
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Erhalt der biologischen Vielfalt sowie eine<br />
umweltverträgliche und Ressourcen schonende Produktionsweise entlang der Lieferkette stellen die<br />
Maßstäbe für ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell im Lebensmittelhandel dar.<br />
Die Studie „<strong>Endstation</strong> <strong>Ladentheke</strong>“ beschreibt am Beispiel von Ananas und Bananen die Lieferkette<br />
vom Feld bis zur <strong>Ladentheke</strong> und die Produktionsbedingungen in Costa Rica und Ecuador. Vor dem<br />
Hintergrund der fortschreitenden Konzentration im deutschen Lebensmitteleinzelhandel werden<br />
schließlich Handlungsansätze zur Diskussion gestellt.<br />
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