Smartphone Version - Société suisse de pédiatrie
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Vol. 23 Nr. 1 2012<br />
Empfehlungen<br />
Die Betreuung und Reanimation<br />
<strong>de</strong>s Neugeborenen<br />
Revidierte Empfehlungen <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Neonatologie (2012)<br />
Erarbeitet von einer Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Neonatologie<br />
bestehend aus (in alphabetischer Reihenfolge): T. M. Berger, Luzern; V. Bernet, Zürich;<br />
J.-C. Fauchère, Zürich; B. Laubscher, Neuenburg; A. Malzacher, St. Gallen; M. Nelle, Bern;<br />
R. E. Pfister, Genf; M. Roth-Kleiner, Lausanne; S. Schulzke, Basel; G. Zeilinger, Aarau;<br />
D. Surbek, Bern (Schweiz. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe)<br />
Redaktionelle Verantwortung: J.-C. Fauchère, Zürich<br />
Einführung<br />
Entstehung und Anwendung<br />
dieser Empfehlungen<br />
Eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r Schweizerischen<br />
Gesellschaft für Neonatologie (SGN) hat im<br />
Jahr 2000 Empfehlungen zur Betreuung und<br />
Reanimation von Neugeborenen für die<br />
Schweiz ausgearbeitet. Nach einer ersten<br />
Überarbeitung 2007 wer<strong>de</strong>n diese nun<br />
aufgrund neuerer Daten und Evi<strong>de</strong>nzen 1)<br />
sowie Revisionen internationaler Empfehlungen<br />
2)–7) erneut revidiert. Diese Leitlinien<br />
sollen als Empfehlungen verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />
die im individuellen Fall angepasst<br />
wer<strong>de</strong>n können und sollen.<br />
Ziel und Zielpublikum<br />
dieser Empfehlungen<br />
Diese Empfehlungen beziehen sich in erster<br />
Linie auf die Betreuung von Neugeborenen<br />
älter als 34 0/7 Schwangerschaftswochen<br />
und mit einem Geburtsgewicht über<br />
2000 g. Sie haben Geltung für die Situation<br />
in <strong>de</strong>r Gebärabteilung sowie für die gesamte<br />
Perinatalzeit. Sie richten sich an alle<br />
Gebärkliniken <strong>de</strong>r Schweiz sowie an alle<br />
Pädiater, Neonatologen, Geburtshelfer, Anästhesisten,<br />
Hebammen und Neonatologie-<br />
Pflegefachfrauen.<br />
Wichtige Än<strong>de</strong>rungen<br />
in dieser Revision<br />
Folgen<strong>de</strong> wichtige Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Empfehlungen<br />
wur<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>r letzten Revision<br />
2007 angebracht:<br />
• Bei allen Neugeborenen nach vaginaler<br />
Geburt ohne Reanimationsbedarf soll die<br />
Abnabelung erst 60 Sekun<strong>de</strong>n nach vollständiger<br />
Entwicklung vorgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn keine mütterliche Indikation<br />
zur raschen Abnabelung besteht. Bei<br />
Frühgeborenen, welche durch Sectio<br />
entbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, soll die Nabelschnur<br />
vor Abnabelung drei- bis viermal ausgestrichen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
• Termingeborene Kin<strong>de</strong>r sollen primär mit<br />
Raumluft reanimiert wer<strong>de</strong>n. Falls die<br />
Sauerstoffsättigung (präduktale Pulsoxymetrie)<br />
trotz adäquater Beatmung zu tief<br />
bleibt, soll eine zusätzliche Sauerstoffverabreichung<br />
in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei wird ein normaler Sättigungsanstieg<br />
nach Geburt angestrebt<br />
(Algorithmus).<br />
• Adrenalin soll wenn immer möglich intravenös<br />
verabreicht wer<strong>de</strong>n. Im Fall einer<br />
intratrachealen Applikation sollen 50–<br />
100 µg/kg/Dosis gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
• Der zusätzlich zu <strong>de</strong>n klinischen Untersuchungen<br />
(Auskultation, Thoraxexkursionen)<br />
durchgeführte Nachweis <strong>de</strong>s expiratorischen<br />
CO 2<br />
ist die schnellste und<br />
zuverlässigste Metho<strong>de</strong> zur Sicherstellung<br />
<strong>de</strong>r intratrachealen Tubuslage.<br />
• Neugeborene Kin<strong>de</strong>r ≥ 36 SSW mit klinischen<br />
Zeichen einer mo<strong>de</strong>raten bis<br />
schweren hypoxisch-ischämischen Enzephalopathie<br />
sollen im Neonatologie-Zentrum<br />
mittels therapeutischer Hypothermie<br />
behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Erst nach<br />
erfolgter Rücksprache mit <strong>de</strong>m Zentrum<br />
und bis Eintreffen <strong>de</strong>r Transport-Equipe<br />
sollen alle Wärmequellen (Wärmestrahler,<br />
-bett) ausgeschaltet wer<strong>de</strong>n.<br />
Organisation<br />
Allgemein<br />
Bis 10% aller Neugeborenen benötigen im<br />
Sinne einer Stabilisierung in <strong>de</strong>n ersten<br />
Lebensminuten einfache respiratorische<br />
Unterstützungsmassnahmen. Weiterführen<strong>de</strong><br />
Reanimationsmassnahmen sind hin-<br />
gegen nur bei etwa 1% <strong>de</strong>r Neugeborenen<br />
notwendig 3), 8) . Weil Risikosituationen nicht<br />
immer vorausgesehen wer<strong>de</strong>n können,<br />
müssen bei je<strong>de</strong>r Geburt ausgebil<strong>de</strong>tes<br />
Personal und die technische Ausrüstung für<br />
eine allfällige Reanimation vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
Eine optimale Betreuung<br />
von Neugeborenen erfor<strong>de</strong>rt:<br />
• Kommunikation zwischen Hebammen, Geburtshelfer<br />
und Pädiater (Neonatologen).<br />
• Ausreichen<strong>de</strong> Information über das neonatologische<br />
Risiko noch vor <strong>de</strong>r Geburt.<br />
• Antizipation <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong>n Störungen.<br />
• Umsichtige Planung und Vorbereitung<br />
von Material und Personal.<br />
• Klare und ruhige Führung <strong>de</strong>r Reanimation<br />
durch eine in neonataler Reanimation<br />
kompetente Fachperson.<br />
Personal<br />
Im I<strong>de</strong>alfall ist eine Person ausschliesslich<br />
für die Versorgung <strong>de</strong>s Neugeborenen<br />
verantwortlich. Sie soll fähig sein, eine<br />
Reanimation einzuleiten, d. h. die Luftwege<br />
freizulegen und eine Maskenbeatmung<br />
durchzuführen. Für weitere Massnahmen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re für eine intratracheale Intubation,<br />
soll Hilfe von einer in <strong>de</strong>r neonatalen<br />
Reanimation geübten Person (Neonatologe,<br />
Pädiater, Anästhesist) angefor<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n 3), 5) . Auch bei einer vermeintlich<br />
risikofreien Geburt können beim Neugeborenen<br />
unvorhersehbare Probleme auftreten.<br />
Daher sind ein funktionstüchtiger<br />
Reanimationsplatz inklusive Zubehör (Liste<br />
1) und die rasche Verfügbarkeit einer in<br />
<strong>de</strong>r neonatalen Reanimation geübten Person<br />
Voraussetzung für je<strong>de</strong> Gebärabteilung.<br />
In diesen liegt die primäre Verantwortung<br />
für das Neugeborene beim<br />
Geburtshelfer. Dieser kann die Verantwortung<br />
im Einzelfall an einen Kollegen einer<br />
an<strong>de</strong>ren Fachrichtung vorzugsweise <strong>de</strong>r<br />
Pädiatrie/Neonatologie übertragen.<br />
Im I<strong>de</strong>alfall sollen bei einer geplanten Hausgeburt<br />
eine Person für die Gebären<strong>de</strong> und<br />
eine in neonataler Reanimation kompetente<br />
Persone für das Neugeborene anwesend<br />
sein 5) .<br />
Ärzte, Hebammen und Pflegepersonal, welche<br />
Neugeborene bei <strong>de</strong>r Geburt betreuen,<br />
sollen regelmässig strukturierte Kurse bezüglich<br />
Standards und Fertigkeiten in <strong>de</strong>r<br />
neonatalen Reanimation besuchen 9) . Diese<br />
Kurse wer<strong>de</strong>n im Namen <strong>de</strong>r SGN vom jeweilig<br />
verantwortlichen Neonatologie-Zentrum<br />
durchgeführt.<br />
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