Smartphone Version - Société suisse de pédiatrie
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Zeitschriftenreview<br />
Vol. 23 Nr. 1 2012<br />
Kin<strong>de</strong>runfälle<br />
Olivier Reinberg, Lausanne<br />
Übersetzung: Rudolf Schlaepfer, La Chaux-<strong>de</strong>-Fonds<br />
Sturzhelme beim Skifahren:<br />
Anwendung, Ten<strong>de</strong>nzen und<br />
Einstellung<br />
Dieser aus Australien stammen<strong>de</strong> Artikel<br />
interessiert uns, da er Fragen beantwortet,<br />
die uns betreffen. Die Autoren erinnern<br />
daran, dass bei Wintersportarten (Ski,<br />
Snowboard) das Tragen eines Sturzhelmes<br />
die Anzahl Schä<strong>de</strong>lhirntraumen je nach<br />
Studie um 16 bis 30% reduziert. Die US<br />
Consumer Product Safety Commission kam<br />
zum Schluss, dass 44% <strong>de</strong>r beim Skifahren<br />
aufgetretenen Schä<strong>de</strong>lhirntraumen beim<br />
Erwachsenen und 53% beim Kind hätten<br />
verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können. Trägt man nun<br />
einen Sturzhelm, wenn ja, weshalb, und<br />
wenn nicht, mit welchen Argumenten?<br />
In Australien tragen 16% Erwachsene und<br />
67% Kin<strong>de</strong>r bei Gleitsportarten einen Sturzhelm.<br />
Von 2003 bis 2008 war die Zunahme<br />
an Personen, die einen Sturzhelm tragen,<br />
beson<strong>de</strong>rs hoch, am eindrücklichsten war<br />
dies bei Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Fall. Hat man sich ans<br />
Tragen <strong>de</strong>s Sturzhelmes gewöhnt, wird er<br />
regelmässig getragen (86% regelmässiges<br />
Tragen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Gruppen).<br />
Kin<strong>de</strong>r, Männer und Snowboar<strong>de</strong>r zeigen<br />
eine ein<strong>de</strong>utig grössere Bereitschaft, einen<br />
Sturzhelm zu tragen, als die übrigen untersuchten<br />
Gruppen.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, einen Sturzhelm zu<br />
tragen ist beim Kind 2.3 mal grösser als beim<br />
Erwachsenen, bei Männern 1.7 mal grösser<br />
als bei Frauen, und bei Snowboar<strong>de</strong>rn 1.5 mal<br />
grösser als bei Skifahrern. Begünstigt wird<br />
das Sturzhelmtragen durch Erfahrung, vorangegangenen<br />
Unfall, Skischule und Materialmiete.<br />
Von Kin<strong>de</strong>rn am meisten geschätzt<br />
wer<strong>de</strong>n die freestyle-Helme, von Erwachsenen<br />
die Standardhelme.<br />
Folgen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n von Kin<strong>de</strong>rn, in<br />
abnehmen<strong>de</strong>r Häufigkeit, für das Tragen<br />
eines Sturzhelmes angegeben (die Argumente<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich von <strong>de</strong>nen Erwachsener):<br />
Meine Eltern zwingen mich<br />
dazu, ich will nicht, dass mir etwas passiert,<br />
<strong>de</strong>r Helm hält meinen Kopf warm, meine<br />
grossen Brillen halten damit besser, meine<br />
Freun<strong>de</strong> tragen einen. Umgekehrt wer<strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> für das Nichttragen angegeben<br />
(auch hier unterschei<strong>de</strong>n sich die<br />
Grün<strong>de</strong> von <strong>de</strong>nen, die Erwachsene angeben):<br />
Sturzhelmtragen ist nicht obligatorisch,<br />
es ist unangenehm, ich fahre nur auf<br />
einfachen Anfängerpisten, ich mag <strong>de</strong>n<br />
look <strong>de</strong>r Helme nicht, ich kann gut Skilaufen<br />
und riskiere keine Kopfverletzung, keiner<br />
in meiner Familie/meiner Freun<strong>de</strong> trägt<br />
einen Sturzhelm.<br />
Die Autoren vergleichen ihre Resultate mit<br />
früher, in <strong>de</strong>r nördlichen Hemisphäre publizierten<br />
Studien und stellen keine grossen<br />
Unterschie<strong>de</strong> fest. Sie erinnern daran, dass<br />
die Argumente <strong>de</strong>r Kritiker <strong>de</strong>s Sturzhelmtragens<br />
bei Wintersportarten (Einschränkung<br />
<strong>de</strong>s Gehörs und <strong>de</strong>s Gesichtsfel<strong>de</strong>s,<br />
vermehrtes Risikoverhalten durch grösseres<br />
Sicherheitsgefühl, im Kin<strong>de</strong>salter mögliche<br />
Verletzungen <strong>de</strong>r Halswirbelsäule)<br />
durch 6 gut geführte Studien ausführlich<br />
verworfen wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Autoren weisen auf die stark begünstigen<strong>de</strong>n<br />
Faktoren hin, wie das Beispiel <strong>de</strong>r<br />
Instruktoren und Patrouilleure und das<br />
Sturzhelmtragen in Skischulen. Sie werfen<br />
die politische Frage nach einem Obligatorium<br />
<strong>de</strong>s Sturzhelmtragens auf (zur Erinnerung:<br />
Australien gehörte zu <strong>de</strong>n Pionieren<br />
bezüglich Helmobligatorium für Fahrradfahrer).<br />
Referenz<br />
Cundy TP, Systermans BJ, Cundy WJ, Cundy<br />
PJ, Briggs NE, Robinson JB.<br />
Helmets for snow sports: Prevalence,<br />
trends, predictors and attitu<strong>de</strong>s to use.<br />
J Trauma 2010; 69 (6): 1486–1490.<br />
Studienzentrum: University of A<strong>de</strong>lai<strong>de</strong>,<br />
South Australia.<br />
Schlittelunfälle<br />
Die Autoren analysierten 403 in Schottland<br />
während 12 Tagen mit guten Schneever-<br />
hältnissen geschehene Schlittelunfälle. Es<br />
gab 36% Frakturen und 29% Schä<strong>de</strong>lhirntraumen.<br />
Die meisten Verletzungen wur<strong>de</strong>n<br />
ambulant behan<strong>de</strong>lt, 18% <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />
jedoch hospitalisiert und 7% mussten<br />
operiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Häufigste Unfallursache war ein Zusammenstoss<br />
mit einem unbewegten Objekt,<br />
gefolgt von unangepasster Stellung <strong>de</strong>s<br />
Rodlers (sic) o<strong>de</strong>r Benutzung einer Sprungschanze.<br />
Kein einziger Rodler trug einen<br />
Sturzhelm.<br />
Die Autoren halten es für sinnvoll, Eltern an<br />
Sicherheitsmassnahmen zu erinnern, die<br />
Unfälle verhin<strong>de</strong>rn «ohne die Freu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Schlittelns zu min<strong>de</strong>rn» (nochmals sic).<br />
Referenz<br />
Sledging is still a seasonal source of serious<br />
injury in Scottish children.<br />
Regan LA, Cooper JG.<br />
Scott Med J 2011; 56 (4): 188–190.<br />
Studienzentrum: Emergency Department,<br />
Aber<strong>de</strong>en Royal Infirmary, Aber<strong>de</strong>en AB25<br />
2ZN, Scotland, UK.<br />
Risiken im Zusammenhang mit<br />
verschluckten Knopfbatterien<br />
Die Autoren <strong>de</strong>s ersten Artikels berichten<br />
über <strong>de</strong>n Fall eines 3-monatigen Kin<strong>de</strong>s,<br />
das eine Knopfbatterie verschluckte, die<br />
ihm seine Schwester 2 Tage zuvor, in einem<br />
unüberwachten Moment, in <strong>de</strong>n Mund gelegt<br />
hatte. Die Batterie konnte durch eine<br />
Radiographie <strong>de</strong>s Abdomens lokalisiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Die endoskopische Entfernung<br />
erwies sich als unmöglich, da die Batterie<br />
sich bereits in die Magenwand eingenistet<br />
hatte. Sie wur<strong>de</strong> durch Laparotomie entfernt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>s Magens hatte die<br />
10 mm grosse Batterie bereits die Magenwand<br />
durchschritten und war in Berührung<br />
<strong>de</strong>r Serosa und von nekrotischem Gewebe<br />
umgeben. Die Batterie war intakt und die<br />
Dichtung zwischen Ano<strong>de</strong> und Katho<strong>de</strong><br />
hatte sich nicht geöffnet. Das Kind verbrachte<br />
23 Tage im Spital bis eine vollständige<br />
enterale Ernährung wie<strong>de</strong>r aufgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Die Autoren unterstreichen die Tatsache,<br />
dass <strong>de</strong>r durch die Batterie erzeugte elektrische<br />
Strom und/o<strong>de</strong>r die chemische Verbrennung<br />
insbeson<strong>de</strong>re beim Kleinkind zu<br />
einer Ulzeration <strong>de</strong>r Magenschleimhaut<br />
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