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Smartphone Version - Société suisse de pédiatrie

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Empfehlungen<br />

Vol. 23 Nr. 1 2012<br />

Massnahmen, die bei einer normalen Adaptation<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, je nach<br />

Zustand <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s weitere hinzu. Das<br />

Öffnen <strong>de</strong>r Atemwege und die Belüftung<br />

<strong>de</strong>r Lungen sind dabei die wichtigsten<br />

Massnahmen in <strong>de</strong>r neonatalen Reanimation.<br />

In <strong>de</strong>n meisten Fällen genügen diese<br />

auch, um ein Kind zu stabilisieren. Weitere<br />

komplexere Interventionen sind hingegen<br />

nutzlos bis diese zwei ersten Massnahmen<br />

korrekt durchgeführt wor<strong>de</strong>n sind 5) . Die<br />

möglichen Schritte und ihre Indikation sind<br />

in einer Synopsis im Algorithmus zusammengefasst.<br />

Kommentar zu <strong>de</strong>n einzelnen Schritten<br />

Wärmehaushalt<br />

• Die Reanimation wird in einem warmen<br />

Raum durchgeführt (möglichst um 25–<br />

26 °C) 3) . Luftzug wird vermie<strong>de</strong>n; Fenster<br />

und Türen sind geschlossen.<br />

• Der Wärmestrahler ist bereits 10 bis 15<br />

Minuten vor Geburt eingeschaltet.<br />

• Das Kind wird rasch abgetrocknet und<br />

dann in warmen Tüchern auf <strong>de</strong>n Reanimationstisch<br />

unter <strong>de</strong>n Wärmestrahler<br />

gebracht; feucht gewor<strong>de</strong>ne Unterlagen<br />

wer<strong>de</strong>n durch trockene, vorgewärmte<br />

Tücher ersetzt.<br />

Korrekte Lagerung (Abbildung 1)<br />

• Eine korrekte horizontale Lagerung auf<br />

<strong>de</strong>m Rücken mit <strong>de</strong>m Kopf in Mittelstellung<br />

mit leichter Deflexion ist wichtig für<br />

optimal durchgängige Atemwege. Hyperextension<br />

o<strong>de</strong>r eine Flexion <strong>de</strong>s Kopfes<br />

sollten vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, da dadurch<br />

die Atemwege eingeengt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Durch eine kleine Win<strong>de</strong>lrolle unter <strong>de</strong>n<br />

Schultern können die Atemwege besser<br />

offen gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

• Die traditionelle Kopftieflage hat keine<br />

bewiesenen Vorteile für die Lungenfunktion<br />

und soll nicht mehr durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n 25) .<br />

Absaugen<br />

• Katheter Ch (Charrière) 10 ohne Seitenlöcher<br />

verwen<strong>de</strong>n. Mundsaugkolben o<strong>de</strong>r<br />

mechanische Vorrichtung mit Falle verwen<strong>de</strong>n<br />

(Sog ca. –2 m Wassersäule, entsprechend<br />

-200 mbar = –150 mm Hg =<br />

–20 kPa = –0.2 atm).<br />

• Mund und, wenn notwendig, bei<strong>de</strong> Nasenöffnungen<br />

absaugen.<br />

• Katheter nicht in die Nase einführen:<br />

Verletzungsgefahr und Anschwellen <strong>de</strong>r<br />

Nasenschleimhaut. Neugeborene sind<br />

präferentielle Nasenatmer.<br />

• Wie<strong>de</strong>rholtes langes Absaugen erschwert<br />

das Einsetzen einer Spontanatmung. Die<br />

Berührung <strong>de</strong>r Rachenhinterwand kann<br />

einen vagalen Reflex mit Bradykardie<br />

verursachen.<br />

• Ein Absaugmanöver sollte nicht länger als<br />

5 Sekun<strong>de</strong>n dauern. Der Magen wird nur<br />

bei adäquater Oxygenierung und stabilisierter<br />

Atmung und unter folgen<strong>de</strong>n Bedingungen<br />

abgesaugt:<br />

· Bei Polyhydramnion, Atemnotsyndrom<br />

o<strong>de</strong>r bei schaumigem Speichel.<br />

· Nach o<strong>de</strong>r unter Beutelbeatmung und<br />

vor einem Transport.<br />

• Gelingt es nicht, <strong>de</strong>n Katheter bis in <strong>de</strong>n<br />

Magen vorzuschieben, besteht <strong>de</strong>r Verdacht<br />

auf eine Oesophagusatresie. Das<br />

Kind sollte wegen Aspirationsgefahr auf<br />

<strong>de</strong>n Bauch gelegt und Mund und Rachen<br />

wie<strong>de</strong>rholt schonend abgesaugt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Das Absaugen von mehr als 20 ml Magenflüssigkeit<br />

ist verdächtig für eine<br />

obere gastrointestinale Obstruktion. Bei<br />

einem solchen Verdacht muss eine offene<br />

Magenson<strong>de</strong> gelegt und alle 10 Minuten<br />

abgesaugt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Mekoniumhaltiges Fruchtwasser: Das<br />

intrapartale oro-pharyngeale Absaugen<br />

hat keinen Einfluss auf das Outcome <strong>de</strong>s<br />

Neugeborenen 26)–28) ; <strong>de</strong>shalb wird diese<br />

Intervention als Routinemassnahme<br />

nicht mehr bei allen Neugeborenen mit<br />

mekoniumhaltigem Fruchtwasser empfohlen.<br />

In <strong>de</strong>n seltenen Situationen, in<br />

<strong>de</strong>nen dickes Mekonium die Atemwege<br />

<strong>de</strong>s Neugeborenen behin<strong>de</strong>rt, kann das<br />

intrapartale oro-pharyngeale Absaugen<br />

im Sinne einer Befreiung <strong>de</strong>r Atemwege<br />

einen Vorteil bringen.<br />

• Bei stark mekoniumhaltigem Fruchtwasser<br />

und <strong>de</strong>primierter Atmung sollte<br />

beson<strong>de</strong>rs vor einer allfälligen Beutelbeatmung<br />

das Mekonium unter laryngoskopischer<br />

Sicht abgesaugt wer<strong>de</strong>n. Vorausgesetzt,<br />

die betreuen<strong>de</strong> Person besitzt<br />

die dazu notwendige Fähigkeit und das<br />

entsprechen<strong>de</strong> Material ist vorhan<strong>de</strong>n,<br />

wird das Kind intratracheal intubiert.<br />

Dabei wird <strong>de</strong>r Endotrachealtubus mit<br />

einem Mekoniumaspirations-Adapter an<br />

das Vakuum angeschlossen und unter<br />

Sog entfernt (Abbildung 2). Dieser Absaugvorgang<br />

mit Einführen und Entfernen<br />

<strong>de</strong>s ganzen Tubus kann wie<strong>de</strong>rholt<br />

wer<strong>de</strong>n, sofern die Herzfrequenz normal<br />

bleibt. Ansonsten soll eine effiziente Be-<br />

atmung mit Beutel/Maske begonnen<br />

wer<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re bei anhalten<strong>de</strong>r<br />

Bradykardie 3), 5) . Das Absaugen mit einem<br />

Katheter durch <strong>de</strong>n Tubus ist bei dickem<br />

Mekonium meist unzureichend.<br />

Maskenbeatmung (Abbildung 3 und 4)<br />

Bei ungenügen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>r Spontanatmung<br />

resp. bei Herzfrequenz < 100/<br />

Min. soll das Neugeborene mittels Beutel<br />

und Maske beatmet wer<strong>de</strong>n. Der Kopf wird<br />

dazu in Mittelstellung leicht <strong>de</strong>flektiert<br />

und <strong>de</strong>r Mund etwas geöffnet gehalten.<br />

Bei termingeborenen Kin<strong>de</strong>rn soll die Beamtung<br />

mit Raumluft begonnen wer<strong>de</strong>n<br />

3), 5) . Die ersten 5 Inflationen sollten<br />

über 2–3 Sekun<strong>de</strong>n angehalten wer<strong>de</strong>n um<br />

die Expansion <strong>de</strong>r Lungen zu unterstützen.<br />

Dabei wird <strong>de</strong>r Inspirationsdruck mittels<br />

Manometer am Beutel gemessen; oft genügt<br />

ein Inspirationsdruck zwischen 20–<br />

30 cm H 2<br />

O. Gelegentlich muss jedoch<br />

dieser bei Termingeborenen bis auf 30–40<br />

cm H 2<br />

O erhöht wer<strong>de</strong>n. Falls kein Druckmonitoring<br />

möglich ist, soll soviel Inspirationsdruck<br />

verabreicht wer<strong>de</strong>n, um einen<br />

Anstieg <strong>de</strong>r Herzfrequenz zu erreichen 3), 5) .<br />

Danach wird die Beatmung mit einem <strong>de</strong>n<br />

Bedürfnissen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s angepassten<br />

Druck (sichtbare Thoraxbewegung, Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Herzfrequenz?) und mit einer<br />

Frequenz zwischen 40–60/Min. durchgeführt.<br />

Obwohl bislang keine Studien spezifisch<br />

<strong>de</strong>n Einsatz eines zusätzlichen positiven<strong>de</strong>xpiratorischen<br />

Druckes (PEEP) bei<br />

positiver Druckbeatmung zum Aufbau einer<br />

funktionellen Residualkapazität unmittelbar<br />

nach <strong>de</strong>r Geburt untersucht haben, ist<br />

davon auszugehen, dass die Anwendung<br />

von PEEP vorteilhaft ist und somit benützt<br />

wer<strong>de</strong>n soll, insofern das notwendige Material<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist. PEEP kann sehr einfach<br />

mittels T-Stück-Systeme verabreicht<br />

wer<strong>de</strong>n; bei Anwendung eines selbstexpandieren<strong>de</strong>n<br />

Beatmungsbeutels muss zusätzlich<br />

ein PEEP-Ventil aufgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

(Abbildung 4) 3) .<br />

Der Erfolg <strong>de</strong>r Beatmung wird aufgrund<br />

folgen<strong>de</strong>r Kriterien beurteilt:<br />

• Thoraxexkursionen sind sichtbar.<br />

• Als wichtigstes Erfolgszeichen steigt die<br />

Herzfrequenz > 100/Min. an.<br />

• Das Kolorit wird rosig.<br />

Die Beatmung wird solange fortgesetzt bis<br />

das Neugeborene eine regelmässige und<br />

suffiziente Atmung aufgenommen hat.<br />

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