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Smartphone Version - Société suisse de pédiatrie

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Vol. 23 Nr. 1 2012<br />

Empfehlungen<br />

Volumen-Therapie<br />

Bei Vorliegen von Zeichen einer Hypovolämie<br />

o<strong>de</strong>r Kreislaufinsuffizienz wie vermin<strong>de</strong>rte<br />

periphere Durchblutung, schwach palpable<br />

Pulse, Blässe und Tachykardie, muss ein Volumenersatz<br />

(über 5–10 Minuten) erfolgen.<br />

Dazu kommen folgen<strong>de</strong> Lösungen in Frage:<br />

• NaCI 0.9% o<strong>de</strong>r Ringerlaktat (initial<br />

10 ml/kg, Wie<strong>de</strong>rholung je nach Blutdruck<br />

und Klinik).<br />

• Erythrozytenkonzentrat (bei akuter Anämie<br />

ungetestetes 0 Rh negatives Blut<br />

verwen<strong>de</strong>n). Dosierung: 10 ml/kg, evtl.<br />

wie<strong>de</strong>rholen.<br />

Albumin 5% ist als Volumenersatz in <strong>de</strong>r<br />

neonatalen Reanimation kontraindiziert 52) .<br />

Puffer-Therapie<br />

Bei einer metabolischen Azidose soll die<br />

Behandlung <strong>de</strong>r primären Ursache angestrebt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Gabe von Natrium-Bikarbonat<br />

kann schwere Nebenwirkungen verursachen<br />

(paradoxe intrazelluläre Azidose,<br />

osmotisch bedingte Myokard-Dysfunktion,<br />

Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s zerebralen Blutflusses<br />

und Hirnblutung v. a. bei Frühgeborenen). Es<br />

gibt keine Evi<strong>de</strong>nz für eine Wirksamkeit von<br />

Natrium-Bikarbonat in <strong>de</strong>r initialen Reanimation<br />

<strong>de</strong>s Neugeborenen; <strong>de</strong>swegen ist<br />

diese Behandlung in dieser Phase kontraindiziert<br />

6), 53)–56) .<br />

Herzmassage (Abbildung 6a–c)<br />

Die Beatmung stellt die wichtigste Massnahme<br />

in <strong>de</strong>r neonatalen Reanimation dar;<br />

wird die Beatmung nicht erfolgreich durchgeführt,<br />

wird auch die Herzmassage ineffektiv<br />

bleiben 5) . Eine Herzmassage ist in<br />

<strong>de</strong>r Neugeborenen-Reanimation nur selten<br />

notwendig (< 1 : 1000 Geburten).<br />

Indikationen für die Durchführung <strong>de</strong>r Herzmassage<br />

sind:<br />

• Fehlen<strong>de</strong> Herztöne (Asystolie) f) .<br />

• Bradykardie unter 60/Min. trotz adäquater<br />

Beatmung mit einer FiO 2<br />

von 1.0<br />

während 30 Sekun<strong>de</strong>n.<br />

f) Herzfrequenz durch Auskultation mittels Stethoskop<br />

ermitteln, behelfsmässig mittels Palpation an<br />

<strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Nabelschnur. Der Einsatz eines Pulsoxymeters<br />

o<strong>de</strong>r eines EKG-Gerätes ist unter Herzmassage<br />

sinnvoll und hilfreich.<br />

Technik: Bei<strong>de</strong> Daumen wer<strong>de</strong>n nebeno<strong>de</strong>r<br />

übereinan<strong>de</strong>r unterhalb einer Linie<br />

gelegt, die bei<strong>de</strong> Mamillen verbin<strong>de</strong>t (Abbildung<br />

6a, 6b), die an<strong>de</strong>ren Finger umfassen<br />

<strong>de</strong>n ganzen Thorax. Die Tiefe <strong>de</strong>r Kompression<br />

sollte min<strong>de</strong>stens 1/3 <strong>de</strong>s anteroposterioren<br />

Thoraxdurchmessers betragen<br />

(Abbildung 6c). Die Herzmassage kann eine<br />

effektive Beatmung erschweren; daher sollten<br />

bei<strong>de</strong> Massnahmen so koordiniert wer<strong>de</strong>n,<br />

dass sie nicht zusammenfallen 3), 5) . Sie<br />

sollen für die Neonatalzeit (bis 4 Wochen<br />

nach errechnetem Termin) in einem Verhältnis<br />

Kompression: Ventilation von 3 : 1<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, mit 90 Kompressionen<br />

und 30 Atemstössen pro Minute; die<br />

Beatmung soll dabei mit 100% Sauerstoff<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die Herzfrequenz<br />

soll erstmals nach 30 Sekun<strong>de</strong>n Herzmassage<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n, ebenso alle 30<br />

Sekun<strong>de</strong>n danach. Die Herzmassage kann<br />

sistiert wer<strong>de</strong>n wenn die spontane Herzfrequenz<br />

> 60/Min. beträgt 5) .<br />

Abbruch <strong>de</strong>r Reanimationsmassnahmen<br />

Sind nach 10 Minuten kontinuierlicher und<br />

adäquater Reanimation keine Lebenszeichen<br />

vorhan<strong>de</strong>n (keine Herzaktion, keine Spontanatmung),<br />

kann ein Abbruch <strong>de</strong>r Reanimationsmassnahmen<br />

gerechtfertigt sein, da in dieser<br />

Situation ein Überleben unwahrscheinlich ist,<br />

respektive mit schwerster neurologischer<br />

Beeinträchtigung assoziiert wäre 3), 6), 57), 58) . Bei<br />

Unsicherheit sollen die Reanimationsmassnahmen<br />

bis zum Eintreffen einer in neonataler<br />

Reanimation kompetenten Person fortgesetzt<br />

und erst nach gemeinsamer Evaluation<br />

sistiert wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m Abbruch soll mit<br />

<strong>de</strong>r Neonatologie-Abteilung Kontakt aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, um allfällige Abklärungen<br />

abzusprechen.<br />

Betreuung <strong>de</strong>s Neugeborenen<br />

nach Reanimation<br />

Neugeborene, welche einer Reanimation<br />

bedurften, können sich zu einem späteren<br />

Zeitpunkt erneut verschlechtern. Deshalb<br />

muss ein solches Kind nach Erreichen einer<br />

adäquaten Ventilation, Oxygenation und<br />

Kreislaufsituation in eine Umgebung verlegt<br />

wer<strong>de</strong>n, wo ein kontinuierliches Monitoring<br />

und Betreuung gewährleistet sind 3), 5) .<br />

Laboruntersuchungen<br />

in <strong>de</strong>r Gebärabteilung<br />

Die klinische Beurteilung <strong>de</strong>r Adaptation<br />

kann bei Bedarf durch folgen<strong>de</strong> «Labor-Trias»<br />

ergänzt wer<strong>de</strong>n:<br />

Abbildung 6a: Herzmassage (Daumen nebeneinan<strong>de</strong>r).<br />

Achtung: Die Daumen sollen<br />

im distalen Fingergelenk flektiert sein damit<br />

ein vertikaler Druck appliziert wer<strong>de</strong>n<br />

kann, um das Herz zwischen Sternum und<br />

Wirbelsäule zu komprimieren.<br />

Abbildung 6b: Herzmassage (Daumen aufeinan<strong>de</strong>r)<br />

Abbildung 6c: Herzmassage (Kompressionsphase).<br />

Achtung: Es soll soviel Druck<br />

appliziert wer<strong>de</strong>n, um das Sternum um einen<br />

Drittel <strong>de</strong>s antero-posterioren Thoraxdurchmessers<br />

zu senken.<br />

• Blutgasanalyse.<br />

• Hämatokrit.<br />

• Blutzucker.<br />

Eine Blutgasanalyse ist indiziert bei einem<br />

Nabelarterien-pH < 7.15 und bei klinischen<br />

Zeichen einer gestörten Adaptation (neonatale<br />

Warnzeichen).<br />

Ein Hämatokrit sollte bei Polyglobulie-<br />

(Übertragung, Dysmaturität o<strong>de</strong>r peripherer<br />

Zyanose) o<strong>de</strong>r bei Anämieverdacht<br />

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