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Teil III: Produktgruppen - Lebensmittelüberwachung und ...

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42 Lebensmittelüberwachung BW <strong>Teil</strong> <strong>III</strong>: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Alkoholfreie Getränke<br />

Fruchtsäfte, Fruchtnektare <strong>und</strong> alkoholfreie Erfrischungsgetränke<br />

Im Berichtsjahr wurden 306 von 2 226 untersuchten Proben beanstandet.<br />

Dauerbrenner Aloe Vera <strong>und</strong> Noni<br />

Aloe-Vera-Getränke wurden mehrfach mit unzulässig hohen<br />

Aloingehalten in Verkehr gebracht. Aloin ist ein natürlicher<br />

Inhaltsstoff in den äußeren Blattschichten der Aloe-Vera-<br />

Pflanze, der abführend wirkt <strong>und</strong> in Verdacht steht, Krebs<br />

zu erzeugen. Bei nicht sorgfältigem Entfernen dieser<br />

Blattanteile vor der Saftgewinnung, gelangt Aloin in<br />

erhöhten Gehalten (> 0,1 mg / l) in das Endprodukt.<br />

Derartige Erzeugnisse sind nicht verkehrsfähig.<br />

Darüber hinaus wurden Aloe-Vera- sowie Noni-Getränke<br />

aufgr<strong>und</strong> von irreführenden oder krankheitsbezogenen<br />

Werbebehauptungen beanstandet. Auch<br />

seriöse Hersteller profitieren inzwischen davon, dass die<br />

Verkehrsauffassung von Aloe-Vera- <strong>und</strong> Noni-Getränken als<br />

„heilkräftige W<strong>und</strong>ermittel“ durch Internetwerbung, dubiose<br />

Vermarktungsstrategien, private Verkaufsveranstaltungen,<br />

Buchbewerbungen etc. geprägt ist. Auf Werbefahrten<br />

werden beispielsweise Kartons mit drei 1-Liter-Flaschen<br />

Aloe-Vera-Saft zu 800 1, also völlig überteuert im Vergleich<br />

zum üblichen Literhöchstpreis von 30 1, angeboten.<br />

Getränke aus Schankanlagen<br />

Bei zahlreichen offen an den Verbraucher abgegebenen<br />

Getränken war die Kenntlichmachung der enthaltenen<br />

Zusatzstoffe, wie Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Antioxidationsmittel,<br />

Süßungsmittel, Koffein oder Chinin, in<br />

Speise- oder Getränkekarten noch immer fehlerhaft oder<br />

fehlte ganz. Mikrobiologisch beanstandet wurden offene<br />

Getränke vorwiegend wegen hoher Keimzahlen in Bezug<br />

auf Enterobakterien, coliforme Keime <strong>und</strong> Escherichia coli,<br />

Pseudomonaden, Hefen <strong>und</strong> Laktobazillen. Die Bef<strong>und</strong>e<br />

ließen entweder auf mangelnde Hygiene im Betrieb (z. B.<br />

durch den Nachweis von Pseudomonaden <strong>und</strong> / oder coliformen<br />

Keimen) oder auf einen mikrobiellen Verderb der<br />

Getränke (durch den Nachweis von Hefen, Laktobazillen,<br />

Schimmelpilzen) schließen. Trotz der mikrobiologischen<br />

Ergebnisse waren die Getränke oft sensorisch unauffällig.<br />

Vermutlich wurden eventuelle sensorische Mängel durch<br />

den vorhandenen Zucker <strong>und</strong> die Aromen überdeckt.<br />

Ungenießbar<br />

Im Berichtsjahr mussten mehrere Fruchtsäfte <strong>und</strong> Erfrischungsgetränke,<br />

vorwiegend Verbraucherbeschwerden,<br />

als wertgemindert, verdorben oder sogar ges<strong>und</strong>heitsschädlich<br />

beanstandet werden:<br />

• In den Packungen verschiedener Fruchtsäfte <strong>und</strong> Fruchtsaftgetränke<br />

waren Pilzmycele enthalten. Als Ursache für<br />

derartige Abweichungen kommt eine fehlerhafte Abfüllung<br />

oder ein <strong>und</strong>ichter Verschluss, der das Eindringen<br />

von Luftkeimen ermöglicht, in Betracht.<br />

• Mehrere Flaschen Orangensaft eines Herstellers rochen<br />

Ekel erregend nach faulen Eiern. Zudem wurden erhöhte<br />

Gehalte an Milchsäurebakterien <strong>und</strong> ungewöhnlich hohe<br />

Milchsäuregehalte festgestellt. Die eigentliche Ursache<br />

bzw. die für den abweichenden Geruch verantwortlichen<br />

Keime konnten auch nach einer Betriebskontrolle inklusive<br />

Überprüfung der betriebseigenen Kontrollmaßnahmen<br />

nicht festgestellt werden.<br />

• Einige Apfel- bzw. Traubensäfte wiesen erhöhte Gehalte<br />

an Hydroxymethylfurfural (HMF) <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene<br />

sensorische Abweichungen („Brotton“, „Kochton“) auf.<br />

Erhöhte HMF-Gehalte zeigen eine vermeidbare Wärmebelastung<br />

bei der Herstellung, Abfüllung oder Lagerung<br />

der Fruchtsäfte an.<br />

• Ein Fruchtsaftgetränk in einer Mehrwegflasche war stark<br />

alkalisch (pH 11,9) <strong>und</strong> enthielt einen rechnerischen Anteil<br />

an Reinigungslauge von 12 %. Offensichtlich hatte<br />

die Leerflaschenkontrolle nicht funktioniert.<br />

• Zwei Flaschen eines Erfrischungsgetränkes wurden<br />

wegen eines lösemittelartigen Geruchs <strong>und</strong> weißen,<br />

flockenartigen Gebilden, die als Grünschimmel identifiziert<br />

wurden, beanstandet. Die chemische Untersuchung<br />

ergab als Hauptkomponente trans-1,3-Pentadien. Nach<br />

Literaturangaben sind u. a. Schimmelpilze der Gattung<br />

Penicillium in der Lage, Sorbinsäure zu 1,3-Pentadien<br />

abzubauen. Da das Getränk zulässigerweise mit Sorbinsäure<br />

konserviert war, könnte so das Vorhandensein<br />

von 1,3-Pentadien erklärt werden.<br />

• In einem koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk, das wegen<br />

eines stark „chemischen“ Geruchs als Beschwerdeprobe<br />

überbracht wurde, waren das Desinfektions- bzw.<br />

Konservierungsmittel 4-Chlor-3-methylphenol (Chlorkresol)<br />

sowie das Fungizid 2-Phenylphenol nachweisbar.<br />

Da die Innenseite der Kunststoffflasche am Boden<br />

Ätzspuren aufwies, ist zu vermuten, dass der Hinweis<br />

auf dem Etikett „Flasche nur für Getränke verwenden“<br />

nicht beachtet wurde <strong>und</strong> in die Pfandflasche zeitweise<br />

Chemikalien eingefüllt waren.

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