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Teil III: Produktgruppen - Lebensmittelüberwachung und ...

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58 Lebensmittelüberwachung BW <strong>Teil</strong> <strong>III</strong>: Produktgruppe Lebensmittel<br />

Funktionelle Lebensmittel (Functional Food)<br />

Funktionelle Lebensmittel sollen neben ihrem Zweck zu Ernährung oder Genuss zusätzlich eine<br />

präventiv ges<strong>und</strong>heitsfördernde Wirkung aufweisen, die auf den Erzeugnissen entsprechend<br />

beworben wird.<br />

Probiotische Lebensmittel<br />

Probiotische Lebensmittel werden<br />

meist in Form von Milcherzeugnissen<br />

angeboten <strong>und</strong> enthalten spezifische<br />

Mikroorganismen, die einen günstigen<br />

Einfluss auf die Darmflora haben<br />

sollen. Ein solcher probiotischer Effekt<br />

ist nur dann zu erwarten, wenn die<br />

Erzeugnisse regelmäßig – möglichst<br />

täglich – verzehrt werden. Ein solcher<br />

Hinweis auf den „regelmäßigen Verzehr“<br />

findet sich mittlerweile auf fast<br />

allen Produkten.<br />

Auffällig ist, dass die Werbeaussagen<br />

von Jahr zu Jahr moderater werden<br />

z. B. „kann bei regelmäßigem Verzehr<br />

die natürlichen Abwehrkräfte unterstützen“<br />

bis dahin, dass gar keine<br />

Werbeaussagen mehr gemacht werden<br />

<strong>und</strong> nur noch auf einen „probiotischen“<br />

Mikroorganismus hingewiesen<br />

wird. Gelegentlich werden<br />

auch die verwendeten probiotischen<br />

Stämme gar nicht mehr genannt. Offensichtlich<br />

sind die „Probiotika“ beim<br />

Verbraucher mittlerweile so gut etabliert,<br />

dass die Hersteller die Wirkungen<br />

gar nicht mehr ausloben müssen – die<br />

Produkte werden trotzdem gekauft!<br />

Pflanzenextrakte –<br />

Sek<strong>und</strong>äre Pflanzeninhaltstoffe<br />

(SPS)<br />

Die Lebensmittelchemische Gesellschaft<br />

hat einen Leitfaden zur Beurteilung<br />

von Pflanzenextrakten (am<br />

Beispiel SPS) veröffentlicht (Lebensmittelchemie<br />

59, 107 – 110, 2005), in<br />

dem zur korrekten Verkehrsbezeichnung,<br />

Aspekten der Lebensmittelsicherheit,<br />

zur wissenschaftlichen Absicherung<br />

von Wirkungsaussagen <strong>und</strong><br />

zur rechtlichen Einstufung von Extrakten<br />

oder Lebensmitteln mit Extrakten,<br />

Stellung genommen wird.<br />

ACE-Getränke mit <strong>und</strong><br />

ohne Ballaststoffe<br />

Unter ACE-Getränken werden Erfrischungsgetränke<br />

auf Basis von Mehrfruchtsäften<br />

verstanden, die mit den<br />

Vitaminen A (in Form des Provitamins<br />

β-Carotin), C <strong>und</strong> E angereichert werden.<br />

Dieser Mix aus den antioxidativ<br />

wirkenden Vitaminen ist ebenfalls zur<br />

Unterstützung der Abwehrkräfte gedacht.<br />

Auch bei dieser Produktgruppe<br />

ist festzustellen, dass sie fast keine<br />

Werbeaussagen mehr aufweist. Die<br />

Vitamingehalte waren in den meisten<br />

Fällen korrekt deklariert, die β-Carotin-Gehalte<br />

der untersuchten Proben<br />

lagen zwischen 0,3 <strong>und</strong> 2,9 mg / 100<br />

ml <strong>und</strong> lagen durchschnittlich bei 1,4<br />

mg / 100 ml. Die Gehalte sind gegenüber<br />

den Vorjahren unverändert. ACE-<br />

Getränke können somit einen bedeutsamen<br />

Anteil an der Gesamt-Aufnahme<br />

an β-Carotin liefern, bei Verzehr<br />

von 500 ml pro Tag bis zu 12 mg.<br />

Bei mit Ballaststoffen angereicherten<br />

Getränken sind gelegentlich die Nährwertangaben<br />

ein Problem: Die Menge<br />

an Ballaststoffen, die in der üblichen<br />

Verzehrsportion oder der empfohlenen<br />

Tagesverzehrsmenge des Getränks<br />

enthalten ist, sollte einen wesentlichen<br />

Beitrag (mindestens 3 g) zur<br />

empfohlenen Gesamt-Ballaststoffzufuhr<br />

(30 g) leisten. Die Kennzeichnung<br />

<strong>und</strong> Werbung sollte so erfolgen, dass<br />

der Verbraucher den Beitrag eindeutig<br />

erkennen kann.<br />

Carnitin – der Fettkiller ?<br />

Das Bedürfnis, überflüssige Pf<strong>und</strong>e<br />

möglichst „wie von selbst“ loszuwerden,<br />

ist weit verbreitet. Da kommt so<br />

ein „Fettkiller“-Stoff gerade recht. In<br />

Lebensmittel eingearbeitet, die ohnehin<br />

ein sportliches oder Wellness-<br />

Image haben, ist Carnitin eine beliebte<br />

Zutat in süßungsmittelhaltigen<br />

Getränken, Nahrungsergänzungsmitteln,<br />

Sportlernahrung, Reduktionsdiäten<br />

sowie pulvrigen Erzeugnissen<br />

auf Eiweißbasis zur Herstellung eines<br />

Eiweißdrinks. Dem Verbraucher wird<br />

versprochen, dass das enthaltene Carnitin<br />

den „Body formt“, „den Fettstoffwechsel<br />

anheizt“, etwas moderater,<br />

dass Carnitin „zur Fettverbrennung<br />

beiträgt“ oder eine „Fat Loss Support<br />

Formula“ wird in Aussicht gestellt.<br />

Leider sehen die Tatsachen etwas<br />

anders aus: Beim Ges<strong>und</strong>en kann L -<br />

Carnitin in ausreichenden Mengen in<br />

Leber, Niere <strong>und</strong> Gehirn hergestellt<br />

werden <strong>und</strong> ist somit für den Menschen<br />

kein lebensnotwendiger Nährstoff.<br />

In der Natur kommt L -Carnitin in<br />

pflanzlichen <strong>und</strong> tierischen Lebensmitteln<br />

vor, wobei die tierischen Lebensmittel<br />

deutlich höhere Mengen enthalten.<br />

Die Hauptaufgabe von L -Carnitin<br />

im Stoffwechsel ist die Funktion als<br />

„Biocarrier“, d. h. nur mithilfe von L -<br />

Carnitin können langkettige Fettsäuren<br />

Membranen passieren <strong>und</strong> dann abgebaut<br />

werden. Hierbei wird L -Carnitin<br />

jedoch nicht „verbraucht“, sondern<br />

regeneriert. Also leider ist weder eine<br />

Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />

bei sportlichen Belastungen noch ein<br />

Einfluss auf die Gewichtsabnahme zu<br />

erwarten – wieder eine geplatzte Seifenblase.

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