Teil III: Produktgruppen - Lebensmittelüberwachung und ...
Teil III: Produktgruppen - Lebensmittelüberwachung und ...
Teil III: Produktgruppen - Lebensmittelüberwachung und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> -Erzeugnisse Jahresbericht 2005 51<br />
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse <strong>und</strong> -Erzeugnisse<br />
Salmonellen in nicht erhitzter Sesamsaat<br />
Risikobasierte Importkontrolle bei der Einfuhr von Sesamerzeugnissen<br />
Sesamerzeugnisse bilden – wie seit<br />
einigen Jahren bekannt – ein Risikopotenzial,<br />
was die Gefahr einer Aufnahme<br />
von Salmonellen betrifft. Dabei<br />
ist nicht die Untersuchung von mit<br />
Sesamsaat hergestellten Backwaren<br />
vorrangig zu betreiben, sondern die<br />
Untersuchung derjenigen Erzeugnisse,<br />
deren Herstellung ohne keimabtötende<br />
Verfahren erfolgt. Als Beispiele<br />
sind zu nennen: „Helva“ (auch „Halva“<br />
genannt) <strong>und</strong> Brotaufstriche wie<br />
Sesammus oder „Tahini“. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e wurde das Ausgangsprodukt<br />
Sesamsaat untersucht, dessen Bestimmungszweck<br />
für die Beurteilung<br />
maßgebend war.<br />
Im Jahre 2005 wurden insgesamt 119<br />
Proben Sesamsaat, die als Stichproben<br />
(jeweils aus 5 Säcken pro Charge)<br />
bei der Einfuhr erhoben wurden auf<br />
Salmonellen untersucht. Herkunft war<br />
vorwiegend Indien.<br />
Von den untersuchten Proben waren<br />
9 positiv (≅ 7,5 %), was als eine für trockene<br />
Lebensmittel nicht ungewöhnliche,<br />
aber insgesamt dennoch hohe Inzidenz<br />
eingestuft werden muss. Zum<br />
Vergleich: Im Jahre 2004 stellten Gewürze<br />
mit einer Salmonelleninzidenz<br />
von 7 % diejenige Lebensmittelgruppe<br />
dar, in der am zweithäufigsten Salmonellen<br />
nachgewiesen werden konnten.<br />
Nur in rohem Geflügelfleisch waren<br />
die Keime noch öfter zu finden.<br />
Salmonellen-Ausbrüche waren in den<br />
vergangenen Jahren immer wieder<br />
auch auf trockene Lebensmittel zurückführbar.<br />
Dabei spielte häufig eine<br />
sehr niedrige infektiöse Dosis eine<br />
Rolle. Die Keime können sich an die<br />
Milieubedingungen in trockenen Lebensmitteln<br />
anpassen <strong>und</strong> über einen<br />
beträchtlichen Zeitraum überleben.<br />
Gerade der Wassermangel in solchen<br />
Lebensmitteln wie Gewürzen oder<br />
auch z. B. Schokolade scheint dazu zu<br />
führen, dass die Virulenz der Keime<br />
ansteigt <strong>und</strong> schon eine geringe Dosis<br />
für eine Infektion ausreicht.<br />
Wenn also belastete Sesamsaat ohne<br />
weitere Erhitzung verarbeitet oder Lebensmitteln<br />
zugesetzt wird, besteht<br />
eine unmittelbare Ges<strong>und</strong>heitsgefahr.<br />
Mohn – Drogen aus dem Supermarkt<br />
Ein Rausch durch Mohnkuchen ist nicht zu erwarten. Vom Verzehr roher<br />
unbehandelter Mohnsaat in großen Mengen ist jedoch abzuraten.<br />
Mohnsaat oder auch Backmohn kann Hinzu kommt, dass Morphin bei Genuss<br />
z. B. in Form von Mohnkuchen<br />
gewinnungsbedingt gewisse Mengen<br />
an Alkaloiden wie Morphin <strong>und</strong> Codein<br />
(Opiate) als natürliche Begleitstoffe mit den gehaltvollen Kuchenzutaten<br />
durch die orale Aufnahme zusammen<br />
enthalten. Obwohl Mohnsaat von Natur<br />
aus keine Opiate enthält, kann sie sprechenden Rezeptoren anflutet<br />
nur sehr langsam im Blut an den ent-<br />
bei der Ernte über die übrigen <strong>Teil</strong>e der <strong>und</strong> nebenher auch noch im Körper<br />
Pflanze mit Morphin <strong>und</strong> anderen Alkaloiden<br />
verunreinigt werden. Dies ist tet, dass auch bei erhöhten Mengen<br />
verstoffwechselt wird. Dies bedeu-<br />
dann problematisch, wenn keine morphinarmen<br />
Sorten für die Gewinnung stellung von Mohngebäck verwendet<br />
an Morphin in Mohnsaat, die zur Her-<br />
von Mohnsaat eingesetzt werden. wird, mit Rauscheffekten kaum zu<br />
rechnen ist.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der üblicherweise geringen<br />
Verzehrsmengen (3 g auf ei-<br />
Überhöhte Mengen an Morphin in<br />
Mohn sind dennoch generell unerwünscht,<br />
da auch mit nicht bestimnem<br />
Mohnbrötchen, 20 g in einem<br />
Stück Mohnkuchen) wurden bisher<br />
mungsgemäßem Gebrauch von Mohnsaat,<br />
erhöhtem Verzehr oder weniger<br />
mögliche Ges<strong>und</strong>heitsgefahren oder<br />
gar Rauscheffekte durch Morphin in<br />
häufigen Verzehrsarten zu rechnen<br />
Mohn nicht in Betracht gezogen. Hinzu<br />
kommt, dass der Morphingehalt<br />
ist. Ein Beispiel hierfür ist die Verabreichung<br />
von Mohnmilch als Schlafmittel<br />
an einen Säugling, was Anfang des<br />
im Mohn durch die Zubereitung reduziert<br />
wird. Bei der Herstellung von<br />
Jahres 2005 zu einem Vergiftungsfall<br />
Mohnkuchen wird durch die küchentechnische<br />
Aufbereitung (Mahlen <strong>und</strong><br />
führte. Der hier verwendete Mohn<br />
enthielt 1000 mg Morphin / kg. Siehe<br />
Erhitzen) etwa 80 % des vorhandenen<br />
auch www.bfr.b<strong>und</strong>.de/cms5w/sixcms/detail.php/6279<br />
. Als weiteres<br />
Morphins zerstört. Dies haben Backversuche<br />
am CVUA Karlsruhe gezeigt.<br />
Beispiel ist eine Verbraucherbeschwerde<br />
in Baden-Württemberg zu nennen.<br />
Auch bei der trockenen Erhitzung von<br />
Mohn im Backofen wird Morphin zu einem<br />
großen <strong>Teil</strong> zerstört, wie Röstver-<br />
Eine Verbraucherin hatte 80 g Mohn<br />
gemahlen über ein Nudelgericht gestreut<br />
verzehrt <strong>und</strong> nachfolgend über<br />
suche gezeigt haben. Dies ist relevant<br />
für die Herstellung von z. B. Mohnbrötchen<br />
in Bäckereien. Siehe auch www.<br />
Übelkeit geklagt. Untersuchungen<br />
ergaben, dass der verzehrte Mohn<br />
cvua-karlsruhe.de .<br />
230 mg Morphin / kg enthielt.