Gesammelte Berichte - Christiane Brunner bloggt.
Gesammelte Berichte - Christiane Brunner bloggt.
Gesammelte Berichte - Christiane Brunner bloggt.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Faulmann bestreitet im Übrigen ganz grundsätzlich, mit der Freilassung etwas zu tun zu haben.<br />
Durch Funkzellenauswertungen lasse sich nachweisen, dass er zum Tatzeitpunkt nicht in der Nähe<br />
der Schweinefarm war.<br />
Ein Künstler mit Familiensinn<br />
Auch der anschließend einvernommene Viertbeschuldigte wurde gleich mit Einzelfragen der<br />
Richterin konfrontiert und es bedurfte der Intervention seiner Verteidigerin Dr. Lehner, dass er eine<br />
zusammenhängende Stellungnahme abgeben konnte – wobei er dabei häufig von der Richterin<br />
unterbrochen wurde und das manchmal durchaus unwirsch. Er wies darauf hin, dass er Künstler mit<br />
Leib und Seele sei. Er wolle durch seine Kunst provozieren und zum Nachdenken anregen.<br />
Entsprechend seien auch seine Mails oft provokant. Mails solcher Natur wurden ihm freilich<br />
vorgeworfen. Die Private Einstellung wurde bis zur Kindererziehung hinterfragt. Dass seine Kinder<br />
nachdem Sie gefangene und leidende Tiere gesehen haben, gern spielen, dass diese von der ALF<br />
befreit werden, war für den Staatsanwalt schon ein Hinweis auf eine eindeutige Pro-‐ALF-‐Einstellung<br />
des Viertbeschuldigten. Der erklärte, ALF-‐Befreiung zu spielen sei eben ein Weg für ein Kind das<br />
Tierleid zu verarbeiten. In der Realität sei dies aber kein gangbarer Weg. Nötig sei Aufklärung und<br />
Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit.<br />
Ansonsten wurde wieder normale Demotätigkeit vorgehalten. Arleths Ablehnung von<br />
Straßenaktivismus, insbesondere lauten Demos zB vor Kleider Bauer, die vielleicht sogar<br />
geschäftsschädigend sein könnten, wie sie vorwurfsvoll vermutete, wurde deutlich.<br />
Die Richterin heute – etwas entspannter<br />
Richterin Mag. Sonja Arleth zeigte sich heute entspannter und umgänglicher als bisher. Vereinzelt<br />
sah man sie sogar lächeln. Nur manchmal wurde sie – ohne erkennbaren Grund – ungehalten und<br />
ungeduldig. Dass sich die Beschuldigten bisher sehr weitschweifig verantworteten kann nicht gesagt<br />
werden. Ihre Antworten sind häufig kürzer als die Fragen der Richterin. Was noch zur Sache gehört<br />
und was nicht, darüber kann es sicherlich unterschiedliche Ansichten geben. Aber gerade in einem<br />
Verfahren, in dem ganz überwiegend völlig normale und legale Aktivitäten vorgeworfen werden<br />
(Infotische, Demos, Kontakte, Grillfeste – siehe die <strong>Berichte</strong>rstattung von gestern) sollte die<br />
Verhandlungsführung schon eine gewisse Großzügigkeit aufweisen, hinsichtlich der Frage, was noch<br />
relevant ist.<br />
Bei Ihrer Einvernahme des Viertbeschuldigten zeigte sie sich allerdings öfters ärgerlich als zuvor bei<br />
Jürgen Faulmann – vielleicht lag es ja daran, dass der Viertbeschuldigte Dreadlocks, Tattoos und<br />
Piercings hat.<br />
Schwer erträglich, auch aus Sicht des Publikums, ist die Bevorzugung der Staatsanwaltschaft<br />
gegenüber den Verteidigern. Während dem Staatsanwalt das Fragerecht mehrfach eingeräumt wird,<br />
und er auch bei langen Vorhalten nicht zur Effizienz ermahnt wird, sagt die Richterin bei Fragen der<br />
Verteidiger häufig: „Später, jetzt möchte ich noch etwas vorhalten“ oder „das hatten wir schon“. So<br />
kommen die Verteidiger häufig erst zum Zug, nachdem der Staatanwalt bereits zwei oder dreimal mit