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Entstanden ist das große<br />
Theater wohl zu Beginn<br />
des 2. Jahrhunderts nach<br />
Christus in der noch jungen<br />
Römerstadt. Die Fundamente<br />
bestanden schon damals aus<br />
Stein, die Aufbauten jedoch<br />
aus Holz. Erst später wurden<br />
große Tribünen nur noch aus<br />
Stein errichtet, denn es waren<br />
einige schreckliche Unfälle<br />
mit Holzaufbauten passiert.<br />
So wurde auch das <strong>Xanten</strong>er<br />
Amphitheater komplett aus<br />
soliden Steinquadern auf den<br />
alten Fundamenten und Säulen<br />
neu errichtet. Obwohl das<br />
Amphitheater aus einer<br />
Konstruktion aus Rundbögen<br />
besteht (eine geschlossene<br />
Außenmauer war aus Mangel<br />
an Steinen nicht möglich) war<br />
es trotzdem stark genug, die<br />
ca. 10.000 Menschen zu tragen,<br />
die auf die Tribünen passten.<br />
10.000 Menschen, das war<br />
auch die ungefähre Bevölkerung<br />
der Colonia Traiana.<br />
Also muss man davon ausgehen,<br />
dass die komplette<br />
Bürgerschaft bei einer Darbietung<br />
in dem Tribünenrund<br />
Platz fand.<br />
Blutrünstige Schauspiele<br />
<strong>Xanten</strong>er Wahrzeichen, Folge 10:<br />
Das<br />
Amphitheater<br />
der Colonia<br />
Ulpia Traiana<br />
Bei den <strong>Xanten</strong>ern hat sich das Wort „Arena“<br />
für das Theaterrund im APX eingebürgert. Das<br />
ist aber historisch völlig falsch. Collosseum darf<br />
man auch nicht sagen, denn so nennt man nur<br />
ein wirkllich kollosales Bauwerk. Allein richtig<br />
ist die Bezeichnung „Amphitheater“ für den in<br />
sich geschlossenen, runden Theaterbau in der<br />
Colonia Ulpia Traiana. Es ist eines von nur mehr<br />
drei in Deutschland existierenden römischen<br />
Amphitheatern in Deutschland – und das zweite<br />
befindet sich nur 4 km Luftlinie entfernt in<br />
Birten. Ansonsten gibt es so etwas nur noch in<br />
Trier. <strong>Xanten</strong> <strong>Live</strong> möchte Ihnen heute das<br />
Amphitheater als Wahrzeichen der Stadt näher<br />
bringen.<br />
In einer Zeit ohne Fernsehen<br />
und Internet fand fast das<br />
komplette Unterhaltungsangebot<br />
der Stadt im Amphitheater<br />
statt. Und das Programm war<br />
seinerzeit nicht nur derb und<br />
grausam, man kann Teile der<br />
Darbietung aus heutiger Sicht<br />
sogar als pervers bezeichnen.<br />
Wir wissen nicht ganz genau,<br />
was sich am Niederrhein „kulturell“<br />
so abgespielt hat, es ist<br />
aber überliefert, dass die<br />
Gladiatorenkämpfe Mensch<br />
gegen Mensch und auch blutrünstige<br />
Tierspektakel brutaler<br />
und ausufernder waren, als<br />
man sich es heute vorstellen<br />
kann. Da wurden Sklaven als<br />
Futter für wilde Tiere auf den<br />
Kampfplatz getrieben, bzw. an<br />
Holzpflöcken festbebunden,<br />
damit eine Flucht vor den<br />
Zähnen und Pranken der<br />
Bestien unmöglich war, da<br />
wurden Schwerverbrecher<br />
bestialisch hingerichtet und<br />
Kriegsgefangene zu Kämpfen<br />
auf Leben und Tod gezwungen.<br />
Außerdem gab es regelmäßig<br />
Kreuzigungen, Verbrennungen<br />
bei lebendigem<br />
Leib und andere Hinrichtungsarten.<br />
Anfänglich konnte jeder<br />
höhergestellte Bürger oder<br />
Beamte im Amphitheater<br />
Spiele veranstalten und entscheiden,<br />
wie diese aussahen,<br />
später übernahmen der Kaiser<br />
oder hohe Magistrate die<br />
Regie über die brutalen Spiele.<br />
Die Gladiatoren waren persönlicher<br />
Besitz des “Lanister”, in<br />
dessen Gladiatorenschule sie<br />
leben und trainieren mußten.<br />
Meist waren es Sklaven und<br />
Gefangene aus anderen<br />
Kulturkreisen, die mit ihren<br />
eigenen – also nicht römischen<br />
– Waffen und Ausrüstungen<br />
aufeinander losgingen. Nur in<br />
seltenen Fällen waren Gladiatoren<br />
freiwillig und gegen<br />
Bezahlung im Amphitheater<br />
unterwegs. Das Ansehen der<br />
Gladiatoren war zwar meist<br />
gering, weil es sich um den<br />
Abschaum der römischen<br />
Stadt handelte, aber einige von<br />
ihnen konnten zu echten Stars<br />
werden, wie zum Beispiel die<br />
heutigen Spitzensportler. Und<br />
auch die holde römische<br />
Weiblichkeit war den kräftigen<br />
Kämpfern sehr zugetan. Nur<br />
wenige der Gladiatoren konnten<br />
ihren Ruhm aber auskosten,<br />
denn der Großteil von<br />
ihnen kam bei den Kämpfen<br />
um.<br />
Ganztägige<br />
Programme<br />
Man kann davon ausgehen,<br />
dass Spiele im Amphitheater<br />
öfter als ein Mal im Monat<br />
anberaumt wurden. Das<br />
Einzugsgebiet war groß. Gäste<br />
von der <strong>No</strong>rdseeküste bis in<br />
den Kölner Raum hinein<br />
waren „Zielgruppe“ für die<br />
verschiedenen Spektakel. So<br />
ein Spielplan nahm den ganzen<br />
Tag, oft sogar mehrere<br />
Tage hintereinander, in Anspruch.<br />
Morgens ging es mit<br />
einem eher harmlosen Vorprogramm<br />
los – teilweise wurden<br />
sogar Aufführungen in<br />
aufwendigen Kulissen dargeboten<br />
– und nach einer<br />
Mittagspause begannen dann<br />
die Gladiatorenkämpfe. Einige<br />
wenige der Kämpfer wurden<br />
auf Grund guter Leistungen<br />
begnadigt. Sie erhielten die<br />
„Missio“ und konnten anschließend<br />
ein ruhiges Leben<br />
führen. Das heute als positive<br />
Geste gebräuchliche „Daumen<br />
hoch“ war bei den Römern das<br />
Todesurteil für den Kämpfer.<br />
Daumen nach unten bedeutete<br />
„Die Waffen senken“ und war<br />
das Zeichen zur Begnadigung.<br />
Rekonstruktion<br />
Foto: Arena Theater GmbH<br />
Nach über 1.500 Jahren war<br />
es Paul Steiner, dessen Grabungen<br />
seit 1902 Gewissheit<br />
darüber erbrachten, dass im<br />
<strong>Xanten</strong>er Boden ein Amphitheater<br />
schlummert. Gut 30<br />
Jahre später wird das noch<br />
erhaltene Fundament ausgegraben<br />
und bleibt sichtbar.<br />
Weitere 40 Jahre später – ab<br />
1974 – folgen wissenschaftliche<br />
Untersuchungen und Vorschläge<br />
zur Rekonstruktion.<br />
1976 wird entschieden, das<br />
Amphitheater zum Teil zu<br />
rekonstruieren, und zwei Jahre<br />
später wird nach eingehender<br />
Recherche an ähnlichen Bauwerken<br />
in <strong>No</strong>rdafrika, Italien,<br />
Spanien und Frankreich mit<br />
den Bauarbeiten begonnen.<br />
1981 ist die Teilrekonstruktion<br />
der Tribüne und der Theatermauern<br />
vollendet.<br />
Damit das Bauwerk zumindest<br />
zeitweise wieder seiner<br />
eigentlichen Bestimmung zugeführt<br />
werden kann, wird im<br />
Inneren der Mauern versteckt<br />
eine umfangreiche technische<br />
Infrastruktur zur Bespielung<br />
des Theaters eingebaut.<br />
Seitdem finden hier regelmäßig<br />
kulturelle Aufführungen<br />
statt. Neben den alljährlich<br />
wiederkehrenden <strong>Xanten</strong>er<br />
Sommerfestspielen (s. Kasteninfo)<br />
geben sich auch<br />
Künstler der Rock-, Pop- und<br />
Musicalkultur in <strong>Xanten</strong> die<br />
Ehre.<br />
Herbert Grönemeyer, BAP,<br />
Joe Cocker, Fury in the<br />
Slaughterhouse, Howard<br />
Carpendale, ZZ Top, Helge<br />
Schneider und die Kelly-<br />
Family sind nur einige<br />
Thyssen<br />
A D R I A N<br />
R E C H T S<br />
A N W A L T<br />
Highlights des breit gefächerten<br />
Programms in der<br />
„Arena“. Außerdem werden<br />
bei Römerfesten regelmäßig<br />
spektakuläre Gladiatorenaufführungen<br />
gezeigt. Wenn die<br />
Innenfläche als Raum für<br />
Stehplätze genutzt werden<br />
kann, passen heute etwa 7.000<br />
Menschen in das Amphitheater.<br />
Eine Komplett-Rekonstruktion<br />
der Tribüne ist zwar<br />
<strong>Xanten</strong>er Sommerfestspiele<br />
<strong>11</strong>. – 27. August <strong>2006</strong><br />
<strong>11</strong>. – 13.08.:<br />
La Traviata – Oper von Guiseppe Verdi<br />
18. – 19.08.:<br />
Der Troubadour –<br />
Oper von Guiseppe Verdi<br />
20.08.:<br />
Viva la Opera – Gala-Abend der Oper<br />
25. – 27.08.:<br />
…thank you for the music –<br />
Abba & Friends in Concert<br />
Amphitheater Birten:<br />
Neu: 5. und 6. August:<br />
Eine Nacht mit Mozart<br />
25. – 27.08.: Der Zigeunerbaron –<br />
Operette von Johann Strauss<br />
Karten für alle Veranstaltungen können<br />
bei der TIX unter 02801 – 98300 oder<br />
über www.xanten.de bestellt werden.<br />
auch irgendwann vorstellbar,<br />
aber in der Prioritätenliste des<br />
APX soweit hinten angesiedelt,<br />
dass es wohl noch<br />
Jahrzehnte dauern dürfte, bis<br />
es soweit sein wird. Da gibt es<br />
in nächster Zeit erst einmal<br />
andere vielversprechende Projekte,<br />
die im Archäologischen<br />
Park realisiert werden. Darüber<br />
mehr in einer der nächsten<br />
Ausgaben.<br />
Umfassender Service und betriebsw. Beratung<br />
bei wesentlich geringeren Kosten für:<br />
das Verbuchen Ihrer laufenden Geschäftsvorfälle<br />
mittels moderner EDV (Datev-Schnittstelle)<br />
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WOLFGANG FRIESE<br />
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14 XANTEN LIVE Nr. <strong>11</strong> • <strong>Juni</strong> – Juli <strong>2006</strong> XANTEN LIVE Nr. <strong>11</strong> • <strong>Juni</strong> – Juli <strong>2006</strong> 15