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8 HAMBURG Sonnabend, 1. November 2014<br />
Mehmet Coskun,<br />
Inhabher des<br />
„Bahrenfelder<br />
Grills“, bearbeitet<br />
den veganen<br />
Döner-Spieß.<br />
Anschließend werden diepflanzlichen Scheiben scharfangebraten.<br />
Kulinarisches Experiment zum Weltvegantag<br />
VonFLORIAN MERKEL<br />
Mich plagt das schlechte Gewissen.<br />
Mit Genuss habe ich<br />
am Vorabend ein saftiges<br />
Steak verspeist, als wäre der<br />
Klimawandel bloß eine Wetterlaune.<br />
Und das kurz vor<br />
dem heutigen Weltvegantag!<br />
Daher greife ich in der Mittagspause<br />
zum veganen Döner.Mit<br />
Genuss? Mit Skepsis.<br />
Zum20. Mal jährt sich an diesem<br />
1. November der Weltvegantag.<br />
Fleischlose Ernährung<br />
ist in der Mitte der Gesellschaft<br />
angekommen, aber<br />
auch der Verzicht auf jegliche<br />
tierische Produktekommt immer<br />
mehr in Mode –der Vegetarierbund<br />
(VEBU) zählt aktuell<br />
900000 vegan lebende<br />
Menschen in Deutschland.<br />
Tierschutz, nachhaltiger<br />
Konsum, die persönliche Klimabilanz<br />
aufbessern –das finde<br />
ich auch super. Meistens.<br />
Undstehe nun im „Bahrenfelder<br />
Grill“ (Bahrenfelder Kirchenweg<br />
5), der seit drei Wochen<br />
mit veganem Döner<br />
wirbt, und gucke abwechselnd<br />
auf den verlockend<br />
brutzelnden Dönerspieß links<br />
und den kalten Teigklumpen<br />
rechts, eine Melangeaus Weizenkleber,<br />
Wasser, Weizen,<br />
Soja, Pflanzenöl, Palmfett<br />
usw., wie ein Aufsteller auf<br />
dem Tresen informiert. „100%<br />
ohne Konservierungsstoffe“,<br />
heißtesdarauf weiter –dafür<br />
mit Geschmacksverstärker,<br />
wie das Kleingedrucktepreisgibt.<br />
Imbiss-Chef Mehmet<br />
Coskun (31) schnippelt blasse<br />
Scheiben <strong>vom</strong> Spieß, um sie<br />
anschließend scharf anzubraten.<br />
Er habe zuletzt immer<br />
mehr vegetarische Gerichte<br />
verkauft, Falafel<br />
und so, sagt Coskun.<br />
„Da dachte ich,<br />
ich probier’ das mal mit<br />
veganem Döner.“ Mit Erfolg:<br />
Bis zu 40 fleischlose<br />
Döner oder Dürüm wandern<br />
seither täglich über den Tresen.<br />
Nun feilt er an einer rein<br />
pflanzlichen Soße –„im Tzatziki<br />
ist ja Joghurt“, so Coskun.<br />
Und wie schmeckt er nun,<br />
der Pseudo-Döner? Überraschend<br />
gut! Die Konsistenz<br />
ist bissfest, die Pfanne hat<br />
dem Kebabeine herzhafte<br />
Note verliehen, unterstützt<br />
vonder Schärfe der<br />
(veganen) roten Sambal-<br />
Soße. Nur <strong>vom</strong> Geschmacksverstärkerist<br />
nicht<br />
viel zu spüren –andie Würze<br />
echten Kebabfleischs reicht<br />
die vegane Variantenicht heran.<br />
Zufrieden bin ich dennoch.<br />
Und diesmal liegt mir<br />
kein schlechtes Gewissen<br />
quer im Magen.<br />
So schmeckt<br />
veganer Döner<br />
Im „Bahrenfelder Grill“ gibt’s Weizenkleber am Spieß<br />
MOPO-Reporter Florian<br />
Merkel pickt etwas<br />
skeptisch im veganen<br />
Döner herum.<br />
Mehr zu veganer Ernährung auf den Seiten 20/21<br />
Fotos: Quandt