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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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Arztezeitschnft f Naturheilverf 8/92, 33 Jahrg<br />

K Taubert, UVB<br />

3. Pathogenese <strong>der</strong> Migräne<br />

31 Migranedisposition<br />

Aufgrund eingehen<strong>der</strong> Zwillingsstudien und <strong>der</strong> klinischen<br />

Erfahrung kann heute angenommen werden, daß es sowohl<br />

eine ererbte als auch eine erworbene Disposition <strong>der</strong><br />

Migräne gibt<br />

Bei einzelnen Kin<strong>der</strong>n mit Migräne wurden Störungen im<br />

Fettstoffwechsel, bei an<strong>der</strong>en erhöhte Ammoniakwerte im<br />

Plasma gefunden Die Korrektur dieser (wahrscheinlich<br />

vererbten) biochemischen Störungen führte zur Besserung<br />

o<strong>der</strong> zum Sistieren <strong>der</strong> Migräne<br />

Die Disposition für eine Migräne kann erworben werden<br />

durch<br />

— ein schweres o<strong>der</strong> leichtes Kopftrauma<br />

— Medikamente<br />

— Implantation einer künstlichen Herzklappe o<strong>der</strong><br />

— eine Krankheit, wie die thrombozytopenische Purpurea<br />

Bedeutung können weiterhin folgende ererbte o<strong>der</strong> erworbene<br />

Beson<strong>der</strong>heiten als Disposition für die Migräne haben<br />

311 Verstärkte Vasokonstnktionsneigung bei vorbestehen<strong>der</strong><br />

Vasodilatation<br />

312 Orthostatische Störungen und/o<strong>der</strong> niedrige Blutdrucklage<br />

31 3 Erhöhte vegetative Labilität<br />

31 4 Erhöhte Thrombozytenaggregation<br />

Diese Erscheinung — früher als Ursache <strong>der</strong> Migräne angesehen<br />

— wird heute als ein Epiphanomen eingeordnet<br />

Die aufgeführten Beson<strong>der</strong>heiten lassen sich weitgehend<br />

durch einen Noradrenalinmangel bzw eine partielle Sympathikushypofunktion<br />

erklaren Zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />

Homöostase wird <strong>der</strong> (manchmal nur temporare) Noradrenalinmangel<br />

durch eine Supersensibilitat <strong>der</strong> postsynaptischen<br />

adrenergen Gefaßrezeptoren kompensiert<br />

Wodurch kommt es zum Noradrenalinmangel 9 Als Beispiel<br />

möge hier das Morphinentzugssyndrom dienen, das<br />

zahlreiche Analogien zur Migräne aufweist Wahrend es<br />

beim Morphinentzugssyndrom durch exogene Morphine<br />

zu einer NA-Synthesehemmung kommt, geschieht dies<br />

bei <strong>der</strong> Migräne durch endogene Morphine = Endorphine<br />

Wodurch kann es zu einer Erhöhung <strong>der</strong> endogenen<br />

Opiate als Ursache <strong>der</strong> Transmittersynthesehemmung<br />

kommen"?<br />

Als Beispiel für viele Möglichkeiten soll hier die Wochenendmigrane<br />

dienen<br />

Diese Migraneform ist nur bei Berufstätigen anzutreffen<br />

Hier fuhrt <strong>der</strong> Streß des Arbeitsiebens im Verlauf <strong>der</strong><br />

Woche bei beson<strong>der</strong>s empfindlichen Patienten zur vermehrten<br />

Ausschüttung von ACTH und ß-Endorphin Am<br />

Wochenende entfallt die streßbedingte ß-Endorphmausschuttung,<br />

und die wie<strong>der</strong> normale Noradrenahnkonzentration<br />

trifft auf die noch supersensiblen Rezeptoren und<br />

lost die überschießende Reaktion aus<br />

Die vielen Hinweise lassen die Annahme zu, daß zumindest<br />

bei einem Teil <strong>der</strong> Migraneanfalle das Morphinentzugssyndrom<br />

als Ursache o<strong>der</strong> wesentlicher Verstarker<br />

anzusehen ist<br />

3 2 Migranebereitschaft<br />

Obwohl bekannt ist, daß nach einem Migraneanfall sonst<br />

wirksame Ausloser (z B Alkohol) keinen neuen Anfall induzieren<br />

können, wird die zeitlich begrenzte Migranebereitschaft<br />

bisher kaum beachtet und erforscht<br />

Für die zeitlich begrenzte Migranebereitschaft können bisher<br />

folgende Erscheinungen zur Erklärung herangezogen<br />

werden<br />

— die schon erwähnte Supersensibilitat <strong>der</strong> postsynaptischen<br />

adrenergen Rezeptoren und<br />

— die erhöhte Reagibilitat <strong>der</strong> Gefäße gegenüber pressorischen<br />

Stoffen<br />

3 3 Migraneausloser<br />

Wenn man sich naher mit den Migraneauslosern beschäftigt,<br />

dann findet man, daß eine erhöhte Noradrenalmkonzentration<br />

den gemeinsamen Nenner <strong>der</strong> so vielfaltigen<br />

Migraneausloser darstellt<br />

Dazu hier nun einige Beispiele<br />

— Streß fuhrt zu einem erhöhten NA<br />

— Menstruation dabei kommt es ebenfalls zu einem erhöhten<br />

NA, sichtbar u a auch an an<strong>der</strong>en Zeichen des<br />

pramenstruellen Syndroms, Erregbarkeit u a<br />

— Plötzliche erhebliche körperliche Aktivität erhöhtes<br />

NA<br />

— Wetterwechsel erhöhtes NA<br />

— Alle Medikamente, die Migräne auslosen, fuhren zu erhöhtem<br />

NA, z B Nitroglyzerin als Reaktion auf die VD<br />

o<strong>der</strong> Reserpin fuhrt zu einer NA-Freisetzung<br />

— Alle Nahrungsmittel, die Migräne auslosen, fuhren zu<br />

erhöhtem NA, z B Käse, <strong>der</strong> Tyramin enthalt das lost<br />

eine Freisetzung von NA aus<br />

— Lärm erhöhtes NA<br />

— Verstärktes Licht erhöhtes NA<br />

— Hyperventilation erhöhtes NA<br />

— Phaochromozyton erhöhtes NA<br />

U v a<br />

34 Migraneanfall<br />

Trifft eine erhöhte Katecholamin- und/o<strong>der</strong> Serotoninkonzentration<br />

auf hyperreaktive Gefäße kommt es zum Migraneanfall<br />

Bekannt sind folgende Erscheinungen<br />

Aus Mastzellen, basophilen Leukozyten, aggregierten<br />

Thrombozyten werden vasoaktive, permeabilitatsfor<strong>der</strong>nde,<br />

sensibilisierende Stoffe sowie proteolytische Fermente<br />

frei<br />

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