Protokoll - DIE LINKE. Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann
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Landtag Brandenburg P-ABJS 5/10 S. 32<br />
Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport 24.06.2010<br />
10. Sitzung Stenografischer Dienst/bo-kü<br />
Zehn Jahre liegt es zurück, dass die verantwortlichen Politiker in Brandenburg der<br />
Auffassung waren, Brandenburg leiste sich ungerechtfertigterweise mehr Kinderbetreuung<br />
als die anderen 15 Bundesländer. Insofern sah man ausgerechnet in diesem<br />
Bereich ein geeignetes Einsparpotenzial. Die Proteste von Müttern, Vätern und Fachkräften<br />
- es gab damals weit mehr als 150 000 Unterschriften aus dem gesamten<br />
Land - waren nicht relevant. Heute haben uns die nach der damaligen Meinung zurückgebliebenen<br />
anderen Bundesländer überholt, ohne einzuholen, insbesondere<br />
hinsichtlich des Personalschlüssels als wichtiger Indikator für die strukturelle Qualität<br />
in Kindertagesstätten.<br />
Den Schwerpunkt lediglich auf die Quantität zu legen und somit eine Teilhabe von<br />
möglichst vielen Kindern an der Kindertagesbetreuung zu sichern, reicht spätestens<br />
nach dem PISA-Ergebnis nicht mehr aus. Insofern begrüßen wir Fachkräfte in Brandenburger<br />
Kindertagesstätten das Vorhaben des Landtags, den Personalschlüssel<br />
für die Betreuung der Kinder in Kindertagesstätten endlich zu verbessern; denn wir<br />
brauchen ihn dringend.<br />
In den vergangenen Jahren haben wir Pädagogen den endlich auch politisch gewollten<br />
Wandel der Kindertagesstätten zu Bildungseinrichtungen erlebt. Als Folge<br />
entstanden mit diesem Wandel unzählige zusätzliche Anforderungen an die Erzieherinnen.<br />
Dazu gehörten unter anderem die Arbeit nach den Grundsätzen der elementaren<br />
Bildung als verbindlicher Rahmen für die Bildungsarbeit, die geeignete Vorbereitung<br />
der Kinder auf die Grundschule mit dem eigens dafür entwickelten Orientierungsrahmen<br />
GOrBiKs, die regelmäßige Bearbeitung von Grenzsteinen der Entwicklung<br />
für jedes Kind als Instrument der Früherkennung von Entwicklungsauffälligkeiten,<br />
die systematische Beobachtung und Dokumentation der Lernprozesse von<br />
Kindern, die Durchführung der Sprachstandfeststellung für alle Kinder im letzten Jahr<br />
vor der Einschulung sowie gegebenenfalls die Durchführung von Sprachförderkursen,<br />
die Aufgaben, die sich für jeden Pädagogen aus § 8 a SGB VIII ergeben -<br />
Thema Kinderschutz - und die Verpflichtung, regelmäßig die Qualität der pädagogischen<br />
Arbeit überprüfen zu lassen. Vor diesem Hintergrund sehen wir Fachkräfte,<br />
dass die geplante Veränderung des Personalschlüssels im vorliegenden Gesetzentwurf<br />
eine Schadensbegrenzung vornimmt, die lediglich einen Einstieg in die Angemessenheit<br />
darstellt. Den angemessenen Personalschlüssel finden Sie in den Forderungen<br />
von Kita-Kampagne und Kita-Initiative. Auch wir gehen davon aus, dass es<br />
einen Stufenplan dafür geben sollte, inwiefern diese Punkte umgesetzt werden können.<br />
Mit dem Vorhaben der Landesregierung, den Personalschlüssel für die Kinder bis<br />
zum vollendeten dritten Lebensjahr auf das Verhältnis von 1 : 6 zu verändern, wird<br />
aus unserer Sicht ein enorm wichtiger Schritt vollzogen. Gleichzeitig fordern Erzieherinnen<br />
zu Recht eine Differenzierung des Personalschlüssels für Kinder bis zum vollendeten<br />
zweiten Lebensjahr. Kinder werden eben nicht nur gewindelt, angezogen<br />
oder gefüttert. Es sind nicht ausschließlich pflegerische Tätigkeiten, sondern es handelt<br />
sich um eine wichtige Interaktion zwischen Kind und Pädagogen, die in dieser Altersgruppe<br />
ein größeres Zeitbudget erfordert. Hinzu kommt, dass die Eingewöhnung