Protokoll - DIE LINKE. Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann
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Landtag Brandenburg P-ABJS 5/10 S. 42<br />
Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport 24.06.2010<br />
10. Sitzung Stenografischer Dienst/bo-kü<br />
Im Übrigen empfiehlt die EU folgenden Personalschlüssel: Von 0 bis 24 Monate 1 : 3,<br />
von 24 bis 36 Monate 1 : 3 bis 1 : 5, von 36 bis 48 Monate 1 : 5 bis 1 : 8, von 48 bis<br />
60 Monate 1 : 6 bis 1 : 8. Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass wir vermutlich<br />
diesen Personalschlüssel niemals in Deutschland haben werden. Trotzdem hoffe ich,<br />
dass ich mit dieser Aussage irgendwann falsch liege.<br />
Aus Sicht der Kitainitiative ist die Veränderung des Personalschlüssels nach Berliner<br />
Vorbild notwendig, und zwar bei den 0- bis 2-Jährigen 1 : 5, von 2 bis 3 Jahren 1 : 6,<br />
von 3 bis 6 Jahre 1 : 9. Weiterhin ist die Differenzierung der Personalbemessung<br />
nach Länge der Öffnungszeiten notwendig, zum Beispiel Zuschläge für Betreuungszeiten<br />
von 7 bis 9 Stunden bzw. über 9 Stunden. Derzeit wird in Brandenburg kein<br />
Träger dafür bezahlt, seine Einrichtung länger zu öffnen. Das bedeutet, dass Kitaeinrichtungen<br />
vielleicht von 6.30 Uhr bis 16.30 Uhr aufhaben. Wenn sie bis 17 Uhr offen<br />
sind, haben Sie schon sehr viel Glück. Da ich selbst auch Mutter bin, würde ich mir<br />
eine Öffnungszeit mindestens bis 18 Uhr wünschen bzw. halte diese für optimal.<br />
Auch hier darf man sich gern einmal das Berliner System ansehen, wo der, der lange<br />
öffnet, dies auch bezahlt bekommt.<br />
Wie schätze ich die Veränderung der individuellen Förderung durch den verbesserten<br />
Personalschlüssel ein? Mit der Besserung des Personalschlüssels geht ein erstes<br />
leichtes Aufatmen durch die Reihen. Aber ganz ehrlich: Ich persönlich halte die<br />
Verbesserung nur für einen Tropfen auf den heißen Stein. Denn dabei sollte man<br />
nicht vergessen, wie heute schon des Öfteren erwähnt, dass auch die Anforderungen<br />
an die Erzieherinnen und Erzieher in den letzten Jahren gestiegen sind. An dieser<br />
Stelle möchte ich nur ganz kurz die Stichworte nennen: GOrBiKs, Umsetzung der<br />
Grundsätze der Elementaren Bildung, Qualitätssicherung, verstärkte aktive Einbindung<br />
der Eltern, veränderte Familienkonstellationen.<br />
Wir brauchen auch nicht erst bis 2013 zu warten, wenn der Rechtsanspruch ab dem<br />
ersten Lebensjahr rechtskräftig wird, sondern schon heute kommen vermehrt vor<br />
allem sehr junge Kinder zu uns in die Einrichtungen. Grund hierfür ist die Begrenzung<br />
des Elterngeldes auf maximal 14 Monate. Für die Aufnahme von Kleinstkindern sind<br />
nicht nur räumliche Veränderungen notwendig, sondern es muss auch eine gute und<br />
angemessene Betreuung gewährleistet werden. Vor allem im Krippenbereich spielt<br />
eine angemessene Pflege eine grundlegende Rolle, da dort die Kinder auch während<br />
des gesamtes Tages eine intensive Pflege benötigen. Es muss gewährleistet werden,<br />
dass allen Kindern mehrmals täglich die Windeln gewechselt werden, dass ein<br />
Toilettentraining vorgenommen sowie die Einführung in die Mundhygiene begonnen<br />
wird.<br />
Bei einer Mutter mit fünf Kindern würde man sagen: Diese Frau braucht Hilfe. Einer<br />
Erzieherin in Brandenburg mutet man derzeit sieben und hoffentlich bald nur noch<br />
sechs Kinder zu.<br />
Was wir uns grundsätzlich überlegen müssen ist: Was wollen wir eigentlich? Welches<br />
Verständnis haben wir von Kita? Ist dies nur ein Betreuungsort oder auch ein Ort der