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Protokoll - DIE LINKE. Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann

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Landtag Brandenburg P-ABJS 5/10 S. 50<br />

Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport 24.06.2010<br />

10. Sitzung Stenografischer Dienst/bo-kü<br />

nisse der letzten Jahre wurden neue Anforderungen an unsere Kindertagesstätten<br />

formuliert, und zwar in den Bereichen Bildungsauftrag, Kooperation mit Grundschulen,<br />

Qualitätssicherung und Entwicklung und Zusammenarbeit mit Eltern.<br />

Bei der Umsetzung dieser neuen Standards sind die pädagogischen Mitarbeiterinnen<br />

in den Brandenburger Einrichtungen in Vorleistung gegangen.<br />

Sie haben in den letzten Jahren mit großem Engagement versucht, diese hohen Ansprüche<br />

zu erfüllen. Sie stoßen dabei an Grenzen, die durch die Gruppengröße, aber<br />

auch, möchte ich deutlich sagen, durch fehlende Vor- und Nachbereitungszeit gesetzt<br />

werden. Deshalb sind die in § 10 vorgeschlagenen Verbesserungen des Personalschlüssels<br />

in den Kindertagesstätten bis zur Einschulung ausdrücklich zu begrüßen.<br />

Sie sind ein wichtiger Schritt, um die Rahmenbedingungen für die Bildungsarbeit<br />

in den Einrichtungen zu verbessern. Sie sorgen dafür, dass bessere individuelle<br />

Förderung in den Einrichtungen möglich wird.<br />

Allerdings muss man Wasser in diesen Wein gießen, denn der rechnerische Personalschlüssel<br />

von dann 1 : 6 für die Krippe und 1 : 12 für die Kindergartenkinder entspricht<br />

nicht den Empfehlungen der Fachwelt. Die Empfehlungen des EU-Kinderbetreuungsnetzwerks<br />

wurden genannt. Ich möchte eine hinzufügen: Die Bertelsmann-<br />

Stiftung hat in ihrem Länderreport 2008 vorgeschlagen, dass die Fachkraft-Kind-Relation<br />

1 : 4 für die Krippenkinder und 1 : 10 für die Kindergartenkinder betragen sollte.<br />

Das ist die direkte ständige Gruppengröße, in der sozusagen die Erzieherin tätig ist;<br />

das ist nicht der Personalschlüssel. Der müsste nach der Bertelsmann-Stiftung bei<br />

1 : 3,5 und 1 : 8 liegen. Deshalb ist es aus meiner Sicht notwendig, dass in den nächsten<br />

Jahren weitere Änderungen des Brandenburger Kindertagesstättengesetzes<br />

vorgesehen werden. Insbesondere die Gruppengrößen, die Gruppenschlüssel und<br />

die Vor- und Nachbereitungszeiten sind dabei in den Blick zu nehmen.<br />

Wenn man ein solches Stufenprogramm entwickeln und umsetzen möchte, muss<br />

man deutlich machen, dass das derzeitige Bildungssystem auf einem überholten Bildungsverständnis<br />

fußt. Die aktuelle Hirnforschung zeigt sehr eindrücklich, dass die<br />

Lernfähigkeit bei den Krippenkindern am größten ist. Die sensiblen Phasen der Hirnentwicklung<br />

lassen in vielen Bereichen ab dem 4. Lebensjahr deutlich nach.<br />

In unseren Bildungsinstitutionen wird auf diese Erkenntnis kaum Rücksicht genommen.<br />

Die größten Investitionen und die bestqualifizierten Mitarbeiter stellen wir dort<br />

zur Verfügung, wo die Lernfähigkeit schon sehr deutlich nachgelassen hat und eben<br />

nicht bei den Kleinen. Hier ist ein Umdenken erforderlich, um zukünftig dort zu investieren,<br />

wo die größten Chancen und Möglichkeiten liegen.<br />

Der schöne Spruch „Auf den Anfang kommt es an“ macht deutlich, dass stärker in<br />

den Bereich der frühkindlichen Bildung investiert werden muss. Hier sollten die bestqualifizierten<br />

Pädagogen eingesetzt werden. Nur so wird es möglich sein, wie es immer<br />

heißt, dass in Brandenburg kein Kind zurückbleibt.

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