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Eurasisches Magazin – April 2009 · Seite 1 © Eurasischer Verlag ...

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<strong>Eurasisches</strong> <strong>Magazin</strong> – <strong>April</strong> <strong>2009</strong> · <strong>Seite</strong> 36<br />

TÜRKEI<br />

TV-Serie „Güldünya“ – „Rufen Sie an, bevor es zu spät ist!“<br />

Mit einer Fernsehserie, die Fälle von Frauenmisshandlungen dokumentiert,<br />

wurde eine Erste-Hilfe-Hotline in der Türkei landesweit bekannt. Auch wenn<br />

die Serie mittlerweile abgesetzt wurde, hat sie doch das öffentliche Bewusstsein<br />

für die Problematik wecken können.<br />

Von Semiran Kaya<br />

EM 04-09 · 02.04.<strong>2009</strong><br />

ie türkische TV-Serie „Güldünya“ hat in der türkischen Gesellschaft zur<br />

Sensibilisierung im Umgang mit dem Thema Gewalt gegen Frauen und Familien<br />

beigetragen. Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall in der Türkei. Laut Statistik gehört sie<br />

für jede dritte Frau im Land zum Alltag. Wahrgenommen in der Gesellschaft wird sie aber<br />

erst, wenn Frauen erstochen oder erschossen werden, in vielen Fällen vom Vater, Ehemann<br />

oder Bruder.<br />

Aktuelle Zahlen der türkischen Generaldirektion für Frauen belegen zudem, dass jede vierte<br />

Frau durch die Gewalt vom Ehemann oder Partner verletzt und jede zehnte Frau von ihnen<br />

während der Schwangerschaft geschlagen wird. Kommen also Frauen „nur“ mit ein paar<br />

Brüchen oder Messerstichen davon, haben sie Glück.<br />

Der Fall von Güldünya<br />

Andere, wie Güldünya, überleben die Übergriffe der Männer nicht. Allein in den vergangenen<br />

zwei Märzwochen starben zwölf Frauen an zwölf Tagen durch brutale Männer-Attacken,<br />

meldet das unabhängige Medienportal „bianet“.<br />

Güldünya, eine 22jährige Türkin aus der südostanatolischen Stadt Bitlis, wurde von ihrem<br />

Vetter vergewaltigt und kurz nach der Geburt des Kindes von ihrem 20jährigen Bruder erst<br />

auf offener Straße angeschossen, dann in einem Istanbuler Krankenhaus mit einem<br />

Kopfschuss niedergestreckt.<br />

Heute, nach fünf Jahren, beschäftigt die Menschen noch immer der Mord an Güldünya.<br />

Denn Frauen, die der familiären Gewalt ausgesetzt sind, machen dies zumeist nicht<br />

öffentlich. Genau dies aber tat die gleichnamige Fernsehserie „Güldünya“, zu Deutsch<br />

„Blumenwelt“, und brach damit ein gesellschaftliches Tabu. Denn Zwangsverheiratungen,<br />

Misshandlungen, Vergewaltigungen und Ehrenmorde werden noch immer vertuscht oder nur<br />

mit geringen Strafen geahndet.<br />

Ausweg aus der Misere<br />

Weit verbreitet: Die Gewalt von Männern gegen Frauen gehört in vielen Städten der Türkei<br />

noch immer zum traurigen Alltag. Die Initiatoren, die erste Frauennotrufzentrale der Türkei<br />

und der bekannte Privatsender Star TV, ließen sich vom Istanbuler Frauenhaus „Mor Cati“<br />

beraten. Entsprechend authentisch wurden denn auch die Fälle von Misshandlungen in der<br />

Serie nachgestellt.<br />

Sie alle spielten sich zwar in Istanbul ab, hätten aber genauso gut in jeder beliebigen Stadt in<br />

der Türkei stattfinden können. Denn die Notrufnummer, die die Frauen in der Serie wählten,<br />

ist die echte.<br />

© <strong>Eurasischer</strong> <strong>Verlag</strong> Hans Wagner <strong>2009</strong>

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