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Eurasisches Magazin – April 2009 · Seite 1 © Eurasischer Verlag ...

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<strong>Eurasisches</strong> <strong>Magazin</strong> – <strong>April</strong> <strong>2009</strong> · <strong>Seite</strong> 40<br />

Mädchen-Band „VIA Gra“ zu Singen. Nun hat es endlich geklappt. Sie ist ein Star und bald<br />

auch in Europa bekannt.<br />

Dass in Russland nicht alle mit der Wahl der Ukrainerin einverstanden sein würden, war<br />

abzusehen, aber dass plötzlich eine hitzige Debatte um Anastasija aufkommen würde, damit<br />

hatte Niemand gerechnet. Iosif Prigoschin, Producer der russischen Mitbewerberin Walerija,<br />

forderte eine Wiederholung der Wahl. Man müsse „eine andere Person zur Eurovision<br />

schicken“, schimpfte Prigoschin. „Ein Lied, das in der ukrainischen Sprache vorgetragen<br />

wird, hat mit Russland nichts zu tun.“ Haben wir nicht selbst genug gute Sängerinnen? fragte<br />

eine Kommentatorin im russischen Kanal TV Zentr trotzig.<br />

Umstrittene Äußerungen<br />

Die Debatte wurde auch im Internet geführt. Einer der Prichodko-Gegner hatte im Archiv der<br />

russischen Schlager-Sendung „Stern Fabrik“ gesucht und einige hässliche Äußerungen der<br />

Sängerin gefunden. Bei einem Streit in einer Küche hatte Anastasija vor zwei Jahren frech<br />

verkündet, „ich mag keine Neger und Chinesen“. Plötzlich beschuldigten russische Medien<br />

die Sängerin als Rassistin. Doch in einem Interview mit dem Moskauer Massenblatt<br />

Moskowskije Komsomolez erklärte Prichodko, die Äußerungen von damals täten ihr leid.<br />

„Das waren Emotionen, mit denen ich nicht klar gekommen bin.“ Mit Faschismus und<br />

Rassismus habe sie nichts zu tun. „Wie kann man mich des Faschismus bezichtigen, wenn<br />

mein Großvater, Michail Nikititsch Prichodko im Großen Vaterländischen Krieg kämpfte, mit<br />

dem Orden „Für die Eroberung von Berlin“ ausgezeichnet wurde und seinen Namen an den<br />

Reichstag schrieb?“ Im Übrigen verwies die 21jährige darauf, dass ihr Vater Russe, ihre<br />

Mutter Ukrainerin und ihre beste Freundin Jüdin sei.<br />

Jubel bei russischen Kommentatoren<br />

Kreml-nahe Kommentatoren waren von Anfang an begeistert, dass Russland von einer<br />

Ukrainerin vertreten wird. Dass Russland mit einem Lied in der ukrainischen Sprache<br />

vertreten wird, sei „ganz phantastisch, vom politischen Gesichtspunkt aus“, meinte Maksim<br />

Kononenko, Kommentator der Zeitung „Wsgljad“. Im Übrigen sei ja Ukrainisch auch eine<br />

„sehr schöne Sprache“.<br />

Der Eurovision Song Contest ist dieses Jahr also eine hochpolitische Angelegenheit. Während<br />

die Georgier mit einem Schmäh-Lied auf Putin auftreten wollen, ist eine Ukrainerin, die für<br />

Russland singt, nach dem Gas-Streit im Januar ganz nach dem Geschmack des Kremls. Mit<br />

Anastasija kann man zeigen, dass Russland und die Ukraine eigentlich zusammen gehören.<br />

Die Netzseite von Anastasija Prichodko: http://www.anastasya-prihodko.com/<br />

*<br />

© <strong>Eurasischer</strong> <strong>Verlag</strong> Hans Wagner <strong>2009</strong>

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