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Spielen - Freizeit und Spiel

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Interview mit Nicole Ruppert,<br />

Vorsitzende des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

für Theater<br />

im Öffentlichen Raum.<br />

Keine Bühne,<br />

aber großes Theater<br />

80 | Stadt & Kunst<br />

FreeLounge: <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> ist das Thema unserer<br />

Ausgabe. Städte kann man auch über das Theaterspiel<br />

in den Straßen erleben. Was ist das<br />

Besondere am Theater im Öffentlichen Raum,<br />

Frau Ruppert?<br />

N. Ruppert: Ganz allgemein: Es ist eine Kunst<br />

ohne Ort, es nutzt den öffentlichen Raum als<br />

Bühne. Die Künstler der Straße wissen seit<br />

langem, dass man überall <strong>und</strong> nirgends künstlerisch<br />

produzieren kann. Aus jedem offenen<br />

Raum kann eine Bühne entstehen. Straßentheater<br />

ist populäres Theater, es ist das neue Volkstheater.<br />

Im Gegensatz zum klassischen Theater<br />

ist es nicht heilig. Es beruft sich auf die Tradition<br />

der öffentlichen Zeremonien <strong>und</strong> Rituale,<br />

der Paraden, aber auch auf die neuen Technologien,<br />

Videokunst <strong>und</strong> Multimedia. Heute ist<br />

das Theater im Öffentlichen Raum ein weites<br />

Feld, es gibt so viele unterschiedliche Formen<br />

<strong>und</strong> künstlerische Ausdrucksweisen, die es dem<br />

Genre erlaubt, sich auszuweiten im öffentlichen<br />

Raum, im Stadtraum, im sozialen Raum.<br />

FreeLounge: Was bewirkt das Theater auf den<br />

Straßen in den Städten?<br />

N. Ruppert: Nun, zunächst einmal belebt das<br />

Theater den öffentlichen Raum. Zudem wirkt es<br />

aber auch transformatorisch. Plätze <strong>und</strong> Stra-<br />

ßen erfahren Verwandlungen durch das Theater:<br />

ein Gebäude, das plötzlich zur einmaligen<br />

Kulisse wird, eine Fußgängerzone, die überraschend<br />

ganz andere Zusammenhänge schafft<br />

als die des Einkaufens. Wenn zum Beispiel in<br />

einer Einkaufsstraße eine Fassade in fünf Meter<br />

Höhe bespielt wird, dann sehen viele Menschen<br />

das erste Mal über die Höhe der Schaufenster<br />

hinweg <strong>und</strong> entdecken vielleicht historische<br />

Bauwerke, die sie vorher noch nie wahrgenommen<br />

haben. Immer ist Straßentheater eine Form,<br />

sich gezielt in städtisches Leben einzubringen<br />

oder Alltagsplätze in ganz besondere Bühnen<br />

<strong>und</strong> damit menschliche Zusammenhänge zu<br />

verwandeln. Aus dem zufälligen Zusammentreffen<br />

von Passanten mit Theater ergeben sich<br />

neue, unvorhersehbare Situationen, gefüllt mit<br />

Atmosphäre <strong>und</strong> Emotionen. Die Stadt verändert<br />

sich, denn bestimmte Plätze oder Straßenzüge,<br />

Parks oder Gewässer erhalten eine neue<br />

Bedeutung. Das kann auch nachhaltig zu einer<br />

anderen Sicht <strong>und</strong> Nutzung führen.<br />

FreeLounge: Haben Sie ein Beispiel dafür?<br />

Foto: N. Ruppert<br />

N. Ruppert: Da fällt mir direkt Holzminden ein.<br />

Seit 1991 gibt es in der Stadt ein Straßentheater-Festival.<br />

Als wir dort angefangen haben,<br />

wurde der Marktplatz nicht als Ort wahrgenommen,<br />

der zum Aufenthalt einlädt. Das hat

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