H E I M K E H R DAS DORF MEINER KINDHEIT Otto ... - dkmotion
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der Bub vom Ortsgruppenführer mal mit ihnen war, was selten nur vorkam, wurd<br />
es laut. Der wusste nämlich Bescheid über die Pollaken, wie die Zwangsarbeiter<br />
im Dorf genannt wurden. Er hatte sein Wissen von seinem Vater und aus den<br />
neuesten Jugendbüchern, die seine Familie von draußen, vom Altreich, kommen<br />
ließ. Und der Greußingbub war bestrebt, sein Wissen an die anderen Kinder<br />
weiterzugeben. Am liebsten schlichen sie sich am frühen Abend hinter die<br />
Strumpfe. So gegen sieben. Denn das war die Zeit der Fütterung. Da kamen die<br />
Männer und Frauen in ihren Kartoffelsäcken und den Fetzen um die Füße aus der<br />
Fabrik raus, getrennt nach Geschlecht und in Zweierreihen. Einmal, da brach eine<br />
Frau aus der Gruppe zusammen. Der Hinteregger Hans, der Meusburger Herbert<br />
und er, der Knabe, schauten sich an und der Hans hielt sich die Hand vor den<br />
Mund und lachte. Aber die Frau lag nicht lange am Boden. Gleich ist der Fessler<br />
Karl, der die Arbeiter am Morgen rüberführte vom Lager in die Strumpfe und am<br />
Abend wieder zurück, da gewesen und hat der Frau befohlen, aufzustehen. Und<br />
wie sie nicht gleich aufgestanden ist, die Frau, hat ihr der Fessler mit seinen festen<br />
Schuhen so heftig in den Bauch getreten, dass sie laut aufgeschrieen hat. Da hat<br />
der Hinteregger Hans nicht mehr gelacht. Wenn dann die Arbeiter alle im Lager<br />
waren, fein säuberlich aufgereiht, ist der Kreibich mit seinem Leiterwagen<br />
gekommen, auf dem er eine große Blechbadewanne führte, aus der es dampfte.<br />
Und der Kreibich hat sich dann hinter seinen Wagen gestellt und hat laut „eins“<br />
gerufen. Und der erste aus der Reihe der Arbeiter ist vorgetreten, ist zum Kreibich<br />
gegangen und hat ihm seine Blechschüssel hingehalten. Und der Kreibich hat<br />
dann mit einem Schöpfer in die Wanne reingelangt und hat der Einsernummer den<br />
Brei, oder was es war, auf den Teller geknallt. Und dann hat der Kreibich „zwei“<br />
gerufen und der nächste aus der Reihe ist vorgetreten. Und so ist es<br />
dahingegangen. Beim ersten Mal als die Buben die Fütterungszeremonie heimlich<br />
beobachteten, zählte der Kreibich bis achtundsechzig. Dann, beim nächsten Mal,<br />
nur mehr bis fünfundvierzig. Und die Buben wetteten schon, ob der Kreibich<br />
nächste Woche noch bis dreißig oder nur bis zwanzig oder überhaupt nicht mehr<br />
zählen müsse. Sie täuschten sich schwer, die Kinder. Als sie eine Woche später<br />
wieder in der Nähe des Zaunes standen und glotzten, zählte der Kreibich bis<br />
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