H E I M K E H R DAS DORF MEINER KINDHEIT Otto ... - dkmotion
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für den baldigen Endsieg bitten. Dann gingen sie nach Hause. Als sie beim Hof<br />
des Greußingbauern vorbeikamen, sang der Knabe laut, so laut er konnte, hoffend,<br />
dass der Markus und der Sebastian schon da seien und ihn hören und zum Spielen<br />
mit den Bleisoldaten einladen würden: die Fahne hoch, die Reihen dicht<br />
geschlossen. Weiter kannte er es nicht, das Lied. Aber so laut er auch sang, nichts<br />
rührte sich. Nur der Bernhardiner vom Greußing begann zu bellen. Seine<br />
Schwester, die mit dem Bruder schon ein Stück voraus war, drehte sich um und<br />
sah ihn an: spinnst! Als sie Zuhause waren, schlug die Großmutter dem Knaben<br />
ins Gesicht, als seine Schwester erzählte, dass er dieses Lied gesungen habe.<br />
Er, der Knabe, nahm ihn hin, den Schlag ins Gesicht, wie er all die Schläge davor<br />
und danach hinnahm. Hiebe und Schläge waren Strafen. Strafen, die der Knabe<br />
aber selten nur begriff. Er wusste nicht wofür, warum, weswegen er geschlagen<br />
wurde. Denn selbst die Schläge blieben stumm, ohne Erklärungen. Deshalb<br />
unterschieden sich die Schläge der Großmutter, an der er hing, kaum von den<br />
Schlägen des Lehrers oder Pfarrers. Auch gewöhnte er sich bald schon daran, an<br />
das Geschlagen- und Getretenwerden. Seine Haut wurde dicker. Und nicht nur<br />
seine. Geduldig spuckten sie alle immer wieder das Blut aus, sooft ihre Schädel<br />
auch in den Dreck gestoßen wurden. Da wohnte keine Sehnsucht, in keinem. Wie<br />
Betttücher ihre Gesichter. Zerknittert vom Schlaf, Flecken geiler Züchtigung<br />
aufweisend, aber stumm. Ihr Denken breitgestampft zu schleimiger Masse,<br />
gepresst ihre Leiber an Mauern aus Lügen, versagten stumpf ihnen Aug und Zung.<br />
Umnebelt der Blick, die Sprache zwischen den Lippen noch faulend, trieben sie<br />
von Schlag zu Tritt, von Tritt zu Schlag. Weiß schlägt Schwarz. Schwarz schlägt<br />
Weiß. Immer wieder. Treiber und Getriebene, Henker und Opfer. Sie waren<br />
beides. Das Maul im Dreck, hielten sie die Muskeln in Gang. Still hob die<br />
Drohung, flammend fiel der Hieb. Selbst gepresst, pressten auch sie. Belogen<br />
tausende Male, logen sie wieder. An ihren Körpern brachte man ihnen das<br />
Schlagen bei. An die Körper anderer, Schwächerer, gaben sie es weiter, das<br />
Schlagen und Treten und Spucken. Und mit jedem Schlag wurd nicht nur die Haut<br />
dicker. Es wurd auch das Herz fester, härter. Und ward bald ein steinerner<br />
Klumpen.<br />
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