Ausgabe 0904.pdf - Theater-Zytig
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Backstage ı Stückwahl<br />
<strong>Theater</strong>-Zyt Freiburg<br />
Wenn die Zeit uns überholt<br />
le uns. All das sind Muster<br />
menschlichen Verhaltens,<br />
welche auch in der heutigen<br />
Zeit und hier spannendes und<br />
engagiertes <strong>Theater</strong> ermöglichen.<br />
Schön, wenn es Gruppen<br />
gibt, welche dieses Wagnis auf<br />
sich nehmen und auch mit Stücken<br />
auf die Bühne kommen,<br />
die zwar auch unterhalten,<br />
aber nicht nur diesen einen<br />
Zweck haben.<br />
Wer die Vorstellungen der <strong>Theater</strong>-Zyt<br />
verpasst hat, kriegt<br />
noch eine letzte Gelegenheit.<br />
An den kommenden <strong>Theater</strong>tagen<br />
in Aarau wird die Gruppe<br />
das Stück noch einmal zum<br />
Besten geben.<br />
Hannes Zaugg-Graf<br />
bilder:<br />
Wenn eine Amateurtheatergruppe das<br />
Stück von Tennesse Williams auf den<br />
Spielplan setzt, lässt dies aufhorchen.<br />
Eigentlich ist dies kein Stück, das für<br />
Amateure geeignet ist. Sei es nun auf<br />
der Bühne oder im Zuschauerraum. Auch<br />
wenn man zeitweise lachen kann, so ist<br />
doch der Grundtenor ernst und die hohe<br />
Emotionalität der Protagonisten verlangt<br />
ebenso hohes handwerkliches Können von<br />
den Darstellenden, damit es nicht lächerlich<br />
oder gar peinlich wirkt. Und wenn<br />
dann das Ganze noch in Hochdeutsch<br />
erfolgt, benötigt man noch einmal entsprechendes<br />
Personal, zumal das Stück<br />
ein echt epochaler Schunken ist.<br />
Viele Klippen haben die Freiburger erfolgreich<br />
umschifft.<br />
Die Fassung von Gerhard Kanobel ist<br />
geschickt gekürzt, so dass man der<br />
interessanten Geschichte und dem psychologisch<br />
tiefen Beziehungsnetz gut<br />
folgen kann. Aber auch in der Besetzung<br />
bewiesen die Verantwortlichen eine gute<br />
Hand. Allen voran ist die Rolle des zentralen<br />
Bricks hervorragend besetzt. Nicht<br />
nur vom Können her (gelernt ist gelernt),<br />
auch vom Äussern passt er perfekt in<br />
diese Rolle und trägt einen grossen Teil<br />
zum Erfolg bei. Auch die anderen Hauptfiguren<br />
sind gut besetzt und vermögen den<br />
hohen Ansprüchen, die das Stück fordert,<br />
zu genügen. Leider gibt es dann bei einigen<br />
der kleineren Rollen schon Abstriche<br />
zu machen. Nicht nur sprachlich fallen<br />
einige des Ensembles leider ab. Zumindest<br />
die Parallelgestik hätte man ihnen<br />
regieseitig meiner Meinung nach doch<br />
noch abgewöhnen können.<br />
Gerade bei den im Stück einige Male vorkommenden<br />
emotionalen Ausbrüchen der<br />
Spielenden zeigt sich, wie wichtig eine<br />
dauernde stimmliche und atemtechnische<br />
Weiterbldung im <strong>Theater</strong> wäre. Das Ganze<br />
wirkte dann zuweilen etwas kurzatmig<br />
und die Kraft, eine Emotionalität bis ans<br />
Ende der Szene sauber zu halten, war<br />
nicht bei allen vorhanden.<br />
Es mag Leute geben, die bezweifeln, was<br />
ein Südstaatendrama aus der Mitte des<br />
letzten Jahrhunderts, das man weder in<br />
unsere Gegend noch in unsere Zeit übertragen<br />
kann, mit der heutigen Zeit zu tun<br />
haben soll. Doch es zeigt sich, dass es<br />
Themen gibt, die nicht an Ort und Zeit<br />
gebunden sind. Die Unfähigkeit vieler<br />
Männer, über Emotionen zu reden, das<br />
Gefangensein in den eigenen Gedanken,<br />
der Wunsch, die eigene Verbitterung zu<br />
ersäufen. Das Gefühl, die Zeit überho-<br />
Die Infos zum Stück<br />
Die Katze auf dem heissen Blechdach<br />
Schauspiel in drei Akten<br />
von Tennessee Williams<br />
Bearbeitung und Regie: Gerhard Kanobel<br />
Spieldauer: 120 Min., Kostüme/Requisiten:<br />
50er-Jahre des letzten Jahrhunderts,<br />
1 Bühnenbild (Zimmer einer Südstaatenvilla),<br />
Sprechrollen: 3D/5H, Rechte: jussenhoven-fischer.de,<br />
Kontakt Gruppe: theaterzyt.ch<br />
Kurzbeschrieb: Das Familienoberhaupt der<br />
vermögenden Familie Pollitt, «Big Daddy»,<br />
ist an Krebs erkrankt und wird bald sterben,<br />
weiss aber davon noch nichts. Sein<br />
Sohn Gooper versucht, das Vermögen<br />
nach Big Daddys Tod zu bekommen und<br />
seinen Bruder, den alkoholsüchtigen Brick,<br />
dem das Leben gleichgültig ist, und dessen<br />
Frau Margaret, die ebenfalls einen Teil<br />
des Vermögens erben möchte, schlecht<br />
zu machen. Big Daddy erfährt schliesslich<br />
in einem Streitgespräch mit Brick, dass er<br />
bald sterben wird.<br />
Im Stück geht es um das zentrale Thema<br />
Williams, zu klären, wieweit ein Mensch die<br />
Wahrheit ertragen kann und wieweit man<br />
sie ihm besser verheimlicht.<br />
14<br />
<strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong> 0904