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Norbert Nelte - Geschichte und Logik der Arbeiterräte

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überhaupt jede Beziehung zum Sozialismus. Die große sozialistische Bedeutung des<br />

gewerkschaftlichen <strong>und</strong> politischen Kampfes besteht darin, dass sie die Erkenntnis, das<br />

Bewusstsein des Proletariats sozialisieren, es als Klasse organisieren. Indem man sie als<br />

Mittel <strong>der</strong> unmittelbaren Sozialisierung <strong>der</strong> kapitalistischen Wirtschaft auffasst, versagen sie<br />

nicht nur diese ihnen angedichtete Wirkung, son<strong>der</strong>n büßen zugleich auch die an<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung ein: sie hören auf, Erziehungsmittel <strong>der</strong> Arbeiterklasse zur proletarischen<br />

Machtergreifung zu sein.«22<br />

Durch den gewerkschaftlichen Kampf, <strong>der</strong> mit Erfolgen endet, werden wir uns also nicht<br />

Stück für Stück dem Sozialismus nähern. Jede Tariferrungenschaft bekommen wir wie<strong>der</strong> bei<br />

<strong>der</strong> nächsten Preiserhöhung weggenommen. Was aber bleibt, ist das Bewusstsein, das, was <strong>der</strong><br />

Kollege im Kampf gelernt hat. Bleibt <strong>der</strong> Kollege nach dem Kampf nur unter den<br />

Zurückgebliebenen, wird er diese Erfahrungen wie<strong>der</strong> vergessen. Der graue Alltag des<br />

Kapitalismus wird ihm wie<strong>der</strong> seinen Stempel aufdrücken. Daher muss er sich mit<br />

Gleichbewussten zusammenschließen <strong>und</strong> gemeinsam mit ihnen, dem kollektiven Gedächtnis,<br />

die nächste Generation von Kämpfenden beeinflussen <strong>und</strong> organisieren. Nichts an<strong>der</strong>es ist eine<br />

Partei; nicht ein Club von Oberintelligenzlern, son<strong>der</strong>n nur <strong>der</strong> Zusammenschluss <strong>der</strong> bereits<br />

erwachten Kollegen.<br />

Klassenbewusstsein wird nur die Basis <strong>der</strong> Arbeiterklasse bekommen, diejenigen, die ihr<br />

ureigenes Interesse nur im konsequenten Kampf erreichen können. Deshalb ist es notwendig,<br />

sich immer auf die Basis im Betrieb zu stützen, auch nicht auf eine "linke" Bürokratie. Diese<br />

ordnete sich immer <strong>der</strong> rechten Bürokratie unter. Es galt, auch keinen ultralinken Kurs gegen<br />

die Arbeitermassen zu fahren wie die KABD, die 1923 die Arbeitslosen zu<br />

Betriebsbesetzungen aufrief. Die Arbeitslosen wurden von den Arbeitern verprügelt, was dann<br />

zur Auflösung des KABD führte.<br />

Für den Träger <strong>der</strong> revolutionären Position muss man eine unabhängige Partei haben:<br />

»Eine Parteispaltung kann unter Umständen für die weitere Entwicklung des Kampfes <strong>der</strong><br />

Arbeiterklasse um ihre Befreiung notwendig <strong>und</strong> nützlich sein... Ganz an<strong>der</strong>s liegen die<br />

Verhältnisse in <strong>der</strong> Gewerkschaftsbewegung. Auf gewerkschaftlichen Gebiet ist jede<br />

Spaltung prinzipiell abzulehnen. Sie schwächt die Wi<strong>der</strong>standskraft <strong>der</strong> beteiligten Arbeiter<br />

<strong>und</strong> steht daher unter allen Umständen im Wi<strong>der</strong>spruch mit den Interessen <strong>der</strong><br />

Arbeiterbewegung.«23<br />

Für die Taktik in den Gewerkschaften selber kommen die konsequenten Marxisten immer zu<br />

dem Schluss <strong>der</strong> Einheitsgewerkschaft:<br />

»Die Gewerkschaften verneinen, sie gar bekämpfen <strong>und</strong> ihnen neue "bessere"<br />

entgegenstellen zu wollen, weil sie sich so, wie oben geschil<strong>der</strong>t, teilweise "fehlentwickelt"<br />

haben, wäre daher gr<strong>und</strong>falsch. Ganz abgesehen davon, dass alle Erfahrung bei den vielen<br />

Neugründungen die Erfolglosigkeit dieser Bemühungen beweist. Unsere Aufgabe <strong>und</strong> die<br />

aller revolutionär-oppositionell eingestellten Gewerkschafter ist es vielmehr, die<br />

Bonzokratisierung zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu beseitigen, indem wir unablässig kämpfen gegen<br />

den ganzen reformistischen Kurs, für die Revolutionierung <strong>der</strong> Gewerkschaften.<br />

Die gegenwärtige "Tolerierungspolitik" <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gegenüber den reformistischen<br />

Gewerkschaftsführern wird im tagtäglichen proletarischen Anschauungsunterricht schon<br />

22 Rosa Luxemburg; "Sozialreform o<strong>der</strong> Revolution", IS-Broschüre, S.23<br />

23 En<strong>der</strong>le ... : "Das rote Gewerkschaftsbuch", 1932, Seite 97<br />

54 - Internationale Sozialisten

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