Norbert Nelte - Geschichte und Logik der Arbeiterräte
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dabei aber immer bleiben, den Kampf zu führen, um in die Einheitsgewerkschaft wie<strong>der</strong><br />
zurück zu kommen.<br />
Die Gewerkschaftsführung war schon seit ihren Anfängen rechts, <strong>und</strong> trotzdem haben die<br />
Väter des Kommunismus wie Rosa Luxemburg <strong>und</strong> die leninistischen KPD’ler in ihr<br />
gearbeitet. Es ist daher vollkommen falsch, nur heute den DGB als Integrationsfaktor zu<br />
bestimmen <strong>und</strong> daraus abzuleiten, dass man deshalb nur in "autonomen Gruppen" arbeiten<br />
müsse. An<strong>der</strong>erseits ist es auch vollkommen illusionär, zu glauben, dass die Kommunisten die<br />
Gewerkschaftsführung zu radikalen Positionen drängen könnten.<br />
Auch die linken Bürokraten können als Gruppe nicht zu konsequenten Positionen kommen,<br />
höchstens einzelne. Die linke Bürokratie wird von <strong>der</strong> rechten bezahlt <strong>und</strong> deshalb immer sich<br />
ihnen unterordnen <strong>und</strong> den Weg <strong>der</strong> "faulen" Kompromisse gehen. Daher dürfen wir uns<br />
immer nur auf die Basis in den Betrieben stützen.<br />
Die DGB-Führung fand immer einen Weg, um unliebsame Kollegen auszuschließen, <strong>und</strong> ein<br />
Ausschluss aus <strong>der</strong> Gewerkschaft ist meist auch ein Signal für die Kapitalisten, den Arbeiter zu<br />
kündigen.<br />
Der Vorstand des DGB hatte am 3.10.1973 die "Unvereinbarkeitsbeschlüsse" erlassen.<br />
Danach war die Tätigkeit (Mitgliedschaft) o<strong>der</strong> die Unterstützung von linksextremen<br />
"gegnerischen" Parteien wie <strong>der</strong> Mao-KPD <strong>und</strong> <strong>der</strong> KPD/ML o<strong>der</strong> dem KBW mit <strong>der</strong><br />
Mitgliedschaft in <strong>der</strong> IGM unvereinbar.<br />
Ausschlüsse hagelte es nicht nur gegen Kommunisten. Auch konsequente Gewerkschafter,<br />
ganze Gruppen o<strong>der</strong> auch einzelne "linke" Bürokraten, die sich mit <strong>der</strong> Basis solidarisierten,<br />
wurden ausgeschlossen. Die GEW schloss sogar den ganzen Berliner Landesverband aus.<br />
Die Unterdrückung <strong>der</strong> klassenkämpferischen Kollegen durch das Kapital ist bekannt.<br />
Schließlich hat es viel zu verlieren. Aber zu welchen kriminellen Methoden es dabei manchmal<br />
greift, verschlägt einem doch den Atem:<br />
»Der Fall ist durch die bürgerliche Presse gegangen: <strong>der</strong> 23 Jahre alte Walter Zaschke,<br />
Warenannahmeleiter bei <strong>der</strong> Lebensmittelkette toom in Taunusstein bei Frankfurt,<br />
Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong>, sollte mit Hilfe einer fingierten Rauschgift-Affäre entlassen<br />
werden. Ein Detektiv, früher Hauptmeister bei <strong>der</strong> Frankfurter Kripo, stellte die Falle. Er<br />
legte in ein Schließfach im Frankfurter U-Bahnhof Hauptwache eine Tasche mit einem<br />
geladenen Trommelrevolver, Morphium <strong>und</strong> Spritzen. In <strong>der</strong> Innentasche steckte ein Zettel<br />
mit <strong>der</strong> Adresse von Walter Zaschke. Dann verständigte er die Polizei. Als er später selbst<br />
reingefallen war, nannte er seine Hintermänner: den "toom"-Geschäftsführer Siegfried<br />
Hübner <strong>und</strong> dessen Assistent Dieter Hoffman ... «39<br />
Die Gewerkschaftsbonzen sind nur Handlanger dieser kriminellen Vereinigung. Dennoch<br />
kommen sie sich nicht zu blöd vor, auch die offenste Zusammenarbeit mit dem Kapital als<br />
Vertretung für die Arbeiter auszugeben. Hierfür nur ein schönes Beispiel von <strong>der</strong> damaligen<br />
Farbwerke Hoechst:<br />
»Im September 1974 wurde einigen Kollegen bekannt, dass versteckt am Haupttor <strong>der</strong><br />
Hoechst AG, eine Fernsehkamera mit Nahaufnahmemöglichkeit eingebaut worden war. Auf<br />
den Betriebsversammlungen Anfang Oktober wurde, von den heute vom Ausschluss<br />
bedrohten Kollegen, die Unternehmensleitung aufgefor<strong>der</strong>t, die Kamera wie<strong>der</strong> abzubauen,<br />
da sie mitbestimmungspflichtig sei (§87,6) <strong>und</strong> <strong>der</strong> BR sicherlich nicht zugestimmt hätte.<br />
Daraufhin antwortete <strong>der</strong> BR-Vorsitzende Rolf Brand, anstelle <strong>der</strong> angesprochenen<br />
39 Informations-Dienst, Frankfurt, 12.3.1977<br />
60 - Internationale Sozialisten