Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 3 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042371<br />
Diese erstere zeigt nun eine ganz besondere, bei den Fluren unserer Dörfer<br />
sehr seltene Einteilung. Sie besteht nämlich aus drei sehr großen Kämpen zu<br />
etwa je 90 Morgen Sommer- und Winterfeld und 60 Morgen Brachfeld, westlich<br />
und südlich aber in den UbIichen schmalen Streifen bzw. kleinen Kämpen Bauernland.<br />
Ursprünglich dürfte die 7. Wanne Brachfeldes und die dabeiliegende kleine<br />
Dreifelderwirtschaft von Nr. ass. 25 (Cammermeierland!) zur 4. Wanne Brachfeldes<br />
gehört haben. Das ist daraus zu schließen, das einmal erst mit diesem<br />
Lande die gleiche Größe - etwas über 90 Morgen - für das Brachfeld erreicht<br />
wird, andererseits die 7. Wanne Brachfeldes unter 11 Plänen keinen oder doch<br />
nur einen eines Ludolfshäuser Hofes aufweist. Als einziges Gewann der Feldmark<br />
enthält sie ausschließlich Erbenzinsland, ist also erst später abgetrennt und<br />
planmäßig aUfgeteilt. Aus der ganzen Form des Gewanns aber geht hervor,<br />
daß es sich nicht um Rodeland handelt. Die außergewöhnliche Größe der drei<br />
Kämpe beweist, daß sie altes Herrenland sind, wie denn ja auch diese Äcker noch<br />
heute den Flurnamen "das Herrenfeld" führen; 1757 hieß es daneben auch "Ludolsfeld".<br />
Südlich von dem Teil, der zur 9. Wanne Sommerfeldes gehört, lagen<br />
damals die "Herren-" und daneben die "Lundischen Wiesen". Diese bezeichnen<br />
die Lage des eingegangenen Dorfes, als dessen Feldmark der durch die erwähnten<br />
Flurnamen gekennzeichnete Südteil der' Dankelsheimer Flur zu betrachten<br />
ist, nämlich Ludolfshausens.<br />
Zweifellos geht der Ursprung dieses Orte~ auf die Familie der Ludolfinger<br />
zurück. Hier hatte der Gründer Gandcrshcims einen seiner Herrensitze nach<br />
Art der fränkischen Curtes, nur eine Viertelstunde von der ersten Stätte des<br />
Klosters, Brunshausen, entfernt. Sowohl an dieser wie an Ludolfshausen vorbei<br />
führte die "reystrate" (1512), der alte \Veg von Northeim über Gandersheim nach<br />
Hildesheim. "Die Gandersheimer Heerstraße ist als die eigentliche Fortsetzung<br />
der Leinestraße auch ihrem Alter nach, anzusehen. Es ist die Straße zu den<br />
alten Kulturzentren im östlichen Sachsen, Gandersheim und Hildesheim."l) "Damals<br />
(856) waren also die bei den (sich in Gandersheim kreuzenden, d. V.)<br />
Straßen schon vorhanden," 2) sie gehen mithin in sächsische Zeit und früher<br />
zurück. In den Sachsenkriegen hat sowohl die nord-südliche wie die westliche<br />
Verbindung Rhein-EIbe eine Rolle gespielt. Nach Rübel gelang Karl d. Gr. die<br />
Unterwerfung der Sachsen nur dadurch, daß er "ganz systematisch die Straßen<br />
ins Sachsen land hinein mit befestigten Höfen besetzt hatte, um jederzeit, auch im<br />
Herbst, mit gar nicht großem Heere in das Land vorzudringen und Unruhen und<br />
Aufstände niederzuschlagen. Im Vertrauen auf die Verpflegungs- und festen Lagerstationen,<br />
die er überall vorfand, konnte er mit wenigen tausend Reitern eine<br />
solche Unternehmung machen."3) Solche Königshöfe lagen an unserer Straße<br />
in GNtingen, Nörten und Kalefeld, und als "Herrenhöfe aus karolingischer Zeit,<br />
die den königlichen curtes nachgebildet" 4) waren, haben wir Northeim, Brunshausen,<br />
Lamspringe und Dethfurt (Archidiakonat!) anzusehen. Alle diese Orte<br />
liegen etwa 10 km auseinander, also für jene Zeit wohl einen halben Tagemarsch.<br />
Für unsere Arbeit interessiert uns natürlich vor allem Brunshausen. Die<br />
Ludolfinger scheinen - wie der sächsische Adel durchweg - zeitig ihren Frieden<br />
mit der Frankenmacht geschlossen und so ihren wohl vorher schon beträchtlichen<br />
Grurdbesitz noch bedeutend vermehrt zu haben. Vielleicht verlegten sie z. Zt.<br />
der Kämpfe ihren Hauptsitz von Altgandersheim, wo ihr Herrenhof nachgewiesen<br />
wurde,!'» nach dem von einem Gliede ihrer Familie begründeten und nach ihm<br />
benannten Brunshausen, das ganz in der Art fränkischer Salhöfe eingerichtet<br />
wurde. Das bezeugt nicht nur der Augenschein bei der heutigen Domäne, sondern<br />
auch der Grundriß von 1768 wie die Abbildung bei Merian. Danach besteht der<br />
Hof aus zwei Teilen, einem kleineren auf steiler Anhöhe gelegen und einem<br />
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