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Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 3 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042371<br />

hengende daraus man drinckett. Darbei eine tafell hengett, darhan geschrieben:'<br />

wer aus diesem brunnen drinckett, der erlanget die seligkeitt. Darhin dann die<br />

Romaner des morgens frue hinauß barfues laufen vnd alles nüchtern drinckenn."<br />

Auch die Schilderung des mosaikgeschmückten Mausoleums der Constantia,<br />

Tochter Kaiser Konstantins, später verwandelt in die Kirche Santa Costanza,<br />

geht in einer Weise über die literarischen Quellen Gadenstedts hinaus, daß man<br />

auf ihren Besuch zu schließen hat: Diese Kirche sei "von Alexandro llf. consecrirt<br />

worden Sanctae Gonstantille, eine dochter des keisers Gonstantini, wie man<br />

solches vber der Thuer der kirchen sheen kann, do sie in einem kupffern Sarck<br />

begraben Iigtt." Hier hat den allzu eiligen Besucher der allzu flüchtige Augenschein<br />

getauscht. Der heute im Vatikan aufbewahrte, damals in der Nische<br />

gegenüber dem Eingange stehende Sarkophag besteht aus einigermaßen kupferfarbenem<br />

Porphyr. Im übrigen unterscheidet sich das aufmerksame Interesse<br />

Gadenstedts für diesen originellen Bau auffällig von seinen sonst meist konventionell<br />

farblosen Äußerungen. Er wagt sogar eine berechtigte versteckte<br />

KritiI{ an Schraders immerhin vorsichtiger Mitteilung, daß wegen der Darstellung<br />

von kelternden Putten am Sarkophage der Bau für das Grabmal des Bacchus<br />

gehalten würde. Für einen ursprünglichen Bacchustempel hält Gadenstedt den<br />

Rundbau eben nicht, obgleich er nur die Kelterputten der Mosaiken, nicht die<br />

des Sarkophags in Erinnerung behalten zu haben scheint: "Diß begrebniß S. Gonstanzae<br />

nennen etliche sepulchrum Bachii, aber es Ist falschs." Die letzten<br />

. acht Worte sind zwar übersetzt aus dem Lateinischen des Schottus. Bei diesem<br />

• fehlt aber Gadenstedts BegrOndung, jene Erklärer ließen sich täuschen durch die<br />

einem Weinblatt ähnliche Grundrißform des Gebäudes und seine Dekoration.<br />

Wenn trotzdem diese Begründung entlehnt sein mag, so hat sie Gadenstedt doch<br />

überlegt zu seiner eigenen gcmacht. - Bei der deutschen Nationalkirche Santa<br />

Maria deli' Anima beschränkt sich der Text auf die allerdings recht umfangreiche<br />

Aufzählung von Bestattungen, hier wie in der Regel Lorenz Schraders Inschriftenkodex<br />

entnommen. Daher fehlt bei bei den der braunschweigische Pfarrer,<br />

Rektor des Hospizes und Mitgründer des jetzigen Kirchgebäudes, Dietrich von<br />

Eynem t 1529 105).<br />

Unter den Spitälern finden besondere Beachtung das von Santo Spirito und<br />

das des Camposanto Teutonico, des uralten Friedhofes der Deutschen, dicht<br />

unter der ihn stcil überragenden Riesenkuppel der Peterskirche. Den Besuch<br />

jenes großen, heute noch erhaltenen Hospitals zum Heiligen Geiste hat sich<br />

Gadenstedt trotz der Knappheit der Zeit aus seinem besonderen Sachinteresse<br />

auch in Rom nicht versagt. Denn er erzählt als selbst beobachtet: "So Ihr hinein<br />

gheett, so sehet Ihr gerade hinaus, da bei der seiten In die 300 bette stehenn, die<br />

alle neben einander mitt Ihren schönen vmbhengenn, die Bhetspunden gefurnist,<br />

Jedem seinen Nachtrock vnd pantoffeln vnd was dergleichen darzu gehorett,<br />

beim Jeden bette. So balt ein krancker hinein komptt sitzet ehr sich nieder,<br />

biß die Doctores Balbiren vnd apotekers die krancken des Hospitals verschenn<br />

haben. Darnach kommen die Doctores, besichtigen den kranekenn, nhemen Ihn<br />

ein, verschaffenn Ihm bette, geben einem Jeden ein frisches hemmat ahn den<br />

leib. Seine kleider verwharet man Ihm, biß ehr stirbett oder gesund wird. Vnd<br />

wann einer von der kranckheitt aufkompt vnd zu passe, verschaft man Ihn<br />

ahn andern ortt auf 14 tage oder mher, biß ehr vollents zun kreften komptt [und]<br />

ghet, essen vnd drincken. In diesem Spittall sein vb er 30 diener, die nhur auf<br />

die krancken wartten, wann sie etwas bedürffen; mussen tag vnd nacht auf sie<br />

wartten. In der Mitten des Hospitals Ist ein schoener altar vnd Tabernacull,<br />

do den krancken alle morgen die Messe gelesen wirdt." Diese Art von Krankenpflege<br />

scheint in der Hauptsache typisch für Italien gewesen zu sein, wie Gadenstedts<br />

Beobachtungen anderen Orts und auch der Malteser Krankensaal ·,Abb. 23<br />

erkennen lassen.<br />

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