Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 3 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042371<br />
blieb doch nur eine gute Woche in Rom. Am ·Vorabend des 25. Dezember hätte<br />
er wohl noch gerade sein vornehmliches Reiseziel, den Beginn des Jubeljahres<br />
durch Eröffnung der P-orta Santa von St. Peter zum gehörigen Termin erleben<br />
können, der am nächsten Tage der große Segen Urbi et Orbi durch den Papst<br />
zu folgen hatte. Wegen eines Gichtanfalles von Klemens VIII. wurde indessen<br />
der Beginn der Feier auf den 31. Dezember verschoben. Sie und anschließende<br />
Feier'l hat se!bstverständlich auch Schickhardts Beschreibung zu berilcksichtigen.<br />
Für die Stadtbesichtigungen hatte "ihre F. G. e:nen Gutscher, dieselbige alle<br />
Tage in der Statt Rom hin vnd wider zu führen, bestellen lassen, vnd haben<br />
nachfolgende Ort mit fleiß besichtiget", d:e nun Schickhardt in Kürze schildert.<br />
Am gesprächigsten wird er bei der Peterskirche. Ihre Kuppel, d:e zur Zeit<br />
Gadenstedts noch nicht vollendet war, ist fertig, der Rest des Langhauses der alten<br />
Basilika aber steht noch. Schickhardt urteilt, es sei "der Alte Baw, welchen<br />
Constantinu8 Magnus soll haben erbawen lassen, gegen den Newen zu rechen,<br />
ein schlecht vnnd vnansehenlich ding, hat gle:ch wol ettlich schöne Altär vnd<br />
zwo von Metall gegossene Porten ..... Der New Baw aber ... ist ..• auBwendig<br />
nach der rechten Kunst der Architectur an ThOren, Fenstern, 'Columnen vnd Gesimbsen,<br />
gantz schön vnnd zierlich geordnet, auff das allerfleiss:gste gehawen<br />
vnnd versetzt, hat fünff runder Thürn (NB. = Kuppeln), vnter welchen der Mittest<br />
am Höchsten ist. Inwendig diser Kirch seind die Seulen an den Wänden<br />
herumb (NB. = Pilaster) mit ihrem Fr:eß vnd allen Gesimbsen, deßgleichen<br />
ettliche Altär, sampt dem Boden der gantzen Kirch, von eytel gefarhtem<br />
Marmel, gantz fleissig gehawen, wol versetzt vnd sauber gebaliert. Die<br />
Gewölber vber sich seind auch gar kunstlich gemacht, viel vergült vnnd<br />
schön gemahIt, daran man. noch Täglichs arbeitett. Babst Gregorius der Dreyzehend<br />
vnd Bapst Paulus Farnesius der Dritt haben ihre Begräbnussen auch<br />
gantz künstlich von Marmel in diese Kirche machen lassen." Das ist, was<br />
Schickhardt nur über diesen Bau zu sagen weiß. Es mag zum erläuternden Vergleiche<br />
mit Gadenstedts Mitteilung (S. 29 f.) dienen. Diese ist vielseitiger, die<br />
des Baumeisters war sachverständig interess;erter, aber gleichmäßig unbeholfen.<br />
Scheinbar fassungslos mit stereotypen Eigenschaftsworten sich begnügend ist<br />
die Ausdrucksweise bei der. Und dabei ist Schickhardt ein Baumeister von Rang<br />
gewesen, Gadenstedt ein buchgelehrter Edelmann. Beide rangen dennoch mit<br />
dem Worte, um ihre persönlichen Empfindungen sachgemäß auszudrücken.<br />
Schickhardt hat es zwar erreicht, seine künstlerischen Vorstellungen als Architekt<br />
zu verwirklichen; Gadenstedt, doch ein humanistischer Schriftsteller, ist das<br />
Entsprechende mit seInen Gedanken nicht in ähnlichem Grade ,gelungen. Er ist<br />
als Literat unselbständig, ja formlos geblieben. Nur wo es sicht fügt, daß er<br />
einen unmittelbaren Eindruck, ein singuläres Erlebnis mitzuteilen hat, bekommt<br />
seine Ausdrucksweise Wärme und Farbe persönlicher Art. Indessen empfinden<br />
und nutzen beide Deutschen die belebende Wirkung der das Persönlichkeitsgefühl<br />
auch noch unter den neuen Einschnürungen des Jahrhunderts betonenden kilnst<br />
Ierischen und kulturellen Leistungen des italienischen 16. Jahrhunderts. Demnach<br />
unterläßt der herzogliche Baubeamte Schickhardt nicht, zu erwähnen, der päpstliche<br />
Baumeister Domenico Fontana sei nach dem allgemeines Aufsehen hinterlassenden,<br />
technisch sehr schwierigen Versetzen des Neronischen Obelisken im<br />
Jahre 1586 auf seinen jetzigen Platz vor der Peterskirche zum Ritter geschlagen<br />
und mit einem stattlichen Einkommen begabt worden .<br />
. In den anschließenden, durchweg kurz gehaltenen Nachrichten Schickhardts<br />
sind die bautechnischen zwar die orIginellsten, indessen auch sie noch recht allgemein<br />
ausgedrückt. Unsere Aufgabe erlaubt nicht, uns damit näher zu beschäftigen.<br />
Ebenso haben wir über die Objekte der Besichtigungen kurz hinwegzugehen,<br />
soweit sich nicht zu Gadenstedts Beobachtungen Beziehungen ergeben.<br />
Was da mitgeteilt wird, sind in der Masse Reflexe der üblichen Fremdenführun-<br />
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