Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 3 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042371<br />
Mitschöpfer der Musikromantik. Auf ein Gastspiel 'dcs gebürtigen Braunschweigers Unzelmann<br />
von Berlin her folgt die Periode des seßhaft werdenden "Nationaltheaters" (1818) unter dem<br />
bedeutenden August Klingemann, dem hier nicht nur die früheste reichsdeutsche Konzertwiedergabe<br />
der "Freischütz"-Ouvertüre (zwischen Kopenhagen und Berlin), sondern auch die<br />
~ufftihrung des Goetheschen "Faust" (1829) zu verdanken ist. Den ersten Weherschen ,,:\lnx"<br />
sang Julius Cornet - man könnte aus unbekannten. sarkastischen Schwatzbricfen noch Züge<br />
zur fragwürdigen Ära unter Her.t:og Kar! II. beitragen.<br />
Wieder tritt der reiche Bildschmuck unseres Geschichtsbuchcs erläutern und erwärmend<br />
neben die, historische Darstellung: wie traulich die Idyllen der Methfessel, GriepenkerI senior<br />
und Wiedebein oder der vier Brüder des älteren l\1ülIerquartetts! Lebendig die Schilderung<br />
der Braunschweiger Erfolge von Heetor BerHoz an Hand des Wolfgang Griepenkerlschen Büchleins<br />
nicht minder die Skizzierung der traurigen Lebenskurve dieses Dramatikers.<br />
Geradezu spannend wird die Erzählung bei den Braunschweiger Beziehungen Riehard<br />
Wagners unter Franz Abts Kapellmeisterschaft; dahei laufen sie doch trotz allerlei zeitgebundenen<br />
Ironien schließlich ehrenvoll für allc Betciligtcn zu Ende.<br />
Der Abschnitt, den der jetzige Intendant behandelt, wird nicht nur wegen der genauen<br />
Spirlplanplastiken mit Dank entgegengenommen werden, sondern auch wegen der klaren<br />
und maßvollen Kennzeichnung der geistigen Wandlungen in dem weltanschaulich so bewegten<br />
Zeitraum der letzten Jahrzehnte. Dabei wird das Bild deutlich, daß auch Braunschweig sich<br />
naturgemäß den Verfallserscheinungen des Zwischenreiches nicht ganz hat entziehen können,<br />
daß hier 'aber trotzdem eine verhältnismäßig anständige Linie eingehalten wurde, und daß<br />
mancher. artfremde Autor gar nicht als solcher erkannt werden konnte. Dazu eine drastische<br />
Bestätigung: ich erinnere mich noch der Braunschweigf'r Erstaufführung des "Schatzgräbers",<br />
der: ich wohl deshalb beiwohnte, weil ich tags zuvor einen Vortrag im Kammerspielsaal des<br />
Schlosses gehalten halte. Schreker rezierte am Tage seiner Premiere eine neue Operndichtung,<br />
davor hielt ein ansässiger Kritiker einen Vortrag übcr den Komponisten Ulid begann mit dem<br />
lapidaren Satz "Schreker ist Arier"; er, der Gefeierte, hörte sich diese Unwahrheit mit glatter<br />
Stirn an! Ähnlich mag es noch in manchem ParaI!elfall damals gegangen sein ..••.<br />
Sehr fesselnd, aus Schums Bericht zu entnehmen, wie sich unter Neubeek, lIinlmighofen<br />
und ihm selbst der Spielplan kultur politisch und ä~thetiseh zurechtgezogen hat, und weiche<br />
Gesichtspunkte einen weitsichtigen Intendanten überhaupt in unserer Zeit bewegen und leiten,<br />
um Tempo, Ziel und Rahmen der Arbeit zu bestimmen. Und welche anschaulichen Wandlungen<br />
des Bühnenbildes von Harms bis zu Mahnke, vom Kostümlichen und Spielordnerischen<br />
ganz zu schweigen! Gewünscht hätte man sich schließlich einen Namensindex, um etwa die<br />
interessante frühe Verdiinszenierung von Ernani (18"171) oder die Beziehungen Hans Sommers<br />
zum Spielplan seiner Vaterstadt u. dgI. mühelos auffinden zu können. Dafür entschädigen eine<br />
ausführliche Zeittafel und sehr lehrreiche AuHührungsübersichten. Genug - solche Buchanzeige<br />
soll ja nicht die Lesung selbst ersetzen, sondern sie gerade anregen. Mit dem vorliegenden<br />
Buch ist eine der ansehnlichsten und aufschlußreichsten deutschen Theatergeschiehten<br />
vorgelegt worden, und man kann dem damit geschiltlertcn Hause nur ein "Ad multos' anllOS I"<br />
herzlich glückwünschend zurufen.<br />
"Hans Joachim Moser.<br />
Geschichte der Schöninger Salzwerke<br />
der Salzstadt Schöningen.<br />
ningen. 138 Seiten.<br />
und Salinen. Von Kar I R 0 se, Oberlehrer. Hcimatbuch<br />
III. Teil. 1940. Herausgegeben von der Staelt Schö-<br />
Schön in gen kann sich rühmen, die Stadt unseres Landes zu sein, die zuerst eine urkundliche<br />
Erwähnung gefunden hat. Das entspricht seiner Bedeutung in alter Zeit, die durch seine<br />
Lage bedingt ist. Während der "Dietweg" (Volkweg) von Königslutter her in Schöningen<br />
mündet, zieht ein anderer "Dietweg" von Hildesheim über die Okerfurt bei Lechede und<br />
Evessen am Südhang des Elms durch Schöningen unel nördlich von Offleben auf I\lagdehurg.<br />
Bei Offleben kreuzt er die alte "Lüneburgisehe Straße" von I1albcrstadt über IIclmsteelt und<br />
Fallersleben nach Lüneburg. Ein "Königs weg" erreicht von Goslar über \Verla, Timmern,<br />
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