Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 3 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042371<br />
nicht konserviert. Die KurIe hat ihn alsbald zu Gelde machen müssen. Gadenstedts<br />
naturnaher Forschungseifer beschäftigte sich ersichtlich gern mit diesem geheimr.isvollen<br />
Grabschatz, der ,,1118 Jhar vntter der erden gelegenn". Er teilte<br />
daher auch die volkstümliche Neugier für d:e bereits gut hundert Jahre vor<br />
seinem Rombesuch, 1485, in bestaunter Erhaltung und Schönheit an der Via<br />
Appia gefundene, als Ciceros Tochter Tullia angesprochene anitke Leiche !C3).<br />
Sie wurde sogleich im Hofe des Konservatorenpalastes öffentlich ausgestellt,<br />
bald aber vom Papste aus kirchlichen Bedenken dem Zudrange gewaltsam entzogen.<br />
Aber es ist Legende, daß er sie habe "In die Tyber werfen lasenn', wie<br />
Gadenstedt seiner Quelle nachspricht, als die We:terreise nach Neapel ihn über<br />
die Via Appia führte.<br />
Der Beschreibung auch noch einiger Ausstattungsstücke der Peterskirche<br />
und ihres Vorhofes reiht sich d:e Erwähnung der Porta santa an: "Zur rechten<br />
Hand wann man will In die kirchen gheen", schwarz mit weißem Kreuz. Trotz<br />
hier bemerkbarer eigener Anschauung wird als Türinschrift angegeben "aperuit<br />
et clausit 1525". Sie gehört einem älteren Zustande an und weist wieder auf<br />
Entlehnung. Denn das letzte Jubeljahr war damals 1575 gewesen. Eine Entlehnung<br />
ist natürlich auch die nun angefügte Jange Beschre:bung "wie die<br />
heilige pfortte vom Babst erofnett wirdt, wenn das Juebelljahr einfeIlt." Wer<br />
noch mehr wissen will, möge lesen das "dractetellin titulirt Grundlicher vnd<br />
warhaftiger berichtt, was Im vergangenen 1600, so man das Jubel Jhar genennett,<br />
zu Rhom In eröfnung der gulden pfortten zugetragen, und beschrieben<br />
von Conrado Leven, zu Coln gedruckett." Es folgen dann unter anderem noch<br />
Angaben von Heiligtümern, von Papstgrabmälern, der von uns schon Seite 30<br />
besprochene selbständige Bericht über das Grab Kaiser Ottos 11. und schließlich<br />
eine Schilderung der von Gadenstedt am Peter- und Paulstage nicht miterlebten<br />
jährlichen Zeremonie symbolischer Lehnsgebühr Neapels an den Papst mittels<br />
feierliche~: Hingabe e;nes Zelters und eines Wecnsels über 12000 Kronen durch<br />
den Botschafter des Königs ,von Neapel.<br />
, Viel kürzer behandelt Gadenstedt die anderen Hauptkirchen, der Reihe nach<br />
St. Paul vor den Mauern, den Lateran, dessen Reliquienschatz und geheilIgte Erinnerungsstücke<br />
er sorgfältig aufzählt, weiter Santa Croce, S. Lorenzo fuori,<br />
Santa Maria Maggiore und bei ihr noch einmal die neue Strada felice, Sixtus' V.<br />
berühmte Straßenanlage zur Stadterweiterung. Nach Erledigung der siebenten<br />
Hauptkirche, San Sebastiano draußen an der Via Appia, wo er, wie wir schon<br />
Seite 30 erfuhren, auf die Katakomben eingeht, he:ßt es bezüglich der einschlägigen<br />
Literatur: "Von die3en vnd andern kirchenn Vide Onllphrium Panvininum,<br />
Attilium' Serranum vnd andere." Davon wird wohl des Augustinereremiten<br />
von Verona Onuphrius Panvini'us im Jahre 1570 zuerst erschienenes,<br />
heute noch wichtiges Werk 104) De praecipuis urbls Romae sancllorlbus basilicis,<br />
über die sieben Hauptkirchen Roms, die Quelle namentlich für Einzelangaben<br />
gewesen sein. Darauf weist auch Schottus hin, während des Serranus zum<br />
Jubeljahre 1575 erschienenes Buch De septem urbis eccleslis nach Schudt trotz<br />
großem Aufwande an Gelehrsamkeit keine wirklich bedeutsamen Mitteilungen<br />
enthält. Immerhin ist es zum Jubeljahre 1600 nochmals erschienen.<br />
Die übrigen Kirchen werden in alphabetischer Reihenfolge auf gut zwanzig<br />
Seiten überwiegend summarisch behandelt. Zugrunde lIegt die alphabetische<br />
Aufzählung von Lorenz Schrader mit 311 Kirchen, auf die w:ederholt hingewiesen<br />
wird, und der sich auch Schottus ausdrücklich anschi:eßt. Gadenstedt läßt dazwischen<br />
gelegentlich gewohnheitsgemäß e:gene Beobachtung erkennen. So zum<br />
Beispiel se;en bei der Abtei Tre Fontane in der Campagna die Quellen an' den<br />
Stellen entstanden, wo der Kopf des Apostels Paulus nach dessen Enthauptung<br />
drei Mal aufsprang, "Itzo lustig eingefasset, bei Jedem ein kupffers pfenlin<br />
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