Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 3 - Digitale Bibliothek ...
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042371<br />
Als nur wenig mehr als neun Jahre später Herzog August· der JUngere von<br />
Braunschweig-Wolfenbüttel dasselbe Geschütz besichtigte, erfuhr er zwar noch<br />
den Sinn der Inschrift, "sam pt dem Babst, so neben dem Teufell gestanden",<br />
beides sei aber "durch Anstifftung e;neß Jesuiters außgekratzet worden" 62), -<br />
was immerhin begreiflich gewesen wäre.<br />
Ober den Grund der Reiseausdehnung bis Malta lesen wir, Gadenstedt sei<br />
"zwarr nicht wiIJens gewesen, weitter zu ziehenn, sein doch zur selbigen zeitt<br />
vier maltesischer Galeren zu Neapolis von Genua ankommen, auf dheren Galeren<br />
eine ein Teutscher vom adelI, Reinhartt vonn Orsbach genand, Capifan<br />
gewesen, .... ein feiner, sittsamer mann," jedenfalls ein Johanniterritter, der<br />
die vorgeschriebene Mittelmeerfahrt zur Einschüchterung der Türken als militärischer<br />
Schiffskommandant zu erledigen hatte. Diese Gelegenheit, sagt unser<br />
Reisender weiter, habe er benutzt zusammen mit Hans Jürgen von Romrodt,<br />
uns schon bekannt als einer seiner Reisegenossen von Siena her, mit Arnold von<br />
Hollen aus Danzig und "Hans Ludwig von Munsters Diener, der Curtze genantt,<br />
welcher viel geldes bei sich seinem Junckern In Malta zu bringen, der darselbsten<br />
lag vnd auf das geItt theet warten." So wurde denn die Fahrt nach Malta am<br />
14. Oktober 1588 auf Orsbachs Galeere angetreten, nachdem schon vier Tage<br />
vorher die übrigen deutschen Reiseteilnehmer über Rom, S:ena, Ancona nach<br />
Padua zurückgekehrt waren. Die Galeere gehörte zu einem Geschwader, auf<br />
dessen Führerschiff der Herrenmeister der deutschen Nation des maltesischen<br />
Johunniterordens sich befand, der Großbailli-Großprior Philipp von Riedescl<br />
Camberg. Schlechtes Wetter nötigte, nach Rast in Pozzuoli und im Schutze<br />
Capris, noch einmal zur Umkehr nach Neapel.<br />
Erst am 17. Oktober Abends geht es weiter. In der Nähe des StromboIi<br />
zwingt eine Beschädigung des Mastbaumes zur Fahrt ohne Segel und zur Kursänderung.<br />
Bei Tagesanbruch kommt "der bergk Aethna Itziger zeitt Mont gibello<br />
genantt" in Sicht, und Mittags wird Messina angelaufen. Hier wird bekannt, daß<br />
man leichtlich, ohne Segel, auflauernden Türkenschiffen hätte in d:e Hände fallen<br />
können. Erst am Abend des 21. Oktobers geht das Geschwader wieder in See,<br />
Gadenstedt fand also Zeit, sich in Messina gründlich umzusehen. Er besucht<br />
Kirchen und Paläste, betrachtet das 1572 errichtete Erzstandbild Don Juan<br />
d/Austrias als Siegers in der Seeschlacht bei Lepanto gegen die TUrken, und bewundert<br />
den belebten Hafen. Wiederholt betont er: die Stadt liege "ahn einem<br />
lustigen ortt darselbst guetter wein vnd andere snabellweide -von wiItbrett,<br />
vogeln vnd anderm nach gelegenheitt des Jhars vnd der zeitt." Auf der Weiterfahrt<br />
über Catania und Augusta wird in Syrakus noch einmal kurz geankert.<br />
Nach wie vor läßt ihm seine Wißbegierde keine Ruhe. Er besucht unter anderem<br />
auch die Katakomben, aber wie in Neapel ohne daß er sie als teil weis altchristliche<br />
erkennen konnte, und rühmt wieder den dortigen Muskatellerwein. Von<br />
der Kirche Santa Lucia, der ersten Grabstätte dieser legendarischen Märtyrerin,<br />
weiß er zu melden, ihre irdischen Reste se:en zwar in Venedig, "aber alle Jhar<br />
ahm dage vnd fest S. Luciae soll Ihr leib In diesem grabe vorhanden sein. Wer<br />
so Ichs will gl eu ben, dhem stehett es frey." Dieses eine der wiederholten zwar<br />
skeptischen, aber vorsichtigen Wendungen gegenüber besonders wundersüchtigen<br />
Vorstellungen, die ihn inde3sen überall interessieren. Nie dagegen erlaubt er, der<br />
entschiedene Protestant, sich in seinem doch erst lange n-ach der Re:se völlig<br />
ausgearbeiteten Manuskript eine Stellungnahme gegenüber Dogmatischem und<br />
Kultus, also wohl nicht aus besorgter Zurückhaltung, sondern als Reiseergebnis<br />
aus Achtung, zwar schwerlich vor der katholischen Kirche als seiner Konfession<br />
bedrohlicher Organisation, aber vor dem Glauben ihrer Bekenner. Endl:ch am<br />
Abend des 25. Oktober, also nach neuntägiger Fahrt einschließlich ihrer Unterbrechungen,<br />
wird Malta erreicht.<br />
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