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Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 3 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042371<br />

messete", wonach der Herzog hutabziehend sich entschuldigte, "Ich solts Ihm<br />

nicht für vbell halten, es where guetter meinung geschehen." In der <strong>Folge</strong> erfreute<br />

er sich dann noch gelegentlicher gnädiger Grüße dieses Herzogs, den er<br />

irrtümlich Friedrich nennt, ein Herrscher (t 1612) von ungemeiner Prachtentfaltung<br />

in seinem kleinen Lande.<br />

Ein unerhörtes, viel und lange bewUlldertes Schauspiel brachte zu guter letzt<br />

noch der Himmelfahrtstag Christi, der 11. Mai. Während der Abendmahlzeit<br />

der großherzoglichen Herrschaften im Pittipalast wurde dessen großer, auf drei<br />

Seiten von einem Arkadengange umgebener Hof unter Wasser gesetzt. Auf<br />

diesem. künstlichen See wurde alsdann eine Seeschlacht zwischen Kreuzfahrern<br />

und Türken vorgeführt mit vierzehn Schiffen, "schoenn bemhalett." Sie beschossen<br />

sich, so daß "die helfte der galercn oder schiflin sein vom feur verbrantt."<br />

Die andere Hälfte habe sodann eine Festung, ebenfalls nach gegenseitigem<br />

Beschießen, erobert, die davon "zersprungen, we:ll solche festung voll<br />

schosse (NB. = Schüsse) .... sampt den vbrigen ga!eren ..... mit einem solchen<br />

prassen vndtt schiesen, das man weder hoern noch vor dampf sheen kontt.' In<br />

mittels ausserhalb dem pallatio viel feurmörsers vnd groß geschutz abgeschossen<br />

worden, welchs diß werk nicht wenig gezierctt. Ist auch alsbaltt aller ortter<br />

luft gemacht, damitt der dampff vndt rauch von pulfer konnen wegziehenn. Vnd<br />

dieses wherete biß ahn den morgen, das der tag anbrach."<br />

Dieser Tag, Montag, der 12. Mai, mahnte denn aucb zur Weiterreise nach<br />

Deutschland. Noch an ihm verließen Streithorst und sein Hofmeister Dasypodius<br />

Florenz, am Dienstag folgte Gadenstedt und sein neuer Begleiter seit S:ena, ein<br />

Italiener, der ihm auf der Heimreise als Diener behilflich gewesen ist. Der Weg<br />

zunächst noch einmal nach Venedig, führte jetzt über Bologna, wo sich Streithorst<br />

nochmals anschloß, durch Mantua und Verona. Das Nachtquartier in Mantua<br />

wurde zu einer recht umfangreichen Besichtigung des ausgedehnten Residenzschlosses<br />

benutzt, wohl schon wegen des vorhin erzählten gelegentlichen Zusammentreffens<br />

mit dem Herzoge Vincenz. Unter anderem nennt Gadenstedt dort<br />

summarisch den Schatz, aus dem das antike Onyxgefäß in Braunschweig stammt,<br />

und Mantegna ("Matagna") als Maler berühmter Bilder, dessen heute in England<br />

befindlichen vortrefflichen Triumphzug Cäsars freilich nur in der Weise, es seien<br />

in diesem Schloß auch "etliche Triumph abgemhalett, wiewoll das mhalwerk<br />

etwas altt." Daneben fallen ihm auf ,,3 kachelofen, wie In Teutschsland, welche<br />

sonsten In Italia nicht gebreuchIich." Auch vom Palazzo deI Te, dem dicht<br />

neben der Stadt gelegenen Sommerschlosse, teilt er Einzelheiten mit, aus denen<br />

auf persönlichen Augenschein geschlossen werden darf. Zuletzt macht er auf<br />

die Herstellung und Ausfuhr seidener Strümpfe aufmerksam, die in Deutschland<br />

als Mantuanische Strümpfe geschätzt werden. Am 20. Mai, den Sonnabend vor<br />

Pfingsten, wird nochmals in Padua bei Mutter Annen für drei Wochen eingekehrt.<br />

Ein sechstägiger Ausflug nach Venedig diente hauptsächlich dazu, daß "wir<br />

... vnserr sachen bei vnsern kaufleutten richtig gemachtt, damitt wir wieder In<br />

Teutschland ziehen kontten."<br />

Am 4. Juni gab alsdann Gadenstedt in Padua seinen Absch:edsabend, zu dem<br />

er "Enno grafen In friss land vnd georg friederich grafen von hohenloe vnd andere<br />

vornheme vom adell zu gast gehabtt" hatte. Am 6. Juni verließ Streithorst mit<br />

Dasypodius Padua, am 11. auch Gadenstedt, alle drei mit der Verabredung des<br />

Wiedersehens in Basel. Wie wir schon wissen, erfolgte es auch pünktlich. Dem<br />

Strcithorst und seinem Begleiter, d:e über den Brenner und Augsburg zogen,<br />

hatte Gadenstedt seinen italienischen Diener mit seinem offenbar durch Erwerbungen<br />

schon seit Neapel stark angeschwollenen Reisegepäck und einem dafür<br />

angeschafften Pferde beigesellt. Seine eigene e:tige Weiterreise auf Mietpferden,<br />

deren Fährlichkeit uns schon Seite 28 bekannt geworden ist, ging über Verona, .<br />

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