BOLD THE MAGAZINE No.15
ENTWICKLUNG IM WANDEL DER ZEIT | INSPIRATION JAPAN | MOBILE HIGHLIGHTS | FACES OF TALENT: TILL BRÖNNER | NEW FASHION | LENA HOSCHEK | VIETNAM: VON SAIGON INS MEKONG-DELTA | USA: OFFROAD ADVENTURE
ENTWICKLUNG
IM WANDEL DER ZEIT | INSPIRATION JAPAN | MOBILE HIGHLIGHTS | FACES OF TALENT: TILL BRÖNNER | NEW FASHION | LENA HOSCHEK | VIETNAM: VON SAIGON INS MEKONG-DELTA | USA: OFFROAD ADVENTURE
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10 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> EINSTIEG | ENTWICKLUNG<br />
IM WANDEL<br />
DER ZEIT<br />
ENTWICKLUNG<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
Wenn Licht auf den Film trifft, entsteht<br />
eine chemische Reaktion, welche Silberhalogenid-Kristalle<br />
nach der Entwicklung<br />
in einer entsprechenden Flüssigkeit<br />
schwarz werden lässt. Daher erscheinen<br />
auf dem Negativ die hellsten Stellen des<br />
Bildes schwarz. In der Analogfotografie<br />
bedeutete Entwicklung den alchemistisch<br />
anmutenden Prozess vom latenten<br />
Bild zur sichtbaren Fotografie auf Filmmaterial<br />
und Fotopapier. Die Momente<br />
in der Dunkelkammer, wenn das Bild<br />
sich langsam im schummrigen roten<br />
Licht erahnen lässt und sich im Bad<br />
der Entwicklerflüssigkeit offenbart,<br />
hatten etwas Magisches. „Man muss sich<br />
beeilen, wenn man etwas sehen will,<br />
alles verschwindet“, hatte Paul Cezanne<br />
einmal über die Wahrnehmung des<br />
sich ständig Verändernden gesagt. Die<br />
Faszination des Augenblicks, eines<br />
unwiederbringlichen Sekundenbruchteils,<br />
im Verlauf einer Entwicklung ist<br />
auch heute noch tief in der Fotografie<br />
verankert.<br />
„Und Gott schuf den Menschen nach<br />
seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf<br />
er ihn.“ So heißt es im ersten Buch<br />
Mose, die Bildikone dazu ist Michelangelos<br />
Deckenfresko der Sixtinischen<br />
Kapelle. Gottvater und Adam, der erste<br />
Mensch. Michelangelo zeigt den Moment<br />
unmittelbar vor dem entscheidenden<br />
Schöpfungsakt, er beschreibt einen<br />
spannungsgeladenen und bedeutsamen<br />
Augenblick für die Entwicklung der<br />
Menschheit. Das Menschsein empfängt<br />
seinen Atem. Geist und Energie<br />
werden durch die Kuppen der Zeigefinger<br />
übertragen. Materie wird dabei<br />
beseelt und mit eigener Lebensenergie<br />
erfüllt.<br />
Die Entwicklung der Menschheit<br />
begann aus heutiger wissenschaftlicher<br />
Sicht etwas anders: Vor 65 Millionen<br />
Jahren entstanden wohl die ersten<br />
Primaten auf einem Globus, auf dem<br />
Nordamerika mit Europa verbunden<br />
und Indien noch kein Teil Asiens war.