ULTIMO Zusammenleben - Akzente
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eleidigt diese jungen Leute und dann<br />
fangen wir an, sie zu verlieren, weil sie<br />
dann sagen „ich bin Albaner, Serbin,<br />
Türkin, Bosnier, ...“ und sich aus der österreichischen<br />
Gesellschaft verabschieden<br />
– obwohl sie da jahrelang dazugehört<br />
haben und sich auch zugehörig gefühlt<br />
haben.<br />
Ich habe einmal gehört, dass Österreicher<br />
„gastfreundlicher“ zu MigrantInnen<br />
sein sollen – und da werde ich wütend,<br />
weil ich kein Gast bin. Ich bin Österreichischer<br />
Staatsbürger und als solcher will<br />
ich auch gesehen werden.<br />
„Fühlst du dich als Österreicher?<br />
Und das wird<br />
jemand gefragt, der hier<br />
geboren ist!“<br />
<strong>ULTIMO</strong>:<br />
Was kann die Mehrheitsgesellschaft<br />
tun, damit diese jungen Leute nicht<br />
„verloren gehen“?<br />
Trojer: Es muss viel mehr direkt mit ihnen<br />
gearbeitet und geredet werden, sie müssen<br />
viel, viel mehr als jetzt in das tägliche<br />
Gemeindeleben eingebunden werden.<br />
Und da sind wir eigentlich schon spät<br />
dran ... Vor allem die politischen Parteien:<br />
die haben jungen Menschen mit internationalem<br />
Background fast zu spät die<br />
Türe geöffnet, aus Angst ihre ange-<br />
stammten Wähler zu verlieren. Das wurde<br />
bis vor 3–4 Jahren einfach ignoriert.<br />
Aber es gibt einen demographischen<br />
Wandel: in der Stadt Salzburg haben<br />
35 % der BewohnerInnen einen internationalen<br />
Background und deshalb muss<br />
jetzt auch die Politik darauf reagieren.<br />
Die Mehrheitsgesellschaft muss den<br />
Jugendlichen zeigen, dass ihr Potenzial,<br />
ihre Talente, die sie mitbringen, wertvoll<br />
sind und dass sie der Mehrheitsgesellschaft<br />
etwas bringen. Österreich sollte<br />
daran denken, dass all diese Menschen<br />
– vor allem auch für die Österreichische<br />
Exportwirtschaft – ein Privileg darstellen.<br />
<strong>ULTIMO</strong>:<br />
Wie können wir dieses „Zugehörigkeits-Vakuum“<br />
der Jugendlichen<br />
aufbrechen?<br />
Trojer: Die Realität ist derzeit, dass<br />
viele Jugendliche mit internationalem<br />
Background vor der Österreichischen<br />
Mehrheitsgesellschaft weglaufen und<br />
innerhalb ihrer Nationalitäten zusammenhalten.<br />
Da sind dann die anderen<br />
die Bösen und das ist die Phase, in der<br />
sie unterscheiden zwischen „Österreicher“<br />
und „Ausländer“. Hier hilft nur,<br />
reden-reden-reden, auf sie zugehen,<br />
sie in Projekte zu integrieren, wie zum<br />
Beispiel dem „Fest der Kulturen“ in Zell<br />
am See, bei dem sie zeigen können, was<br />
sie können und was ihre Herkunftsländer<br />
an Traditionen oder Kultur bieten. Das<br />
ist eine gegenseitige Bereicherung und<br />
den ÖsterreicherInnen wird gezeigt,<br />
„andere Kulturen sind eine Bereicherung<br />
und keine Gefahr“. Außerdem wird<br />
derzeit eine ganze Reihe von Projekten<br />
verwirklicht, die sehr gut laufen:<br />
„Zusammen:Österreich“, „Integration von<br />
Anfang an“, „Mentoring für Migranten“,<br />
„Karriereticket“, „Dorf- und Stadtgespräche“<br />
in Oberndorf, Radstadt, Zell am See<br />
und bald auch in St. Johann.<br />
<strong>ULTIMO</strong>:<br />
Das angesprochene Potenzial der<br />
Jugendlichen sollte eindeutig besser<br />
genutzt werden – wie sensibilisiert<br />
man die Aufnahmegesellschaft dafür<br />
am besten?<br />
Trojer: In erster Linie sehen die Lehrerinnen<br />
und Lehrer das Potenzial von<br />
Kindern und Jugendlichen mit internationalem<br />
Background zu wenig. Die<br />
Wertschätzung für südosteuropäische<br />
Sprachen geht zu großen Teilen ab: Englisch,<br />
Französisch, Italienisch, Spanisch,<br />
... das sind „anerkannte“ Sprachen – aber<br />
wenn jemand Türkisch, Serbo-Kroatisch,<br />
Albanisch, Russisch, Persisch, Arabisch<br />
„mitbringt“, dann ist das nicht so viel<br />
wert. Und an dieser Wahrnehmung müssen<br />
wir noch ganz viel arbeiten. Österreich<br />
verliert durch mangelnde Sprachund<br />
Kulturkenntnisse jährlich Gelder und<br />
Aufträge im Exportbereich – und auf der<br />
anderen Seite haben wir so viele junge<br />
Menschen, die sich hier einbringen wollen.<br />
Diese Lücke muss doch irgendwie<br />
zum Schließen sein.<br />
Ein Kind aus den USA, das nur Englisch<br />
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