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Z12 Die Frage nach dem Fundament

Welche Werte prägen unsere Gesellschaft und worauf sind diese gegründet? Vollversion 60 Seiten

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Kirche & Gesellschaft<br />

Was ist eigentlich „Kirche“ ?<br />

Wenn man zur Kirche geht, denkt man an ein bestimmtes<br />

Gebäude. <strong>Die</strong> ersten Christen hatten<br />

das anders verstanden. Für sie war „Kirche“ die<br />

Zusammenkunft von gläubigen Menschen, egal<br />

an welchem Ort und in welchem Gebäude.<br />

Das griechische Wort ekklesia, das mit „Gemeinde“<br />

oder „Kirche“ übersetzt wird, ist bereits<br />

das Ergebnis traditioneller Prägung. Ekklesia<br />

war ursprünglich kein frommer Begriff, sondern<br />

ein sozio-politischer. Ekklesia, so nannte man die<br />

säkulare Versammlung der Vertreter einer Stadt,<br />

die über die politischen und rechtlichen Angelegenheiten<br />

der Stadt zu entscheiden hatten – also<br />

die Versammlung der Volksvertreter.<br />

<strong>Die</strong> ekklesia als die Versammlung der Vertreter<br />

des Reiches Gottes entsprach <strong>dem</strong> ursprünglichen<br />

Verständnis; im Laufe der Zeit gab es aber<br />

Verschiebungen und schließlich baute man Kirchen<br />

aus Stein und Mörtel.<br />

Jesus selbst gibt zu ekklesia eine Stellungnahme<br />

ab: „Ich werde meine ekklesia bauen, und die Pforten<br />

der Hölle werden diese ekklesia nicht überwinden.<br />

Ich werde dir die Schlüssel des Reiches Gottes<br />

geben ...“ 2 Hier spricht Jesus von der Versammlung<br />

derer, die die Herrschaft Gottes vertreten, er bezeichnet<br />

sie sozusagen als Parlament, das in einer<br />

Stadt die geistliche Vertretung des Reiches Gottes<br />

ist. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie<br />

im Himmel so auf Erden ...“ – aus der ekklesia-Perspektive<br />

erhält das, was wir im Vaterunser <strong>nach</strong>sprechen,<br />

plötzlich eine neue Dimension.<br />

Jesus hatte auf der Erde den größten Konflikt<br />

nicht mit Huren und Halsabschneidern, sondern<br />

mit den Frommen seiner Zeit, mit den Pharisäern<br />

und Sadduzäern. <strong>Die</strong> Pharisäer waren bekannt<br />

dafür, <strong>dem</strong> Wort Gottes eine Fülle menschengemachter<br />

Gesetze hinzuzufügen. <strong>Die</strong> Sadduzäer<br />

machten es genau umgekehrt: Sie entfernten<br />

Teile daraus. Geschichte wiederholt sich:<br />

Im Laufe der Kirchengeschichte wurden eine Reihe<br />

von Traditionen hinzugefügt und andererseits<br />

einige essenzielle Inhalte entfernt.<br />

„Leib“ ist naturgemäß etwas Organisches<br />

Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung waren<br />

die Christen ein organisches Gebilde, ein vor<br />

Foto: © Wikipedia/Pricilla<br />

Leben strotzender Organismus, ganz anders als<br />

die institutionellen Kirchen heute. Es galt die<br />

allgemeine Priesterschaft aller Gläubigen und<br />

Christus war das Haupt.<br />

Nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer<br />

im Jahr 70 n. Chr. stellten die Christen mit<br />

heidnischem Hintergrund bald die Mehrzahl.<br />

Griechisch-römische Philosophien und Rituale<br />

flossen in den neuen Glauben ein. Viele Elemente<br />

wurden von den Christen übernommen, besonders<br />

unter Kaiser Konstantin.<br />

Wie war es im ersten Jahrhundert?<br />

• <strong>Die</strong> Gläubigen trafen sich in den Häusern. (Kirchen<br />

oder andere sakrale Gebäude gab es zu<br />

der Zeit noch nicht.) 3<br />

• Das Abendmahl wurde als richtige Mahlzeit gefeiert.<br />

4<br />

• <strong>Die</strong> Gottesdienste waren offen, alle waren daran<br />

aktiv beteiligt, man traf sich meistens täglich<br />

in Privathäusern. 5<br />

• Jeder kannte seine Berufung und war es gewohnt,<br />

übernatürliche Fähigkeiten auszuüben. 6<br />

• <strong>Die</strong> Christen stellten eine Einheit dar; sie waren<br />

nicht in unterschiedliche Denominationen geteilt. 7<br />

• Sie verwendeten keine Ehrentitel ... 8<br />

• ... und waren auch nicht hierarchisch organisiert.<br />

9<br />

<strong>Die</strong> christliche Versammlung des ersten Jahrhunderts<br />

war etwas Einzigartiges. Sie unterschied<br />

sich von allen umgebenden Religionen: <strong>Die</strong> Christen<br />

hatten keinen Tempel, keine Priester und<br />

kein Opfer.<br />

Foto: © Agentur PJI<br />

<strong>Die</strong> ersten<br />

Christen trafen sich<br />

in den Häusern,<br />

sakrale Bauten<br />

gab es nicht<br />

<strong>Die</strong> christliche Versammlung<br />

des ersten Jahrhunderts war<br />

etwas Einzigartiges. Den<br />

drei Elementen Tempel,<br />

Priester und Opfer setzte<br />

Jesus ein Ende, in<strong>dem</strong> er<br />

sie in sich erfüllte<br />

Z für Zukunft<br />

17

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