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Z12 Die Frage nach dem Fundament

Welche Werte prägen unsere Gesellschaft und worauf sind diese gegründet? Vollversion 60 Seiten

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Leitthema<br />

Daneben gab es die aus <strong>dem</strong> anglikanischen<br />

England geflohenen Reformierten, die „Pilgerväter“.<br />

1620 zogen sie auf der Mayflower vom englischen<br />

Plymouth aus <strong>nach</strong> Westen und brachten<br />

die Demokratie <strong>nach</strong> Amerika. Sie lebten gemäß<br />

den von Calvin eingeführten Werten, bei der zur<br />

Wahl der Presbyter alle Gemeindeglieder stimmberechtigt<br />

waren. Das wurde zum Vorbild für den<br />

politischen Aufbau der amerikanischen Gesellschaft.<br />

Als 1787 – also Jahre vor der Französischen<br />

Revolution – die US-Verfassung angenommen<br />

wurde, war die Demokratie dort schon längst<br />

eine Selbstverständlichkeit. Ebenso selbstverständlich<br />

war die große Mehrheit der Bürger, ob<br />

gläubig oder liberal, <strong>dem</strong> christlichen Menschenbild<br />

und seinen Werten verpflichtet. <strong>Die</strong> amerikanische<br />

Verfassung ist bis heute Vorbild für <strong>dem</strong>okratische<br />

Prozesse.<br />

Pfr. Hansjürg Stücklberger, Gründer der Menschenrechtsorg<br />

anisation „Christian Solidarity International“ und Präsident von<br />

„Zukunft CH“<br />

Bild: © Wikipedia<br />

<strong>Die</strong> Unterzeichnung der Verfassung der Vereinigten Staaten<br />

am 17. September 1787 mit George Washington, Benjamin<br />

Franklin und Alexander Hamilton (v.r.n.l. im Vordergrund), Gemälde<br />

von Howard Chandler Christy.<br />

AUFKLÄRUNG<br />

<strong>Die</strong> spezifisch europäische Erscheinung der Aufklärung hat ihre Wurzeln in der frühen<br />

Trennung von Kirche und Staat. Damit hat sich Europa aus der Menschheitsgeschichte<br />

herausgelöst und auf einen Sonderweg begeben.<br />

Thomas Bargatzky<br />

Immanuel Kant definierte 1784 „Aufklärung“<br />

mit <strong>dem</strong> berühmten Satz: „Aufklärung ist der<br />

Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten<br />

Unmündigkeit“. 1 Neben Industrialisierung<br />

und Säkularisierung ist die Aufklärung<br />

ein wichtiges Kennzeichen der Moderne. Wer die<br />

Aufklärung auf den Prüfstand der Kritik stellt,<br />

macht sich höchst verdächtig.<br />

<strong>Die</strong> Aufklärung ist eine spezifisch europäische<br />

Erscheinung, die ihre Wurzeln tief in der schon<br />

früh einsetzenden Trennung von Kirche und Staat<br />

in Spätantike und Mittelalter hat. Durch die Aufklärung<br />

trat Europa aus der Geschichtsgemeinschaft<br />

der Weltkulturen aus und begab sich auf<br />

einen Sonderweg, heraus aus der Ethik der konzentrischen<br />

Ordnung. Dort gilt der Vorrang der<br />

primären Beziehungen. Am meisten fühlt man<br />

sich <strong>dem</strong> ‚Nächsten’ verpflichtet: der Familie,<br />

<strong>dem</strong> Clan, <strong>dem</strong> Dorf, der ‚Ethnie’ oder <strong>dem</strong> Volk,<br />

<strong>dem</strong> man angehört.<br />

<strong>Die</strong> konzentrische Ordnung wurde in der Moderne<br />

vom Primat des Allgemeinen abgelöst.<br />

Unter diesen Bedingungen veränderte sich in<br />

Europa nicht nur das Gefüge der Beziehungen<br />

der Menschen zueinander, sondern auch die Beziehung<br />

des Menschen zu Gott. <strong>Die</strong> Forderung<br />

<strong>nach</strong> Gleichförmigkeit führt zum Verzicht auf<br />

jegliche Unterscheidung zwischen Heiligem und<br />

Profanem.<br />

Aber verdankt sich denn die moderne Wissenschaft<br />

nicht der Aufklärung – und hat sich Europa<br />

denn nicht durch seine Wissenschaft an die Spitze<br />

Bild: © Wikipedia<br />

„Aufklärung ist der Ausgang<br />

des Menschen aus seiner<br />

selbstverschuldeten<br />

Unmündigkeit“, meinte<br />

Immanuel Kant<br />

Z für Zukunft<br />

7

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