: GESUNDHEIT Zuerst stirbt die Biene, dann der Mensch. Dr. Roland Berger / www.apis-z.at „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Der Ausspruch soll von Albert Einstein stammen, und mag er auch, biologisch betrachtet, nicht 100-prozentig richtig sein, eines hat der kluge Physiker damit treffend auf den Punkt gebracht: Die große Bedeutung der Honigbiene für die Beziehung Mensch-Natur. Es ist die Honigbiene, die im Wesentlichen für die Bestäubung der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen sorgt. 80% der auf Insektenflug angewiesenen Nutzpflanzen werden durch sie bestäubt. Der volkswirtschaftliche Nutzen, der dadurch entsteht, ist zehn Mal größer als der Wert sämtlicher Imkereiprodukte zusammen. Ohne Bienen müssten wir Menschen zumindest auf ein Drittel unserer Nahrung verzichten. Diese zentrale Schlüsselrolle im Beziehungsgeflecht Mensch-Umwelt macht die Honigbiene auch zu einem empfindlichen Indikator für unseren Umgang mit der Natur. Daher wundert es nicht, dass sie stark unter Druck geraten ist: Denn die Umwelt, in der die Bienen überleben müssen, stellt sich heute in weiten Gebieten als eintönige Agrarwüste dar. Es ist dies das Ergebnis der Umwandlung einer einst vielfältigen, blühenden bäuerlichen Kulturlandschaft in maschinengerechte Ackerbauflächen. Flurbereinigung, Flächenzusammenlegung, eine Intensivierung der Produktion durch Monokulturen auf Kunstdünger und ein permanenter Gift-Krieg gegen unerwünschte pflanzliche und tierische Organismen haben die Landschaft so verändert, dass sie vielerorts für Bienen den Wert einer grün gestrichenen, oft giftigen, Betonfläche hat. Bienen benötigen aber eine blühende Landschaft. Sie leben von Nektar und von Blütenpollen und besonders für die Versorgung mit Blütenpollen ist es wichtig, dass eine üppige Blütenvielfalt möglichst durchgehend vom Frühjahr bis zum Spätsommer gegeben ist. Für uns Menschen sind bunte Blüten ein Augenschmaus - für Bienen aber eine echte, unverzichtbare Mahlzeit. Aber nicht nur die Umwelt, in der die Bienen leben, wurde durch die Intensivierung der Landwirtschaft verändert, auch die Art, wie Imker mit den Bienen umgehen, hat sich gewandelt. In der Landwirtschaft prägen die sogenannten ökonomischen Zwänge den Umgang mit den Tieren, und so sind aus ehemaligen Haustieren nach und nach reine Produktionsmittel geworden. Der Drang, die „tierische Produktion“ laufend zu optimieren, hat auch die Imkerei voll erfasst und in den letzten 100 Jahren die alte Kunst der Bienenhaltung dramatisch verändert. Zahlreiche Maßnahmen haben sich in der Imkerschaft durchgesetzt, mit denen man versucht, die Entwicklung des Bienenvolks zu beeinflussen, um den Honigertrag immer mehr zu steigern: Bienen vermehren sich von Natur aus durch Schwärme. Heute werden diese von den meisten Imkern systematisch unterdrückt. Stattdessen gibt es die künstliche Völkervermehrung und die künstliche Königinnenzucht mit einer einseitigen züchterischen Selektion, oft sogar mit künstlicher Besamung der Königin. Allgemein üblich sind auch Manipulationen am Brutnest, die weitgehende Unterdrückung der Drohnen (männliche Bienen), der Einsatz von künstlichen Waben (neuerdings sogar aus Plastik!) sowie eine <strong>Winter</strong>fütterung mit reinem Industriezucker. Wir Imker stellen immer wieder mit großer Bewunderung fest, wie unglaublich flexibel und anpassungsfähig das Bienenvolk auf verschiedene störende Einflüsse reagieren kann. Es hat aber den Anschein, dass wir Menschen drauf und dran sind, den Bogen zu überspannen und den Bienen durch diese Art der „modernen“ Landwirt Fotos zur Verfügung gestellt 18
Netzwerk Blühende Landschaft, Foto U. Baumgartner Moderne Landwirtschaft so oder so! Intensiv-Acker versus Blütenmeer, heißt für Bienen und viele andere Tiere: Trostlose Wüste versus Schlaraffenland. Netzwerk Blühende Landschaft, Foto: H. Loritz 19