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Winter 2014/2015

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Foto Roland Hahn<br />

Am 8. Oktober <strong>2014</strong> wurde im Novomatic<br />

Forum zum sechsten Mal der<br />

BRAND [LIFE] AWARD vom European<br />

Brand Institute für besondere Verdienste<br />

um die Marke verliehen. Grund<br />

zum Feiern hatte der diesjährige Preisträger<br />

Engelbert Wenckheim, der die<br />

Auszeichnung für sein Lebenswerk um<br />

Österreichs trendigste Brauerei Ottakringer<br />

vom Klosterneuburger KR Dr.<br />

Gerhard Hrebicek, Vorstand European<br />

Brand Institute, entgegennahm.<br />

In der über 170-jährigen Geschichte<br />

spielte auch immer wieder Klosterneuburg<br />

eine Rolle. Müllermeister Heinrich<br />

Plank erhielt vom Stift Klosterneuburg<br />

eine Braubewilligung und errichtete<br />

auf der Riede Paniken in Ottakring das<br />

erste Brauhaus.<br />

Dkfm. R. Engelbert Wenckheim<br />

ist Aufsichtsrat der Ottakringer Getränke<br />

AG. Er studierte an der Wiener<br />

Hochschule für Welthandel und war<br />

lange Jahre Vorstandsvorsitzender und<br />

danach Aufsichtsratsvorsitzender der<br />

Ottakringer Brauerei AG. Engelbert<br />

Wenckheim wurde 1934 in Budapest<br />

geboren.<br />

:erlesen: Herr Wenckheim, Sie wurden<br />

einmal zitiert, dass Journalisten und<br />

Händler zu den wichtigsten Menschen<br />

in Ihrem Leben gehören, danke für das<br />

Kompliment. Nun kurz vor 80 mit einem<br />

Award für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet<br />

zu werden, scheint angesichts<br />

Ihrer Vitalität verfrüht. Erzählen Sie uns<br />

ein paar „Meilensteine“ Ihres „Lebenswerkes“?<br />

Dkfm. R. E. Wenckheim: Wir haben<br />

das Glück gehabt, mein Schwager Dr.<br />

Gustav Harmer und ich, dass wir mit<br />

28 Jahren in die Brauerei gekommen<br />

sind und uns eigentlich sehr früh die<br />

Verantwortung von meinem Schwiegervater,<br />

vom Senior-Chef Gustav Harmer,<br />

übertragen wurde. Das war 1962.<br />

Es wurde schon von meinem Schwiegervater<br />

dazu gesagt: „Also, wenn ihr<br />

irgendein Problem habt oder etwas<br />

wissen wollts, dann fragts mich“, aber<br />

er hat sich nie eingeklinkt in unsere<br />

Arbeit. Ein, zwei Jahre hat er uns schon<br />

begleitet, aber grundsätzlich nicht.<br />

Damals, mit knapp 30 Jahren, eine Firma<br />

zu führen, war natürlich schon ein<br />

ziemliches Aha-Erlebnis… besonders<br />

unter den Bierbrauern. Da musste man<br />

ja am besten 100 sein, damit man überhaupt<br />

akzeptiert wird.<br />

1964: DAS GOLD FASSL ZEITALTER<br />

BRICHT AN<br />

Ottakringer bringt das Gold Fassl, ein<br />

Spezialbier mit 13,8 % Stammwürze,<br />

auf den Markt.<br />

:erlesen: Ihre ersten Akzente?<br />

Dkfm. R. E. Wenckheim:<br />

Damals wollten alle etwas Neues machen,<br />

Spezialbiere. Die Mautners haben<br />

SKOL gemacht. Das ist aber nicht sonderlich<br />

angekommen, die eigenen Leute<br />

haben es vernichtet und gemeint:<br />

„Des is a Lack“. Wir wollten auch etwas<br />

Neues machen und wussten aber aus<br />

der Marktforschung: „Immer schön am<br />

Boden bleiben!“, und wir suchten nach<br />

etwas, das Tradition zum Ausdruck<br />

bringt. Der Name GOLD FASSL schien<br />

uns für ein Lager- und Spezialbier gut,<br />

aber es kam ein Aufschrei von den Familien<br />

Mautner und Harmer und die<br />

haben interveniert, denn GOLD FASSL<br />

war damals ein stadtbekannter alter<br />

Militär-Puff am Gürtel und jeder ab 18<br />

Jahren aufwärts wusste das. Die 17-jährigen<br />

aber nicht und wir dachten, das<br />

wird bald Geschichte sein, und beharrten<br />

darauf. Das GOLD FASSL war ein<br />

gutes Bier - „Das ist ein Bier“, haben die<br />

Leut´ gesagt. Und dann haben uns alle<br />

ernst genommen. Davor waren wir für<br />

die Brauerei-Szene nur wie Max und<br />

Moritz. Danach haben fast alle im Laufe<br />

der Jahre ihre Brauereien verkauft – Ottakringer<br />

gibt’s noch immer.<br />

:erlesen:<br />

Sie haben die Usancen der Branche ordentlich<br />

verändert…<br />

Dkfm. R. E. Wenckheim: Wir waren ja<br />

keine Braumeister, hatten aber Ideen,<br />

die wir immer mit Marktforschung abgesichert<br />

haben. Wir haben nicht die<br />

ganze Welt befragt, aber eben ein paar<br />

Biertrinker. Die Idee des Pils kam auf,<br />

aber es sollte nicht so bitter sein.<br />

1977 folgte dann das Gold Fassl Pils –<br />

das erste Pilsbier Österreichs. 1977 sind<br />

wir auch aus dem Bierkartell ausgetreten.<br />

Soll doch die Qualität entscheiden.<br />

Dies hatte zur Folge, dass der Gebietsschutz<br />

fiel und die Gastronomen die<br />

Freiheit hatten, sich den Bierlieferanten<br />

frei auszusuchen.<br />

1989 führten wir als erste und bisher<br />

einzige Brauerei Österreichs die elegante<br />

grüne Schulterflasche ein. Es<br />

hat uns viele Versuche gekostet, genau<br />

diese Farbe zu erreichen und eine Qualität,<br />

die nicht nach kurzer Zeit trübe<br />

wird und verkratzt ausschaut.<br />

Damit haben wir Viele begeistert.<br />

:erlesen: Dann kam Null Komma Josef?<br />

Dkfm. R. E. Wenckheim: Das war 1991<br />

der Anbruch der alkoholfreien Zeit.<br />

Wissen Sie, woher das Null Komma Josef<br />

kommt? Das kommt aus der Zeit, als<br />

Kaiser Franz Joseph der 1. die Steuern<br />

so in die Höhe trieb, dass keinem mehr<br />

was übrig blieb. Das war dann 0, Josef.<br />

Es kam dann noch viel an Ideen, da<br />

hatte schon Mag. Sigi Menz die Gesamtverantwortung<br />

für den kaufmännischen<br />

Bereich und ich wechselte in<br />

den Aufsichtsrat.<br />

Was uns aber immer geholfen hat, war,<br />

dass wir nie Geld für Dummheiten hatten.<br />

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