: PERSÖNLICHKEITEN 80 und kein bisschen schaumgebremst Dkfm. R. Engelbert Wenckheim, Aufsichtsrat der Ottakringer Getränke AG, im :erlesen-Interview 8
Foto Roland Hahn Am 8. Oktober <strong>2014</strong> wurde im Novomatic Forum zum sechsten Mal der BRAND [LIFE] AWARD vom European Brand Institute für besondere Verdienste um die Marke verliehen. Grund zum Feiern hatte der diesjährige Preisträger Engelbert Wenckheim, der die Auszeichnung für sein Lebenswerk um Österreichs trendigste Brauerei Ottakringer vom Klosterneuburger KR Dr. Gerhard Hrebicek, Vorstand European Brand Institute, entgegennahm. In der über 170-jährigen Geschichte spielte auch immer wieder Klosterneuburg eine Rolle. Müllermeister Heinrich Plank erhielt vom Stift Klosterneuburg eine Braubewilligung und errichtete auf der Riede Paniken in Ottakring das erste Brauhaus. Dkfm. R. Engelbert Wenckheim ist Aufsichtsrat der Ottakringer Getränke AG. Er studierte an der Wiener Hochschule für Welthandel und war lange Jahre Vorstandsvorsitzender und danach Aufsichtsratsvorsitzender der Ottakringer Brauerei AG. Engelbert Wenckheim wurde 1934 in Budapest geboren. :erlesen: Herr Wenckheim, Sie wurden einmal zitiert, dass Journalisten und Händler zu den wichtigsten Menschen in Ihrem Leben gehören, danke für das Kompliment. Nun kurz vor 80 mit einem Award für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet zu werden, scheint angesichts Ihrer Vitalität verfrüht. Erzählen Sie uns ein paar „Meilensteine“ Ihres „Lebenswerkes“? Dkfm. R. E. Wenckheim: Wir haben das Glück gehabt, mein Schwager Dr. Gustav Harmer und ich, dass wir mit 28 Jahren in die Brauerei gekommen sind und uns eigentlich sehr früh die Verantwortung von meinem Schwiegervater, vom Senior-Chef Gustav Harmer, übertragen wurde. Das war 1962. Es wurde schon von meinem Schwiegervater dazu gesagt: „Also, wenn ihr irgendein Problem habt oder etwas wissen wollts, dann fragts mich“, aber er hat sich nie eingeklinkt in unsere Arbeit. Ein, zwei Jahre hat er uns schon begleitet, aber grundsätzlich nicht. Damals, mit knapp 30 Jahren, eine Firma zu führen, war natürlich schon ein ziemliches Aha-Erlebnis… besonders unter den Bierbrauern. Da musste man ja am besten 100 sein, damit man überhaupt akzeptiert wird. 1964: DAS GOLD FASSL ZEITALTER BRICHT AN Ottakringer bringt das Gold Fassl, ein Spezialbier mit 13,8 % Stammwürze, auf den Markt. :erlesen: Ihre ersten Akzente? Dkfm. R. E. Wenckheim: Damals wollten alle etwas Neues machen, Spezialbiere. Die Mautners haben SKOL gemacht. Das ist aber nicht sonderlich angekommen, die eigenen Leute haben es vernichtet und gemeint: „Des is a Lack“. Wir wollten auch etwas Neues machen und wussten aber aus der Marktforschung: „Immer schön am Boden bleiben!“, und wir suchten nach etwas, das Tradition zum Ausdruck bringt. Der Name GOLD FASSL schien uns für ein Lager- und Spezialbier gut, aber es kam ein Aufschrei von den Familien Mautner und Harmer und die haben interveniert, denn GOLD FASSL war damals ein stadtbekannter alter Militär-Puff am Gürtel und jeder ab 18 Jahren aufwärts wusste das. Die 17-jährigen aber nicht und wir dachten, das wird bald Geschichte sein, und beharrten darauf. Das GOLD FASSL war ein gutes Bier - „Das ist ein Bier“, haben die Leut´ gesagt. Und dann haben uns alle ernst genommen. Davor waren wir für die Brauerei-Szene nur wie Max und Moritz. Danach haben fast alle im Laufe der Jahre ihre Brauereien verkauft – Ottakringer gibt’s noch immer. :erlesen: Sie haben die Usancen der Branche ordentlich verändert… Dkfm. R. E. Wenckheim: Wir waren ja keine Braumeister, hatten aber Ideen, die wir immer mit Marktforschung abgesichert haben. Wir haben nicht die ganze Welt befragt, aber eben ein paar Biertrinker. Die Idee des Pils kam auf, aber es sollte nicht so bitter sein. 1977 folgte dann das Gold Fassl Pils – das erste Pilsbier Österreichs. 1977 sind wir auch aus dem Bierkartell ausgetreten. Soll doch die Qualität entscheiden. Dies hatte zur Folge, dass der Gebietsschutz fiel und die Gastronomen die Freiheit hatten, sich den Bierlieferanten frei auszusuchen. 1989 führten wir als erste und bisher einzige Brauerei Österreichs die elegante grüne Schulterflasche ein. Es hat uns viele Versuche gekostet, genau diese Farbe zu erreichen und eine Qualität, die nicht nach kurzer Zeit trübe wird und verkratzt ausschaut. Damit haben wir Viele begeistert. :erlesen: Dann kam Null Komma Josef? Dkfm. R. E. Wenckheim: Das war 1991 der Anbruch der alkoholfreien Zeit. Wissen Sie, woher das Null Komma Josef kommt? Das kommt aus der Zeit, als Kaiser Franz Joseph der 1. die Steuern so in die Höhe trieb, dass keinem mehr was übrig blieb. Das war dann 0, Josef. Es kam dann noch viel an Ideen, da hatte schon Mag. Sigi Menz die Gesamtverantwortung für den kaufmännischen Bereich und ich wechselte in den Aufsichtsrat. Was uns aber immer geholfen hat, war, dass wir nie Geld für Dummheiten hatten. 9