Winter 2014/2015
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: GESUNDHEIT<br />
schaft mehr zumuten, als sie in der Lage<br />
sind, zu ertragen: Das vielbeschworene<br />
„Bienensterben“ ist in weiten Teilen der<br />
Erde heute traurige Realität.<br />
Das stille Sterben der Bienen, ein unüberhörbarer<br />
Ruf nach einer grundlegenden<br />
Neuorientierung in der Landwirtschaft?<br />
Eine Ökologische Landwirtschaft? Ist<br />
das nicht nur etwas für wohlhabende<br />
Weltverbesserer oder grüne Idealisten?<br />
So wird es immer noch oft behauptet.<br />
Doch heute wissen wir: Man kann mit<br />
Ökolandbau - trotz der etwas geringeren<br />
Erträge - die gesamte Weltbevölkerung<br />
ernähren. Sogar besser als mit der<br />
industrialisierten Landwirtschaft. Der<br />
Weltagrarrat hat im Auftrag von Vereinten<br />
Nationen und Weltbank untersucht,<br />
wie die Weltbevölkerung nachhaltig<br />
ernährt werden kann. Das Konsortium<br />
aus 400 internationalen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern<br />
kommt in dem Weltagrarbericht zu<br />
dem Schluss: Die Landwirtschaft steht<br />
am Scheideweg - weiter wie bisher ist<br />
keine Option. Um den Herausforderungen<br />
der Zukunft gewachsen zu sein,<br />
bedarf es eines radikalen und systematischen<br />
Wandels in der landwirtschaftlichen<br />
Forschung, Entwicklung<br />
und Praxis. Die beste Möglichkeit, den<br />
Hunger in der Welt zu stillen, ist nicht<br />
die Steigerung der Produktivität um<br />
jeden Preis, sondern eine bäuerliche,<br />
nachhaltige Landwirtschaft. Genau die<br />
Art von Landwirtschaft also, die auch<br />
für die Bienen gute (Über-) Lebensbedingungen<br />
bietet. Es gibt sie, die Landwirtschaft,<br />
die uns Menschen und die<br />
Bienen ernährt!<br />
Ökologische Landwirtschaft ist nachhaltig<br />
und sorgt für eine intakte Umwelt:<br />
Sie erhält die natürliche Bodenfruchtbarkeit<br />
durch eine optimierte<br />
Fruchtfolge, verringert die Bodenerosion<br />
und schützt die Gewässer und<br />
die Artenvielfalt, da keine künstlichen<br />
Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt<br />
werden. Der Verzicht auf künstliche<br />
Stickstoffdünger schont auch das<br />
20<br />
Klima, denn diese brauchen für die<br />
Herstellung enorm viel Energie.<br />
Wir brauchen einen tiefgreifenden radikalen<br />
Wandel. Ein bisschen weniger<br />
Gift hier und etwas weniger Kunstdünger<br />
dort, das wird in Zukunft nicht<br />
mehr ausreichen, wenn wir ansonsten<br />
weiter auf eine industrialisierte Landwirtschaft<br />
setzen, die mit allen Mitteln<br />
versucht, die Produktivität zu steigern.<br />
Alles könnte anders sein*<br />
Aber wie sollte der einzelne einfache<br />
Bürger da etwas ändern können? Es<br />
ist verlockend, angesichts der übergroßen<br />
Probleme zu resignieren und<br />
wohl oder übel weiterhin eine Landwirtschaft<br />
hinzunehmen, die auf Chemie-<br />
und Gifteinsatz basiert. Haben wir<br />
denn eine Wahl?<br />
Ich erlaube mir, Sie, liebe Leserin, lieber<br />
Leser, direkt anzusprechen und möchte<br />
Sie ermutigen: Wenn Sie nicht einverstanden<br />
sind mit den Dingen, wie<br />
sie sind, dann leisten Sie Widerstand.<br />
Wir haben – zumindest die allermeisten<br />
von uns - eine gute Ausbildung, ein<br />
im Weltmaßstab exorbitantes Einkommen,<br />
Nahrungsmittel im Überfluss und<br />
jede Menge Freiheiten. Aber gegen die<br />
Zerstörung der Welt sollen wir nichts<br />
tun können? Wer dann, wenn nicht<br />
wir?<br />
Harald Welzer hat ein großartiges Buch<br />
geschrieben: „Selbst denken – Eine Anleitung<br />
zum Widerstand“. In seinen „12<br />
Regeln für erfolgreichen Widerstand“<br />
heißt es unter anderem: „Sie haben<br />
jede Menge Handlungsspielräume.<br />
... Erweitern Sie Ihre Handlungsspielräume<br />
dort, wo Sie sind und Einfluss<br />
haben. ... Wie Ihr Widerstand aussieht,<br />
hängt von Ihren Möglichkeiten ab, ...<br />
und von dem, was Ihnen Spaß macht.“<br />
Erlauben Sie mir, im Folgenden als Anregung<br />
ein paar Beispiele zu nennen,<br />
Beispiele, die alle ein Schritt sein können<br />
in Richtung einer Umwelt, die für<br />
uns Menschen ebenso wie für Bienen,<br />
Singvögel und unzählige andere Tierarten<br />
Lebensqualität hat.<br />
Beispiel Nr.1:<br />
Neonicotinoide sind hochwirksame<br />
Nervengifte, von denen bis vor kurzem<br />
große Mengen als Pflanzenschutzmittel<br />
in der Landwirtschaft eingesetzt<br />
wurden. Ihre Giftigkeit ist teilweise<br />
7.000 mal höher als die von DDT. Sie<br />
stellen ein enormes Problem für die<br />
Umwelt und die Bienen dar. Es gibt<br />
ganz klare Belege dafür, dass sie das so<br />
genannte „mysteriöse“ Bienensterben<br />
zumindest mit verursachen. Neueste<br />
Studien haben auch aufgezeigt, dass<br />
sie für den rasanten Rückgang der<br />
Singvögel in Europa verantwortlich<br />
sind. Die EU-Kommission hat nun im<br />
Herbst letzten Jahres den Einsatz dieser<br />
Pflanzenschutzmittel verboten. Daraufhin<br />
haben die Herstellerkonzerne BASF,<br />
Bayer und Syngenta vor dem Europäischen<br />
Gerichtshof Klage gegen die<br />
Kommission eingereicht. Sie möchten<br />
erreichen, dass das Verbot sofort wieder<br />
aufgehoben wird, schließlich gehören<br />
die Neonicotinoide zu den am<br />
meisten verkauften Pflanzenschutzmitteln<br />
weltweit.<br />
Das „Bündnis zum Schutz der Bienen“,<br />
ein Zusammenschluss von Imkerverbänden<br />
und ökologischen Landwirtschaftsorganisationen,<br />
hat beim<br />
Europäischen Gerichtshof eine Prozessbeteiligung<br />
beantragt und wurde<br />
nun für die Verfahren zugelassen. Als<br />
Prozessbeteiligte können sich die Verbände,<br />
als einzige(!) Lobby für die Bienen,<br />
jetzt aktiv in das Gerichtsverfahren<br />
einbringen. Sie erhalten Einsicht in alle<br />
Schriftsätze der klagenden Chemiekonzerne<br />
und der beklagten EU-Kommission.<br />
Nur so kann eine außergerichtliche<br />
Einigung hinter verschlossenen Türen<br />
verhindert werden. Das Bündnis finanziert<br />
sich ausschließlich über ein treuhänderisch<br />
verwaltetes Spendenkonto<br />
und muss in den nächsten Wochen die<br />
Summe von 190.000 Euro für Verfahrenskosten<br />
aufbringen. Unterstützen<br />
Sie David gegen Goliath. Helfen Sie mit,<br />
die Gesundheit für Bienen und Umwelt<br />
über das Profitinteresse der Agrarchemie-Industrie<br />
zu stellen!<br />
Nähere Informationen finden Sie hier: