pdf-Datei - Bergische Universität Wuppertal
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WUPPERTALER UNIMAGAZIN Nr. 44 Wintersemester 2011/2012<br />
Fotos Janine Dietz<br />
Foto Friederike von Heyden<br />
500.000 €<br />
Forschungsprojekt zu<br />
Grundschulkindern<br />
Wie sich Grundschulkinder inner- und<br />
außerhalb der Schule mit Lerngelegenheiten<br />
auseinandersetzen und was sie dazu<br />
ermutigt, ist Thema eines gemeinsamen<br />
Forschungsprojekts der Soziologinnen Prof.<br />
Dr. Doris Bühler-Niederberger und Dr. Alexandra<br />
König sowie der Lehr-Lernforscherin<br />
Prof. Dr. Cornelia Gräsel. Das Bundesforschungsministerium<br />
fördert das Projekt im<br />
Rahmen seines Programms „Chancengerechtigkeit<br />
und Teilhabe. Sozialer Wandel<br />
und Strategien der Förderung“ mit rund<br />
500.000 Euro.<br />
Die Soziologinnen Dr. Alexandra König (links) und Prof.<br />
Dr. Doris Bühler-Niederberger.<br />
„Mit dem Projekt wird<br />
die interdisziplinäre<br />
Bildungsforschung an<br />
der <strong>Bergische</strong>n Uni<br />
weiter gestärkt“, sagt<br />
Prof. Gräsel (Foto).<br />
Prof. Bühler-Niederberger:<br />
„Eine Kooperation<br />
zwischen der<br />
Lehr-Lern-Forschung<br />
und der Kindheitssoziologie<br />
halten wir für vielversprechend, um<br />
neue Einsichten in das Problem ‚ungleicher‘<br />
Bildungschancen zu erhalten, also in die Abhängigkeit<br />
des Bildungserfolgs der Kinder von der<br />
sozialen Lage ihrer Familie.“<br />
In dem Forschungsprojekt spannen die Wissenschaftlerinnen<br />
einen Bogen vom Lernverhalten<br />
der Grundschulkinder in konkreten Unterrichtssituationen<br />
bis zum Familienalltag. Im<br />
Rahmen ihrer Untersuchung außerschulischer<br />
Lerngelegenheiten wird auch ein Augenmerk<br />
auf die Junior Uni gerichtet.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Bühler-Niederberger,<br />
Dr. Alexandra König<br />
Telefon 0202/439-2283<br />
E-Mail buehler@uni-wuppertal.de<br />
Prof. Dr. Cornelia Gräsel<br />
Telefon 0202/439-3132<br />
E-Mail graesel@uni-wuppertal.de<br />
22<br />
Talkshows<br />
Für Politiker sind sie<br />
Bühne und Glatteis zugleich<br />
Ob bei Maischberger oder Beckmann: In<br />
Talkshows „menschelt es“. Wenn Politiker<br />
neben Prominenz aus Show-, Sport und<br />
Musikbusiness Platz nehmen, zeigen sie<br />
ihre persönliche und private Seite. Ihnen<br />
geht es um Bekanntheitssteigerung und<br />
Sympathiepunkte. Doch die Bühne zur<br />
Selbst-Präsentation kann schnell zum medialen<br />
Glatteis werden. Unter Leitung der<br />
Soziologin Prof. Dr. Ludgera Vogt und des<br />
Marburger Medienwissenschaftlers Prof.<br />
Dr. Andreas Dörner wurden die Inszenierungschancen<br />
und -risiken von Politikerauftritten<br />
in Talkshows untersucht. Die<br />
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
förderte das Projekt mit rund 240.000 Euro.<br />
Im Projekt „Die doppelte Kontingenz der Inszenierung“<br />
wurde untersucht, welche Ziele<br />
Politiker mit Auftritten in Talkshows verbinden,<br />
wie sie sich vorbereiten und welches Bild von<br />
Politik die Medien dadurch verbreiten. Im „Superwahljahr<br />
2009“ besuchten Politiker über<br />
100 Mal Talkshows wie „3 nach 9“ (Radio<br />
Bremen) und „Kölner Treff“ (WDR). Die Forscher<br />
analysierten die Auftritte und werteten<br />
sie unter handlungstheoretischer Perspektive<br />
aus. Dabei untersuchten sie Moderatoren,<br />
Gäste und Publikum, Kameraarbeit, Schnitt<br />
und Montage.<br />
Die Wissenschaftler identifizierten fünf<br />
typische Gesprächsrahmen: Über rein sachpolitische<br />
Debatten hinaus kann ein Politiker-<br />
Auftritt inszeniert werden als Krisen- oder als<br />
Coming-of-Age-Erzählung, d.h. als Inszenierung<br />
der Biographie des politischen Akteurs. Auch<br />
lassen sich Anleihen bei Casting-Shows oder<br />
Comedy-Darbietungen finden.<br />
Wie die Politik mit dieser<br />
Herausforderung<br />
umgeht, sollten Interviews<br />
klären, die mit<br />
Politikern, Beratern und<br />
Medienschaffenden<br />
geführt wurden. Prof.<br />
Vogt (Foto): „Politiker<br />
begreifen Talkshows<br />
als Bühnen für ihre<br />
Selbstdarstellung.<br />
Trotzdem ereignen sich oft unvorhersehbare<br />
Situationen, z.B. wenn sich ein Schlagersänger<br />
einmischt.“ Die Vorbereitung auf Medienauftritte<br />
werde häufig von Beratern professionell<br />
unterstützt. Das Projektteam nahm selbst an<br />
Medienberatungsseminaren teil.<br />
Die Wissenschaftler stießen auch auf Politiker,<br />
die Mediendarstellungen trotz aller<br />
Vorbereitung als unvorteilhaft empfanden. Die<br />
Ergebnisse der Untersuchung erscheinen demnächst<br />
als Buch.<br />
Endlichkeit<br />
Vom Wandel des Zeitbegriffs<br />
in den Wissenschaften<br />
„Zeit im Umbruch: Der Wandel des Zeitbegriffes<br />
in den Wissenschaften“ ist Titel<br />
einer Vortragsreihe im Wintersemester. Dr.<br />
Hartmut Petzold vom Deutschen Museum<br />
München sprach in der Auftaktveranstaltung<br />
über „Dimensionen und kulturelle<br />
Aspekte der Zeitmessung“. Veranstalter der<br />
vierzehntägigen Vortragsreihe waren Prof.<br />
Dr. Volker Remmert und Prof. Dr. Gregor<br />
Schiemann vom Interdisziplinären Zentrum<br />
für Wissenschafts- und Technikforschung.<br />
Normative und historische Grundlagen<br />
(IZWT) an der <strong>Bergische</strong>n <strong>Universität</strong>.<br />
Der Begriff der Zeit gehört zu den Grundbegriffen<br />
der Wissenschaften und der durch sie<br />
geprägten Kultur. Unterschiedlichste wissenschaftliche<br />
Disziplinen haben neue Beiträge<br />
zum Verständnis der Zeit erarbeitet: In der Physik<br />
wird die Unumkehrbarkeit der Zeit auf die<br />
beschleunigte Expansion des Kosmos zurückgeführt,<br />
biologische Forschungen weisen die<br />
komplexe Vielfalt der natürlichen Grundlagen<br />
des menschlichen Erlebens von Zeit nach, die<br />
Psychologie zeigt die Wandlungsfähigkeit des<br />
Zeitbewusstseins, die Geschichtswissenschaft<br />
demonstriert, dass auch wissenschaftliche<br />
Zeitbegriffe Veränderungen nicht entgehen. Es<br />
stellt sich die Frage: Stehen wir am Rande einer<br />
neuen Zeitauffassung?<br />
Weitere Referenten und Themen der Vortragsreihe<br />
„Zeit im Umbruch“ waren: Prof. Dr.<br />
Klaus Mainzer von der Technischen <strong>Universität</strong><br />
München, „Zeitsymmetrie und Zeitpfeil: Von<br />
der physikalischen Zeit zur Lebenszeit“; Prof.<br />
Dr. Wolfgang Knöbel vom Institut für Soziologie,<br />
Göttingen, „Die Theoretisierung sozialen<br />
Wandels und das Problem der Zeit“; Prof. Dr.<br />
Hans-Joachim Höhn von der <strong>Universität</strong> Köln,<br />
„Endlichkeit und Ewigkeit: Zeitkonzepte in<br />
der Theologie“; Privatdozent Dr. Hans-Georg<br />
Hofer vom Medizinhistorischen Institut der<br />
<strong>Universität</strong> Bonn, „Zeit der Krankheiten, Krankheiten<br />
der Zeit“, Prof. Dr. Moritz Epple von<br />
der <strong>Universität</strong> Frankfurt/Main, „Bewegungen<br />
des Gegenwartpunktes, Zeitebene, Axiomatik<br />
der Zeit: Felix Hausdorffs Erkenntniskritik der<br />
Zeit“. Die Vorträge fanden im Rahmen des<br />
Kolloquiums Wissenschaftsgeschichte und<br />
Wissenschaftsphilosophie statt.<br />
www.izwt.uni-wuppertal.de