2/2011 von
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Das Felsen-Hungerblümchen ist eine eiszeitliche Reliktpflanze<br />
(oben). Das Kugelschötchen ist eine typische Pflanze der Kalk-<br />
Felsspalten, ebenfalls eine eiszeitliche Reliktpflanze (rechts). Die<br />
Pfingstnelke wächst auf Felsbändern (unten).<br />
Nach wie vor aber stellen die einstmals auf der Schwäbischen<br />
Alb ausgesetzten Gämsen der Felsflora nach. Ein typisches<br />
Beispiel für Faunenverfälschung mit negativer Auswirkung.<br />
Nur etwa zehn Prozent der Felsbereiche im Land liegen in<br />
offener Landschaft. Auch deshalb hat dieser Lebensraumtyp<br />
eine so hohe Bedeutung für den Naturschutz. Neben<br />
den eher unscheinbaren Charakterarten Weiße Fetthenne,<br />
Mauerpfefferarten und Kelchsteinkraut kommen so prächtige<br />
Gewächse wie Echter Trauben- und Berg-Gamander<br />
und je nach Bodenmilieu Heide-, Karthäuser- und Pfingstnelke<br />
vor. Auch der für die Alb so typische Trauben-Steinbrech<br />
und die Küchenschelle haben an diesem Standort<br />
natürliche Vorkommen. Aber auch manche Tierarten haben<br />
hier ihren primären Lebensraum. Die Blauflügelige Ödlandheuschrecke,<br />
die Rote Schnarrheuschrecke, der Schmetterlingshaft<br />
und der Apollofalter sind auf diese Biotope angewiesen.<br />
Im Unterland ist es zudem die Mauereidechse,<br />
die hier ihren Lebensmittelpunkt hat. Anzutreffen sind die-<br />
Thomas Pfündel Thomas Pfündel<br />
Thomas Pfündel<br />
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se Extrem-Biotope auf der Schwäbischen Alb, im Neckarund<br />
Taubergebiet. Auch wenn der Lebensraumtyp der Kalk-<br />
Pionierrasen innerhalb der FFH-Gebiete nur kleinere Bereiche<br />
einnimmt – im Lebensraummosaik unserer Heimat<br />
stellt er etwas Besonderes dar.<br />
Neue Schutzkategorien – neue Chancen<br />
Zu den bisher bekannten Schutzkategorien sind also neue<br />
Begriffe hinzugekommen: Natura 2000, FFH-Gebiete, FFH-<br />
Lebensraumtypen und Prioritäre Lebensräume. Warum und<br />
mit welchen Auswirkungen?<br />
Die Bemühungen um den Schutz markanter Landschaftsteile,<br />
Lebensräume und Arten reicht weit ins vergangene<br />
Jahrhundert zurück. Es waren durchaus – oft nach langem<br />
Kampf – Erfolge zu verzeichnen. Denken wir nur daran, dass<br />
das Verschwinden ganzer Berge verhindert werden konnte<br />
(z. B. Dettinger Hörnle). Dass das Abtorfen und Entwässern<br />
<strong>von</strong> Mooren eingestellt wurde und durch die Schonung<br />
vieler jagdbarer Tiere (z. B. Graureiher) diese sich wieder<br />
ausbreiten konnten.<br />
Doch die rasante Flächeninanspruchnahme für Baugebiete<br />
und Verkehr und die Intensivierung der Landbewirtschaftung<br />
stellte diese positive Entwicklung wieder infrage.<br />
Selbst die vermehrte Ausweisung <strong>von</strong> Schutzgebieten<br />
(Naturparke, Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete,<br />
Waldschutzgebiete und Naturdenkmale) konnte nicht<br />
Schritt halten. Nach einer kurzen Zeit der Erholung mancher<br />
Pflanzenvorkommen und Tierpopulationen machte<br />
sich wieder eine gegenläufige Tendenz bemerkbar (z. B.<br />
Feldlerche). Dem wurde begegnet mit der Propagierung<br />
und Verordnung der »Besonders geschützten Biotope«. Damit<br />
wurde der Versuch unternommen, Naturschutz in die<br />
Fläche zu bringen. Mit 200.000 –wenn auch kleineren –Gebieten<br />
in der Kulturlandschaft und im Wald wurde in unserem<br />
Land durchaus der richtige Weg beschritten. Nur hapert<br />
es daran, diesen Fortschritt im Bewusstsein der Bevölkerung<br />
zu verankern und damit Akzeptanz zu erlangen.<br />
Mit dieser Schwierigkeit haben auch die <strong>von</strong> der Europäischen<br />
Union initiierten FFH-Gebiete zu kämpfen. Ausgehend<br />
<strong>von</strong> der Frage, wie der schwindenden biologischen<br />
Vielfalt auf dem Kontinent Einhalt geboten werden kann,<br />
wurde im Jahr 1992 das Schutzgebietsnetz Natura 2000 beschlossen.<br />
Damit soll die Erhaltung bedeutender europäischer<br />
Lebensräume und seltener Pflanzen- und Tierarten<br />
gewährleistet werden. In vielen Fällen kann dies eben nur