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Das Felsen-Hungerblümchen ist eine eiszeitliche Reliktpflanze<br />

(oben). Das Kugelschötchen ist eine typische Pflanze der Kalk-<br />

Felsspalten, ebenfalls eine eiszeitliche Reliktpflanze (rechts). Die<br />

Pfingstnelke wächst auf Felsbändern (unten).<br />

Nach wie vor aber stellen die einstmals auf der Schwäbischen<br />

Alb ausgesetzten Gämsen der Felsflora nach. Ein typisches<br />

Beispiel für Faunenverfälschung mit negativer Auswirkung.<br />

Nur etwa zehn Prozent der Felsbereiche im Land liegen in<br />

offener Landschaft. Auch deshalb hat dieser Lebensraumtyp<br />

eine so hohe Bedeutung für den Naturschutz. Neben<br />

den eher unscheinbaren Charakterarten Weiße Fetthenne,<br />

Mauerpfefferarten und Kelchsteinkraut kommen so prächtige<br />

Gewächse wie Echter Trauben- und Berg-Gamander<br />

und je nach Bodenmilieu Heide-, Karthäuser- und Pfingstnelke<br />

vor. Auch der für die Alb so typische Trauben-Steinbrech<br />

und die Küchenschelle haben an diesem Standort<br />

natürliche Vorkommen. Aber auch manche Tierarten haben<br />

hier ihren primären Lebensraum. Die Blauflügelige Ödlandheuschrecke,<br />

die Rote Schnarrheuschrecke, der Schmetterlingshaft<br />

und der Apollofalter sind auf diese Biotope angewiesen.<br />

Im Unterland ist es zudem die Mauereidechse,<br />

die hier ihren Lebensmittelpunkt hat. Anzutreffen sind die-<br />

Thomas Pfündel Thomas Pfündel<br />

Thomas Pfündel<br />

11<br />

se Extrem-Biotope auf der Schwäbischen Alb, im Neckarund<br />

Taubergebiet. Auch wenn der Lebensraumtyp der Kalk-<br />

Pionierrasen innerhalb der FFH-Gebiete nur kleinere Bereiche<br />

einnimmt – im Lebensraummosaik unserer Heimat<br />

stellt er etwas Besonderes dar.<br />

Neue Schutzkategorien – neue Chancen<br />

Zu den bisher bekannten Schutzkategorien sind also neue<br />

Begriffe hinzugekommen: Natura 2000, FFH-Gebiete, FFH-<br />

Lebensraumtypen und Prioritäre Lebensräume. Warum und<br />

mit welchen Auswirkungen?<br />

Die Bemühungen um den Schutz markanter Landschaftsteile,<br />

Lebensräume und Arten reicht weit ins vergangene<br />

Jahrhundert zurück. Es waren durchaus – oft nach langem<br />

Kampf – Erfolge zu verzeichnen. Denken wir nur daran, dass<br />

das Verschwinden ganzer Berge verhindert werden konnte<br />

(z. B. Dettinger Hörnle). Dass das Abtorfen und Entwässern<br />

<strong>von</strong> Mooren eingestellt wurde und durch die Schonung<br />

vieler jagdbarer Tiere (z. B. Graureiher) diese sich wieder<br />

ausbreiten konnten.<br />

Doch die rasante Flächeninanspruchnahme für Baugebiete<br />

und Verkehr und die Intensivierung der Landbewirtschaftung<br />

stellte diese positive Entwicklung wieder infrage.<br />

Selbst die vermehrte Ausweisung <strong>von</strong> Schutzgebieten<br />

(Naturparke, Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete,<br />

Waldschutzgebiete und Naturdenkmale) konnte nicht<br />

Schritt halten. Nach einer kurzen Zeit der Erholung mancher<br />

Pflanzenvorkommen und Tierpopulationen machte<br />

sich wieder eine gegenläufige Tendenz bemerkbar (z. B.<br />

Feldlerche). Dem wurde begegnet mit der Propagierung<br />

und Verordnung der »Besonders geschützten Biotope«. Damit<br />

wurde der Versuch unternommen, Naturschutz in die<br />

Fläche zu bringen. Mit 200.000 –wenn auch kleineren –Gebieten<br />

in der Kulturlandschaft und im Wald wurde in unserem<br />

Land durchaus der richtige Weg beschritten. Nur hapert<br />

es daran, diesen Fortschritt im Bewusstsein der Bevölkerung<br />

zu verankern und damit Akzeptanz zu erlangen.<br />

Mit dieser Schwierigkeit haben auch die <strong>von</strong> der Europäischen<br />

Union initiierten FFH-Gebiete zu kämpfen. Ausgehend<br />

<strong>von</strong> der Frage, wie der schwindenden biologischen<br />

Vielfalt auf dem Kontinent Einhalt geboten werden kann,<br />

wurde im Jahr 1992 das Schutzgebietsnetz Natura 2000 beschlossen.<br />

Damit soll die Erhaltung bedeutender europäischer<br />

Lebensräume und seltener Pflanzen- und Tierarten<br />

gewährleistet werden. In vielen Fällen kann dies eben nur

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