2/2011 von
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Biotopverbundbrücke »Spitzäcker« mit Schaugarten<br />
Auf dem Galgenberg bei Nürtingen<br />
Von Richard Haussmann<br />
Der 2,3 ha große landwirtschaftliche Schaugarten mit Wild -<br />
rosenlehrpfad, Wildobst-Pfad, Heil- und Gewürzpflanzengarten<br />
und Streuobstwiese liegt zwischen Aichtal-Grötzingen<br />
und Nürtingen-Neckarhausen an der Stelle, wo der<br />
»Bauernwald« der Hangkante zum Neckartal am nächsten<br />
kommt. Zwischen dem Waldrand und den ausgedehnten<br />
Streuobstwiesen entstand hier ein wirkungsvoller Biotopverbund.<br />
Vom so genannten »Heerweg«, markiert als »Main-<br />
Neckar-Rhein-Weg« (Hauptwanderweg 3), der die Fläche<br />
durchquert, lässt sich die Heckenlandschaft und der Schaugarten<br />
am besten besichtigen.<br />
In vorbildlicher ehrenamtlicher Arbeit wurde die Anlage<br />
1994 vom ehemaligen Gaunaturschutzwart des Teck-Neuffen-Gaus,<br />
Walter Wahl, seiner Frau und Horst Busse <strong>von</strong><br />
der OG Reudern, unter Mithilfe und Beratung durch Prof.<br />
Dr. Sneyd <strong>von</strong> der Fachhochschule Nürtingen, gegründet.<br />
Seither wird die Anlage hauptsächlich <strong>von</strong> ihnen und gelegentlich<br />
<strong>von</strong> Helfern der umliegenden OGn gepflegt und<br />
immer wieder erweitert. Auch der Pflegetrupp des Schwäbischen<br />
Albvereins mit Jörg Dessecker an der Spitze bringt<br />
sich bei der Pflege der Obstbäume regelmäßig mit ein. Das<br />
gesamte Gelände gehört der Stadt Nürtingen.<br />
Der Erstpflanzung <strong>von</strong> sieben Hecken, zwei Reihen Obstbäumen,<br />
einem Rosenlehrpfad und einer landwirtschaftlichen<br />
Schaufläche folgte vor wenigen Jahren eine Erweiterung<br />
des Rosenlehrpfades sowie ein Obstlehrpfad mit alten<br />
Sorten, u. a. der »Haferpflaume« – auch »Krieche« ge -<br />
nannt –, die einst in fast jedem Bauerngarten zu sehen war.<br />
Bei der Anlage des Obstlehrpfades (wilder Holzapfel, Elsbeere,<br />
Speierling, Mispel, Zibarte u. a.) und bei der Beschaffung<br />
der Jungpflanzen war Dr. Hartmann <strong>von</strong> der Universität<br />
Hohenheim behilflich.<br />
Die gepflanzten Hecken sind ein idealer Lebensraum für<br />
die Dorngrasmücke und den Neuntöter (Rotrückiger Würger),<br />
der nach Jahren der Abwesenheit erfreulicherweise<br />
wie der zugegen ist. Auch für das schon länger verschwundene<br />
Rebhuhn wurde wieder ein geeignetes Biotop geschaf -<br />
16<br />
fen. Der landwirtschaftliche Schaugarten wurde Jahr für Jahr<br />
um weitere Getreidearten erweitert. Angestrebt wird eine<br />
nachhaltige Bewirtschaftung der Schaufläche. Anstatt Mineraldünger<br />
einzusetzen, wurde auf einer größeren Fläche<br />
eine Mischung geeigneter Pflanzen für die Gründüngung<br />
gesät. Das sind Pflanzen wie Klee, Wicken usw., die an ihren<br />
Wurzeln mit stickstoffbindenden Bakterien zusammenleben.<br />
Um fast vergessene und gängige Nutzpflanzen »in den Blick«<br />
zu rücken, wurden diese auf kleinen Parzellen der Schaufläche<br />
angebaut. Da Getreide sich im Gegensatz zu Gras,<br />
aus dem es hervorgegangen ist, einjährig ist, müssen die<br />
Getreidearten wie z. B. Lein und Grüne Linse Jahr für Jahr<br />
<strong>von</strong> neuem gesät werden. Welche Nutzpflanzen und in welcher<br />
Reihenfolge gesät wird, entscheidet Prof. Dr. Sneyd<br />
<strong>von</strong> der Fachhochschule Nürtingen. Er hilft auch bei Saat<br />
und Ernte und Gewinnung <strong>von</strong> Saatgut. Die Ähren werden<br />
auf dem Tachenhäuser Hof gedroschen.<br />
Gesät wird zweimal im Jahr. Im Frühjahr das Sommergetreide,<br />
u. a. Lein und Grüne Linse, und im Herbst das Wintergetreide,<br />
z. B. Einkorn, Emmer (Zweikorn) und Dinkel.<br />
Gesät wird in Rillen. Dazu fertigte der Naturschutzwart der<br />
OG Neckarhausen, Herbert Geiger, ein besonderes Gerät<br />
an. Durch die Rillensaat können die Ackerwildkräuter mit<br />
Hacke, Distelstecher und Spaten besser bekämpft werden,<br />
da auf die Verwendung chemischer Mittel verzichtet wird.<br />
Auch wurden mehr und mehr Arten <strong>von</strong> Wildkräutern zur<br />
Erhaltung ihrer Art auf einem Ackerrandstreifen angebaut.<br />
Diese sind durch die Intensivierung der modernen Landwirtschaft<br />
vom Aussterben bedroht. Ihre prächtigen Blüten<br />
sind für Wildbienen des nahe gelegenen Wildbienenstands<br />
eine ergiebige Nahrungsquelle. Für Wanderer und Spaziergänger<br />
ist die Pracht blühender Ackerwildkräuter eine<br />
wahre Augenweide.<br />
Neu ist die Anlage eines zweigeteilten Schaugartens. Der<br />
eine Teil, ein Kräuter- und Gewürzgarten, ist wiederum in<br />
zwei Hälften geteilt: zur Linken Heilkräuter, die bei Erkrankungen<br />
der Atemwege eingesetzt werden, zur Rechten<br />
Thomas Pfündel