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Mehrbildtechniken in der digitalen Photogrammetrie - Institute of ...

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Generelle Nachteile von Testfeldverfahren s<strong>in</strong>d jedoch die Verfügbarkeit und Mobilität geeigneter<br />

Testfel<strong>der</strong> sowie die durch die Wahl e<strong>in</strong>es Testfeldes und damit e<strong>in</strong>es Fokussierzustandes sich ergebenden<br />

E<strong>in</strong>schränkungen bezüglich <strong>der</strong> Ausdehnung aufzunehmen<strong>der</strong> Objekte. Der Aufwand <strong>der</strong><br />

Herstellung e<strong>in</strong>es geeigneten, stabilen Testfeldes und <strong>der</strong> Bereitstellung von h<strong>in</strong>reichend genauen<br />

Referenzkoord<strong>in</strong>aten ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur für bestimmte, häufig am selben Ort wie<strong>der</strong>holte Anwendungen<br />

zu rechtfertigen.<br />

3.2.1.3. Selbst- und Simultankalibrierung<br />

Bei <strong>der</strong> Selbstkalibrierung wird e<strong>in</strong>e Kamera ohne Objektraum<strong>in</strong>formation lediglich aus photogrammetrischer<br />

Information, welche <strong>in</strong> Form von Strahlenschnitten aus gemessenen Bildkoord<strong>in</strong>aten<br />

vorliegt, kalibriert. Die Idee <strong>der</strong> Selbstkalibrierung wurde im Laufe <strong>der</strong> 60er Jahre von <strong>der</strong><br />

Gruppe D. Brown entwickelt (Brown 1971, Kenefick et al. 1972), nachdem bereits <strong>in</strong> (Hallert, 1956)<br />

auf die Möglichkeit h<strong>in</strong>gewiesen worden war, bei Luftbil<strong>der</strong>n aus den Restparallaxen e<strong>in</strong>es Stereomodelles<br />

auf die Objektivverzeichnung zu schließen. Brown zeigt, daß aus m<strong>in</strong>destens drei<br />

Aufnahmen e<strong>in</strong>er Kamera <strong>in</strong> stark konvergenter Anordnung die Koord<strong>in</strong>aten des Bildhauptpunktes<br />

bestimmt werden können, und daß bei Kenntnis m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Distanz im Objektraum auch die<br />

Kammerkonstante bestimmt werden kann. Desweiteren führt er e<strong>in</strong>en Satz von fünf Zusatzparametern<br />

zur Modellierung <strong>der</strong> radialsymmetrischen Verzeichnung und <strong>der</strong> Dezentrierverzeichnung e<strong>in</strong><br />

(vgl. Kapitel 3.2.1) und geht konsequent von <strong>der</strong> Vorstellung ab, daß für hochgenaue photogrammetrische<br />

Meßaufgaben die Verwendung speziell verzeichnungskorrigierter Objektive notwendig sei. In<br />

(Kenefick et al. 1972) wird die Anwendung von Rotationsstrategien begründet, die zur Vermeidung<br />

von Korrelationen zwischen den Parametern <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Orientierung und Parametern <strong>der</strong> äußeren<br />

Orientierung bei m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Aufnahme die Kamera um 180 o um ihre Achse drehen. E<strong>in</strong>e<br />

Formulierung <strong>der</strong> Selbstkalibrierung über die Koplanaritätsbed<strong>in</strong>gung f<strong>in</strong>det sich - beschränkt auf<br />

die Bestimmung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Orientierung - <strong>in</strong> (Kölbl, 1972): Kölbl zeigt anhand von Genauigkeitsabschätzungen,<br />

daß für die Selbstkalibrierung e<strong>in</strong>er nicht-metrischen Kamera Aufnahmen von<br />

m<strong>in</strong>destens drei Kamerastandorten notwendig s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Aufnahmerichtungen nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ebene<br />

liegen und e<strong>in</strong>en Konvergenzw<strong>in</strong>kel von etwa 60 o e<strong>in</strong>schließen sollen, und daß die Objekttiefe<br />

m<strong>in</strong>destens etwa 25% <strong>der</strong> Aufnahmeentfernung ausmachen sollte. E<strong>in</strong>en l<strong>in</strong>earen, näherungswertunabhängigen<br />

Ansatz zur relativen Orientierung e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Orientierung<br />

zeigt (Ni<strong>in</strong>i, 1994). Der Ansatz basiert auf <strong>der</strong> projektiven s<strong>in</strong>gulären Korrelation und bed<strong>in</strong>gt<br />

ebenfalls die Akquisition von m<strong>in</strong>destens drei Bil<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>es Punktfeldes mit signifikanter Tiefenausdehnung<br />

durch e<strong>in</strong>e Kamera von unterschiedlichen Kamerastandorten. Der l<strong>in</strong>eare projektive Ansatz<br />

be<strong>in</strong>haltet ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten zur Modellierung nicht-l<strong>in</strong>earer Effekte wie <strong>der</strong> Objektivverzeichnung<br />

und bietet sich daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahbereichsphotogrammetrie vor allem zur Bestimmung von<br />

Näherungswerten für e<strong>in</strong>e anschließende Bündelblockausgleichung mit kompletter Selbstkalibrierung<br />

an.<br />

Die Begriffe ‘Selbstkalibrierung’ und ‘Simultankalibrierung’ werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur nicht e<strong>in</strong>heitlich<br />

gehandhabt: Meist steht Selbstkalibrierung für die Tatsache, daß zur Kalibrierung e<strong>in</strong>er Kamera<br />

lediglich photogrammetrische Information <strong>in</strong> Form Strahlenschnitten gemessener Bildkoord<strong>in</strong>aten<br />

verwendet wurde; Simultankalibrierung h<strong>in</strong>gegen bedeutet, daß die Kamera <strong>in</strong> <strong>der</strong> Applikation kalibriert<br />

wird (d.h. daß die Kameraparameter zusammen mit den Orientierungsparametern und den zu<br />

bestimmenden Objektpunktkoord<strong>in</strong>aten bestimmt werden), sagt aber nichts über das eventuelle<br />

41 Stand: 9. 10. 97

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