«Meinem Mann geht es plötzlich schlecht. Ich weiss nicht, ob er sich zu uns setzen wird. Früher, vor der hinterhältigen Krankheit buk mein Mann die Süssigkeiten. Er wollte ja ursprünglich Konditor werden, nicht Kaufmann. Seine beiden Töchter aus erster Ehe leben in Stuttgart, sind uns aber keine grosse Hilfe. Seit drei langen Jahren bin ich mehr oder weniger Tag und Nacht für ihn da. Früher konnten wir noch kleine Ausflüge machen. Ein kleiner Spaziergang im Quartier. Doch diese Zeiten sind vorbei – seit vielen Monaten schon ist mein Mann an den Rollstuhl gebunden. Sein, unser Lebenskreis wird immer kleiner, immer eingeengter. Kein Tag ist wie der andere. Nie wissen wir, wie viel Kraft er besitzt, wenn er morgens die Augen öffnet. Nichts lässt sich planen.»
«Jede Stunde, ja jede Minute müssen wir nehmen, akzeptieren, so, wie sie auf uns zukommt. Das ist schwierig, stimmt uns zuweilen auch traurig und nachdenklich. Wir sind überglücklich, dass wir zusammen in unseren eigenen vier Wänden uns auf den Abschied vorbereiten dürfen. Als Tierärztin hinterfrage ich vieles. Wurde deswegen schon oft als schwierig abgestempelt. Im Spital musste mein Mann darunter leiden. Seine Wünsche wurden nicht berücksichtigt. Ein Sterbender, der sich nicht aufgehoben fühlte in der Maschinerie und der Hektik dieser Institution. Die Anonymität, die Geschäftigkeit belasteten uns sehr. Wir wurden Mitglieder bei EXIT, haben uns erkundigt, führten auch schon Gespräche, das gibt uns zusätzlichen Halt.» «Ich hole jetzt meinen Mann. Er mag nicht mehr, schläft den ganzen Tag. Er hat mit dem Leben abgeschlossen – das gestand er mir vor kurzem erstmals ein.» Wenige Augenblicke später sitzt Herr Karst am Tisch. Ein beeindruckender Mann. Gefasst, würdevoll, beinahe aristokratisch wirkend. «Aus Baden (Baden-Württemberg) stamme ich. Meine Familie war tief religiös, Pietisten – deren gibt es viele in dieser Gegend. Nur das Wort Gottes ist Leitfaden, Richtschnur für das Handeln und Sein. Dann, als junger Mann, wurde ich als Soldat eingezogen. Nach Frankreich. Dort geriet ich in Gefangenschaft. Auf Reih und Glied mussten wir antreten. Geschossen wurde und meine Kameraden, links und rechts fielen vornüber, starben einen unwürdigen, leisen Tod. Ich überlebte und konnte fliehen. Zu Fuss den weiten Weg zurück in meine vom Krieg gezeichnete Heimat. Später arbeitete ich als Personalchef in einer Schmuckfirma in Pforzheim. Die Arbeit gab mir neue Kraft und half mir, den Glauben an die Menschen wieder zu finden.» Die Stimme versagt. Müde und erschöpft ergreift er die Hand seiner Frau. Sie erzählt weiter. Geschichten aus deren Leben. «Nur wenige Monate nach meiner Geburt musste mein Vater an die Ostfront. Geriet in Gefangenschaft. Als er nach vielen Jahren heimkehrte, stand ein fremder Mann vor mir. Nein, Sie sind nicht mein Vater. Dies ist mein Vater – ich zeigte auf ein kleines, vergilb- tes Bild, das bei uns auf dem Regal stand. Mutter war herzkrank. Musste in Dresden weit laufen, um Brot für die Familie zu kaufen. Meine Schwester und ich fürchteten uns, wussten nie, ob sie zurückkehren würde. Dann, die Nacht des Grauens, die Bombardierung dieser wunderschönen Stadt. Im Keller verbrachten wir die endlosen Stunden. Nie werde ich das vergessen. Nein, nicht die Toten sind es, sondern die Schreie der Verletzten, der Flehenden, die Hilflosigkeit, die bis heute immer wieder ihre Schatten werfen. Unsere Erfahrungen im Krieg verbinden uns, schweissen uns zusammen. Unsere Liebe basiert auf Vertrauen, Hochachtung und Hingabe. Was ich für ihn tue, würde er genauso für mich machen. Loyalität, das zählt, gibt Kraft und Gewissheit, nie alleine gelassen zu werden.» «Mit der Liebe, ja das war schon so eine Angelegenheit. Ich fühlte mich unsicher. Die magische rote Lampe leuchtete rasch auf. Auszeit, Gefahr, aufpassen. Eine Freundin veranstaltete ein kleines Fest. Ein stattlicher Herr aus Deutschland war unter den Gästen. Er wirkte etwas verhalten, unbeholfen. Das weckte mein Interesse. Wir schlossen eine Wette ab. Ich verlor und wir trafen uns daher in einer Eisdiele. Dann, ja dann, war das Eis gebrochen.» Die Blicke der beiden treffen sich. Ein verschmitztes, ja mädchenhaftes Lächeln huscht über ihr Gesicht. «Nun muss ich meinen Mann wieder hinlegen. Er mag nicht mehr.» Schweigend, beinahe lautlos verlassen sie das Wohnzimmer. «Ein Pferd, ein Schimmel, der gehört zu unserer kleinen Familie. Diese Dynamik, die stolze Haltung, das Aufbegehren, das alles beeindruckt mich. Oft verbringe ich meine Zeit dort. Schau dem Tier bei seinem Auslauf zu. Versinke in alte Erinnerungen, als mein Mann noch mitkam und ebenfalls seine helle Freude an diesem wunderbaren Hengst hatte.» «Ja es tut weh, zuschauen zu müssen, wie das Liebste immer hilfloser wird, sein Abschied immer näher rückt. Sein Lebenswille nachlässt. Ich werde ihn begleiten bis zu seinem letzten Atemzug. Das ist Ehrensache, das ist Liebe.»
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