Zum Jahresbericht 2009 - Onko Plus
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«Meine Mutter verbrachte ihre Jugend in der Lenzerheide. Ihr Vater<br />
war Schuhmacher. Viele Geschwister, eine Grossmutter mussten<br />
ernährt werden. Da kam es oftmals vor, dass das junge Mädchen<br />
bis spät in die Nacht geflicktes Schuhwerk nach Parpan oder<br />
in andere umliegende Gemeinden austragen musste. Die Schule<br />
besuchen und auch im Haushalt fleissig mithelfen, dies war ihre<br />
Aufgabe. Die Berge, die Natur stärkten ihre Seele, machten aus ihr<br />
einen herzlichen, unkomplizierten Menschen.» Sein Vater stammt<br />
aus Peking. Früh schon verlor er den Vater. Ein Onkel, Politiker<br />
aus einer angesehenen Händlerdynastie, schaute nach dem Jungen.<br />
Wohlhabend und noch ganz im Konfuzianismus verwurzelt,<br />
wuchs er auf. Der Stiefvater, der Bruder seines Vaters, fördernd,<br />
unterstützend, die Schwiegermutter – aristokratisch, unnahbar.<br />
1947 gewann er ein Stipendium und damit den Zugang zur Universität.<br />
Bald darauf brachen die Unruhen aus. Mao übernahm die<br />
Macht und der junge Student blieb für immer im fremden Land.<br />
An der Hochschule studierte er und verdiente sein Geld mit dem<br />
Zeichnen von Kalligrafien. Dort in der Kantine begegnete er einer<br />
jungen Frau, die in Zürich als Au-Pair-Mädchen und im Service<br />
ihren Lebensunterhalt verdiente. Hier der feingliedrige, exotische<br />
Student, dort das stramme, rotbäckige Mädchen von der<br />
Alp. Dann geschah, was geschehen musste. Sie war schwanger.<br />
Die Reise in die Lenzerheide war nicht einfach, denn ihr Grossvater<br />
war ja streng katholisch, ihre Brüder breitschultrig, gross und<br />
stark. Nicht einfach für den kleinen Chinesen und seine Braut. Da<br />
sein Vater den Flüchtlingsstatus besass, konnten seine Eltern nicht<br />
heiraten, denn sonst hätte seine Mutter das Bürgerrecht verloren.<br />
«Ja, so waren damals noch die Bräuche!»